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Größenwahn

Größenwahn

Titel: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Ersatz.
    Hab zur Herde mich erniedert.
    Doch ich fühle angewidert:
    Hier ist nicht dein Platz.
     
    Liebe mag sich mir nun nahen.
    Ach, ich kann sie nicht umfahen,
    Denn mein Herz ist todt.
    Glück und Ruhm sie mögen kommen.
    Ach, mir kann es nichts mehr frommen.
    Komm Du, grause Noth!
     
    Wir nur passen noch zusammen!
    Schüre mir die letzten Flammen
    Für ein Lied empor!
    Daß mein Zorn Dir, Sclavenherde,
    Einmal zugedonnert werde,
    Den ich lang Dir schwor!
     
    Doch der Schmerz, der mich gezüchtigt,
    Auch mich läutert und mich tüchtigt.
    Jede Thränenfluth,
    Die mir brannte unvergossen,
    In mein stolzes Herz verschlossen,
    Stähle mir den Muth!
     
    Sommer ist dahingegangen
    Und mein Blut schleicht matter nun.
    Gelb und fahl die Blätter hangen
    Und des Waldes Sänger ruhn.
     
    Doch des Herbstes Abendsonne
    Röther malt den Ahornhain
    Und am Rhein in stiller Wonne
    Frisch gekeltert perlt der Wein.
     
    Ruhig sitz' ich beim Pokale,
    Ruhig harre ich der Zeit,
    Wo die satten Rebenthale
    Und der Ahornwald verschneit.
     
    Nach der Jugend Frühlingswärme
    Folgt des Alters greiser Frost –
    Winter, glaubst, daß ich mich härme?
    Skol Dir, Skol im Herbstesmost!
     
    Ob Dir der Jungfrau Scherz
    Wie Rosenduft gefalle,
    Der verschwiegene Mannesschmerz
    Gleicht gediegenem Metalle.
     
    Wenn die Sonnenstrahlen funkelnd
    An den Bergesspitzen haften,
    Selbst den Schluchten, grausig dunkelnd,
    Reiz verleihn sie, zauberhaften.
     
    Wenn ein Regenschleier schaurig
    Dir verbirgt der Sonne Glänzen,
    Dann erscheint Dir trüb und traurig
    Selbst der Matten frohes Lenzen.
     
    Krieg allem Feigen, Schlechten, Morschen, Alten!
    Ich fühle auf der Stirn den Weihekuß.
    Mit Arimanes' ewigen Gewalten
    Des heiligen Feuers Priester ringen muß.
     
    Kampf ist die Losung. Mit der Wahrheit Nadel
    Durchstech ich geistig Blinden ihren Staar.
    Was ficht mich an der Menge Lob und Tadel?
    Was ficht mich an Verkennung und Gefahr?
     

Harold Theopol Mokamaute.
     
Aus allertiefstem Wonneweh.
    Die dumpfe Dämmrung lastet
    Auf meinem Adlergeist,
    Seit mein unsterbliches Sehnen
    Als sterbliche Liebe kreist.
     
    Es kreist wohl über die Erde
    Zur blauen Ewigkeit, –
    Der Liebe Strahlenbrücke
    Führt über den Schlund der Zeit.
     
    Und floh auch Deine Liebe,
    Die meine kann nicht entfliehn.
    Und fliehst Du aus dem Leben,
    Mir kannst Du Dich nicht entziehn.
     
    Dein Tod zieht nach mein Leben,
    Dein Schatten mich dann umschwebt,
    Bis mit Deiner süßen Leiche
    Für ewig er mich begräbt.
     
    Ich will für immer verzichten
    Auf jede Unsterblichkeit –
    Denn ohne Deine Liebe
    Wär sie unsterbliches Leid.
     
    Und kann die Seele lieben
    Wie hier im Aetherraum, –
    Sie könnte nicht ertragen,
    Was hier zu träumen kaum.
     
    Denn hier auf Erden ist Liebe,
    Die nimmer vergeht, ein Traum –
    Für die Wirklichkeit des Glückes
    Hat keine Seele Raum.
     
    O süß-unsterbliche Wonne,
    Für ewig zu enden nun,
    Doch ewig Wange an Wange
    Im selben Grab zu ruhn!
     
    Nur keine Thränen, keine eitlen Klagen!
    Ich werde nie Dich wiederschaun im Leben.
    Doch Dich verlierend werde ich Dir sagen:
    Ich hatte meine Liebe Dir gegeben.
     
    Alles ist froh und alles ist hold
    Vom Grasgrün bis zum Sonnengold.
    Die Erde lächelt in Mairegenduft
    Und Iris schwingt sich in schweigender Luft.
    Und das liebliche Mägdlein bückt sich munter,
    Blumen zu sammeln in kunterbunter
    Farbiger Reihe zu reizendem Strauß
    Und füttert die Sänger im Vogelhaus.
     
    Sehnend streck' ich die freien Glieder,
    Jauchze Glückauf in die schimmernde Luft.
    Ströme unendlich beseligend nieder,
    Neuer Welten balsamischer Duft!
     
    Ein Veilchen, fand ich Dich im stillen Haine,
    Sorglos ob je, ein Auge auf Dich fällt.
    Doch eine Rose heut im Sonnenscheine
    Blühst duftig Du, ein Wunder aller Welt.
     
    Ich lieg im Schooß Dir neugeboren: Als Sohn und Buhlen
    Hast Du, Madonna, mich erkoren, mich mütterlich zu schulen.
    Den Bund von Frühling und Sommer mag später ein Sprosse krönen,
    Auch ich an Deinen Brüsten lag: Zähl auch den Gatten zu Deinen Söhnen.
     
    Sprichst Du zu einer Frau: »Sie sind sehr tugendhaft,
    Sehr geistreich und sehr weise, vollkommen ganz und gar,
    Doch leider – daß doch Gott nichts ganz Vollkommnes schafft! –
    Sie sind nicht schön« – sie denkt: »Der Dummkopf, der Barbar!«
     
    Sprichst Du zu einer Frau: »Sie scheinen lasterhaft,
    Albern, gemein und dumm, doch dies gesteh ich dreist:
    Sie sind sehr schön, Sie reizen des Mannes Leidenschaft«

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