Größenwahn
Ersatz.
Hab zur Herde mich erniedert.
Doch ich fühle angewidert:
Hier ist nicht dein Platz.
Liebe mag sich mir nun nahen.
Ach, ich kann sie nicht umfahen,
Denn mein Herz ist todt.
Glück und Ruhm sie mögen kommen.
Ach, mir kann es nichts mehr frommen.
Komm Du, grause Noth!
Wir nur passen noch zusammen!
Schüre mir die letzten Flammen
Für ein Lied empor!
Daß mein Zorn Dir, Sclavenherde,
Einmal zugedonnert werde,
Den ich lang Dir schwor!
Doch der Schmerz, der mich gezüchtigt,
Auch mich läutert und mich tüchtigt.
Jede Thränenfluth,
Die mir brannte unvergossen,
In mein stolzes Herz verschlossen,
Stähle mir den Muth!
Sommer ist dahingegangen
Und mein Blut schleicht matter nun.
Gelb und fahl die Blätter hangen
Und des Waldes Sänger ruhn.
Doch des Herbstes Abendsonne
Röther malt den Ahornhain
Und am Rhein in stiller Wonne
Frisch gekeltert perlt der Wein.
Ruhig sitz' ich beim Pokale,
Ruhig harre ich der Zeit,
Wo die satten Rebenthale
Und der Ahornwald verschneit.
Nach der Jugend Frühlingswärme
Folgt des Alters greiser Frost –
Winter, glaubst, daß ich mich härme?
Skol Dir, Skol im Herbstesmost!
Ob Dir der Jungfrau Scherz
Wie Rosenduft gefalle,
Der verschwiegene Mannesschmerz
Gleicht gediegenem Metalle.
Wenn die Sonnenstrahlen funkelnd
An den Bergesspitzen haften,
Selbst den Schluchten, grausig dunkelnd,
Reiz verleihn sie, zauberhaften.
Wenn ein Regenschleier schaurig
Dir verbirgt der Sonne Glänzen,
Dann erscheint Dir trüb und traurig
Selbst der Matten frohes Lenzen.
Krieg allem Feigen, Schlechten, Morschen, Alten!
Ich fühle auf der Stirn den Weihekuß.
Mit Arimanes' ewigen Gewalten
Des heiligen Feuers Priester ringen muß.
Kampf ist die Losung. Mit der Wahrheit Nadel
Durchstech ich geistig Blinden ihren Staar.
Was ficht mich an der Menge Lob und Tadel?
Was ficht mich an Verkennung und Gefahr?
Harold Theopol Mokamaute.
Aus allertiefstem Wonneweh.
Die dumpfe Dämmrung lastet
Auf meinem Adlergeist,
Seit mein unsterbliches Sehnen
Als sterbliche Liebe kreist.
Es kreist wohl über die Erde
Zur blauen Ewigkeit, –
Der Liebe Strahlenbrücke
Führt über den Schlund der Zeit.
Und floh auch Deine Liebe,
Die meine kann nicht entfliehn.
Und fliehst Du aus dem Leben,
Mir kannst Du Dich nicht entziehn.
Dein Tod zieht nach mein Leben,
Dein Schatten mich dann umschwebt,
Bis mit Deiner süßen Leiche
Für ewig er mich begräbt.
Ich will für immer verzichten
Auf jede Unsterblichkeit –
Denn ohne Deine Liebe
Wär sie unsterbliches Leid.
Und kann die Seele lieben
Wie hier im Aetherraum, –
Sie könnte nicht ertragen,
Was hier zu träumen kaum.
Denn hier auf Erden ist Liebe,
Die nimmer vergeht, ein Traum –
Für die Wirklichkeit des Glückes
Hat keine Seele Raum.
O süß-unsterbliche Wonne,
Für ewig zu enden nun,
Doch ewig Wange an Wange
Im selben Grab zu ruhn!
Nur keine Thränen, keine eitlen Klagen!
Ich werde nie Dich wiederschaun im Leben.
Doch Dich verlierend werde ich Dir sagen:
Ich hatte meine Liebe Dir gegeben.
Alles ist froh und alles ist hold
Vom Grasgrün bis zum Sonnengold.
Die Erde lächelt in Mairegenduft
Und Iris schwingt sich in schweigender Luft.
Und das liebliche Mägdlein bückt sich munter,
Blumen zu sammeln in kunterbunter
Farbiger Reihe zu reizendem Strauß
Und füttert die Sänger im Vogelhaus.
Sehnend streck' ich die freien Glieder,
Jauchze Glückauf in die schimmernde Luft.
Ströme unendlich beseligend nieder,
Neuer Welten balsamischer Duft!
Ein Veilchen, fand ich Dich im stillen Haine,
Sorglos ob je, ein Auge auf Dich fällt.
Doch eine Rose heut im Sonnenscheine
Blühst duftig Du, ein Wunder aller Welt.
Ich lieg im Schooß Dir neugeboren: Als Sohn und Buhlen
Hast Du, Madonna, mich erkoren, mich mütterlich zu schulen.
Den Bund von Frühling und Sommer mag später ein Sprosse krönen,
Auch ich an Deinen Brüsten lag: Zähl auch den Gatten zu Deinen Söhnen.
Sprichst Du zu einer Frau: »Sie sind sehr tugendhaft,
Sehr geistreich und sehr weise, vollkommen ganz und gar,
Doch leider – daß doch Gott nichts ganz Vollkommnes schafft! –
Sie sind nicht schön« – sie denkt: »Der Dummkopf, der Barbar!«
Sprichst Du zu einer Frau: »Sie scheinen lasterhaft,
Albern, gemein und dumm, doch dies gesteh ich dreist:
Sie sind sehr schön, Sie reizen des Mannes Leidenschaft«
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