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Größenwahn

Größenwahn

Titel: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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eine Heerschaar von Rebellen
    In diesem Höllenschlunde, von Dämonen,
    Die mächtig rütteln an den Felsenthronen,
    Bis sie sich selbst erobert Sonnenkronen.
    Hier möcht' ich stehn an des Verderbens Quellen,
    Wo aus dem Abgrund dumpfe Schreie gellen.
     
    Trüb war mein Blick von unvergossenen Thränen,
    Mein Auge noch Dein Auge mied.
    Daß Du verbergen wolltest, konnt ich's erwähnen,
    Wenn sanft Du niederschlugst das Lid,
    In Deinem Auge nur den Widerschein.
    Verstohlenen Mitleids, das mir galt allein?
     
    Ein Augenblick hat mir Dein Herz erschlossen,
    Zum Tag des Glücks bin ich erwacht.
    Auf welke Herzensblumen hat ergossen
    Des Friedens Thau sich über Nacht.
    Als Deine Lippe zitternd mich berührt,
    Ward jedes Leidens Schatten mir entführt.
     
    Und neue Sonne lag in Deinem Blicke.
    Von mir Du fortgezaubert hast
    Mit süßer Ueberredung die Geschicke,
    Die lange mich verwandelt fast
    In eine Mißgestalt, ein Zwittersein,
    Ein falsches Wesen, dessen Kälte Schein.
     
    Doch jetzt fällt ab von mir die feige Hülle
    Und ich bekenne laut und frei
    All' meiner Liebe Uebermaß und Fülle,
    Werf' ab des Stolzes Sclaverei,
    Der mich vermummt ins fade Geckenkleid.
    Frei will ich nun bekennen Lust und Leid.
     
    Ich bin ein Künstler. Und das wahre Siegel
    »Von Gottes Gnaden« ist Dein Mund.
    Dein Aug' ist meiner eignen Seele Spiegel,
    Ich schaue deutlich bis zum Grund
    In der Gefühle Strom, den Quell der Triebe.
    Mein Auge schärft der Sonnenstrahl der Liebe.
     
    Daß ich ein Künstler, fühl ich erst durch Minne:
    Jetzt springt die Fluth des Himmelsquells,
    Den noch verbarg der grobe Staub der Sinne
    Und des Verstandes kalter Fels.
    Der Muse Gruß ist der Geliebten Lippe,
    Und wahre Liebe wird zur Aganippe.
     
    Gedanken bleichten Deiner Wange Glanz,
    An ihrer weißen Rose zehrt der Gram.
    Doch würde Freude oder holde Scham
    Umwinden sie mit rötherm Rosenkranz,
    Fürcht' ich, daß dieser rauhere Schimmer ganz
    Die wahre Anmuth Deinem Antlitz nahm.
    Zu früh der Sturm der Leidenschaften kam,
    Wollüstig wirbelnd Dich im Lebenstanz.
     
    Der Reue Dorn an Deinen Blüthen nagt,
    Der Unschuld Frische ist Dir nicht geblieben,
    Nur Liebesthau Dein welkes Herz erfrischt.
    Zu brechen ach! Dich meine Hand nicht wagt,
    Ich scheue jenen Dorn trotz allem Lieben,
    Denn Deiner Farben Schmelz scheint nur verwischt.
     
    Wie Moses, der geschaut das heilige Feuer,
    Nicht sagen konnte, was er dort entdeckte,
    So auch mein Geist für immerdar bedeckte
    Meine Gedanken mit der Liebe Schleier.
    Eh mögen meine Haare mir erbleichen,
    Eh ich bekenne, was ich oft gelitten.
    Wohl hast mein Herz Du mittendurch geschnitten,
    Doch keine Thräne siehst Du niederschleichen.
    Kein Blut so locken dreischneidige Klingen
    Aus Wunden, innerlich verblutend, schweren,
    Doch Todesblässe sie den Wangen bringen.
    Auch Du vermißt in meinem Auge Zähren,
    Wenn Deiner Worte Dolche mich durchdringen,
    Mein bleiches Antlitz aber sollst Du ehren.
     
    Zwei Sterne waren's und ein Glanz von Rosen,
    Weißröthlich als ob Schnee darüber flockte,
    Das war's, was in der Liebe Schlinge lockte
    Mich schon Erstickenden und Odemlosen.
    Ich brenne, brenne. Ströme nicht noch Meere
    Verlöschen meine Gluth, doch brenn' ich gerne.
    Entzündend mich an ihrem Augensterne,
    Aufs neue stets ich weiter mich verzehre.
     
    Ja, wie ein Phönix in die Flamme springe
    Ich selber, die an meinem Marke prassen!
    O wie viel süßer wäre doch die Schlinge,
    Wenn ihre Arme wollten mich umfassen,
    Und glichen sie dem heißen Feuerringe!
    Wohl bin ich frei, doch bin ich glückverlassen.
     

Todtenlied auf die Geliebte des Kalifen.
     
    Wehe, wehe über diese Todte,
    Die der Sturm gepflückt in ihrem Lenze,
    Eh der Gluthstrom ihrer Brust verlohte –
    Sie die Herrin in dem Land der Tänze!
    Sie die Herrin in dem Land der Sänge,
    Sie die Herrin in dem Land der Rosen –
    Laßt drum ihrer Heimathlieder Klänge
    Ihre fliehende Seele noch umkosen!
     
    Auf die schwarze Gruft laßt niederflattern
    Weiße Rose, die zu Schiras sprießet!
    Denn als Pflicht geziemt es den Bestattern,
    Daß ihr schönes Leben schön sich schließet.
     
    Nun hat sie das erste Leid betroffen,
    Daß auch dieses wandelt sich in Gnade:
    Früh steht Allah's Sternensaal ihr offen
    Und zum Tubabaum ziehn ihr Pfade,
    Während wir die Häupter niedersenken,
    Sündenreif, der kargen Erndte harrend,
    Und erst spät zum Grabe wankend lenken,
    Fast willkommen uns entgegenstarrend.
     
    Sie ist glücklich! Darum auf,

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