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Grolar (German Edition)

Grolar (German Edition)

Titel: Grolar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Nesch
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Held.«
    »Bis gleich«, sagte er zu Cliff und zu Marten, »Wenn der Bär kommt, erschieß mich.«
    Ohne auf eine Reaktion zu warten, sprang er aus dem Trailer in den Regen, den Matsch und das Leben und knallte die Tür hinter sich zu.
     
     
Ray rutschte ganz auf die andere Seite, bis er an der Raupenkette des Baggers lag, wo er etwas mehr Kopffreiheit hatte.
    Das Graben ging weiter.
    Welche Optionen hatte er? Rauslaufen? Die Rampe war der einzige Weg aus diesem Loch. Verstecken konnte er sich nirgends. Fünf Schüsse hatte er noch. Vier, wenn er die letzte Kugel für sich behielt.
    Das stählerne Ungetüm über ihm ächzte, langsam aber stetig verlagerte sich sein Gewicht.
    Er konnte versuchen, in die Kanzel zu gelangen, den Bagger starten und sich einfach im Kreis drehen, umso vielleicht zu versuchen, den Bären von sich fernzuhalten. Außerdem hatte er die vier Schüsse.
    Die Räder der Raupenkette drückten gegen seinen Rücken, weil die andere Seite allmählich im Schlamm versank. Ein Laut der Verzweiflung entwich ihm, unbewusst, denn er wollte keinen Ton von sich geben, und das hörte sich nicht gut an, so goss er nur Öl in das Feuer seiner eigenen Panik. Er wollte nicht ersticken oder zerquetscht werden, genauso wenig zerfleischt, zerrissen von dieser mörderischen Bestie. Sein Körper wollte raus, raus in den Regen, schießen, kämpfen, siegen, sein Kopf wollte hierbleiben, bis es nicht mehr anders ging.
    Vielleicht würde der Caterpillar auf den Bär kippen?
    Aber wenn er kippte, dann nur sehr langsam. Jedes Tier könnte sich davor in Sicherheit bringen. Und Ray wäre seines sicheren Bunkers beraubt, schutzlos dem Monster ausgeliefert, ohne die Möglichkeit eine Entscheidung zu treffen.
    Über ihm quietschte der Turm, da die Schaufel im Sand feststeckte und das Fahrwerk sich bewegte.
    Er grub wie eine Maschine. Nicht schnell, aber ausdauernd. Er wusste, was er wollte.
    Solange er das Schaben hörte, war der Bär beschäftigt und seine Aufmerksamkeit darauf gerichtet, den Bagger zum Umkippen zu bringen. Ray überraschte sich selbst bei diesem klaren Gedanken. Der Einstieg in die Kabine lag auf der anderen Seite des Bären. Auf seiner Seite. Ein Vorteil.
    Er robbte vor, wobei er darauf achtete, keine Geräusche zu verursachen und auf das Graben zu hören. Sobald das stoppte, würde er raushetzen, auf die andere Kette klettern und von dort die kurze Leiter hoch in die Kanzel, er würde dabei schießen, sofort den Startknopf drücken und den Hebel für die Rundbewegung in Gang setzen.
    Grub der Bär schneller?
    Vorsichtig schob sich Ray entlang der Kette vorwärts. Sein Herz hatte er noch nie so heftig geschlagen gespürt, die Befürchtung, zu hyperventilieren kroch in ihm hoch, er schluckte, zwang sich, kontrolliert ein- und auszuatmen.
    Die Gewehrmündung zeigte dabei die ganze Zeit über die Kette, dorthin, wo er den Bären vermutete, sollte er auftauchen.
    Der pflügte weiter mit den Tatzen wie Schaufeln im Dreck.
    Regen fiel auf Ray, kühlte seinen vor Anspannung heißen Kopf. Jetzt konnte er sich mit einem Arm aufrichten, den Kolben der Shotgun in die Hüfte stemmen, den Finger am Abzug und das Bein anwinkeln.
    Der Bär behielt seinen Rhythmus bei, bemerkte nichts von seinem Vorhaben. Ray zog das andere Bein an.
    Er ging in die Hocke, es fühlte sich an wie ein kleiner Sieg.
    Perfekt.
    Wenn er unbemerkt die andere Seite erreichen würde, hätte er gewonnen. Und wenn der Bär so in sein Graben vertieft war, dass er gar nichts mitbekam, hätte er sogar die Chance, gezielt auf ihn anzulegen. Drei rasche Schüsse in den Kopf, in die Augen, auf die Nase, mehr konnte er von seinem Glück nicht erwarten. Dann musste der Bär tot sein – oder er war es selbst.
    Ray drehte sich und setzte einen Fuß auf die breite Kette. Dabei berührte der Gewehrlauf das Heck des Baggers.
   
Klonk.

    Das Graben hörte auf.
    Ray verlor keine Zeit, schwang sich auf die Kette, hörte den Bären hinter sich, sah ihn hochkommen und drückte ab. Das rechte Ohr der Bestie zerplatzte wie eine reife Tomate. Vor Wut und Schmerz brüllend verschwand der Kopf hinter der Kette.
    Ray lud nach. Mit zwei Schritten erklomm er die Leiter, hörte das Stapfen der schweren Schritte hinter dem Bagger, wartete, bis der Kopf des Bären erschien, und feuerte ein zweites Mal, doch

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