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Grolar (German Edition)

Grolar (German Edition)

Titel: Grolar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Nesch
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sagte er, »Daddy, wo ist Lucky?«
    »Der wird bei Ray sein.«
    »Wirklich?«
    »Klar.«
    »Boah. Ich bin hungrig, Leute, seid ihr nicht hungrig?«, fragte Kelly.
    »Nein«, sagte Tara.
    »Gibt es doch nicht. Ihr habt doch genauso lange nichts gegessen wie ich.«
    »Aber weniger gekifft.«
    »Pfh.«
    »Ich bin hungrig«, sagte Cliff.
    »Der hat dann wohl auch gekifft«, sagte sie und kicherte los.
    »Mami, was ist gekifft?«
    »Nichts, spiel weiter.«
    »Gekifft«, wiederholte er.
    Kelly trommelte mit den Fingern ein kurzes Solo auf die Arbeitsplatte und endete mit einem, »Psch«, was das Becken an einem Schlagzeug imitieren sollte, einen Tusch.
    Tara warf ihr einen Blick zu, und sie kriegte sich wieder ein.
    Jon konnte es manchmal nicht glauben, wie viel Süßes Cliff verdrücken konnte, ohne dass ihm schlecht wurde. Bei Keksen und Schokolade kannte er keine Grenze, nur bei einer großen Packung Weingummi hatte er sich einmal den Magen verdorben.
    »Mehr Kekse«, sagte er.
    »Gibt keine mehr«, und Jon rief lauter, »ist doch so, Marten, oder? Das waren alle Orios, richtig?«
    Aus dem Schlafzimmer kam, »Hat der Kleine sie schon alle gegessen?«
    »Ja.«
    »Andere habe ich nicht.«
    Tara wandte sich ebenfalls an Marten, »Habt ihr noch etwas anderes hier drin zu essen?«
    »Nur den Wurm im Tequila.«
    »Ich nehme den Tequila«, sagte Kelly.
    Tara überging sie, »Wir müssen etwas essen.«
    »Durst«, sagte Cliff.
    »Und trinken«, ergänzte Tara.
    Jon nickte und ging zur Küchenzeile, wo er ein Glas aus dem Schrank nahm und es mit dem Wasser aus dem Plastikkanister füllte. Als er das Glas seinem Sohn reichte, quietschte hinter ihm wieder die Schranktür, und er hörte Kelly murmeln, »Besser als nichts.«
    Auch sie goss sich ein Glas ein.
    »Jon«, sagte Tara mit verschränkten Armen, »wir müssen etwas essen. Irgendwann. Und wenn nicht wir, dann dein Sohn, erinnerst du dich?«
    »Ja«, sagte Jon. Er wusste nicht, warum er das sagte und warum in einem so ruhigen Ton. Machte es Sinn hier zu streiten, jetzt? War es nicht egal? War 'Ist auch egal' nicht die Antwort auf die meisten seiner Fragen, die er sich wegen Tara und ihm stellte? Sollten sie einen Ausflug machen? Sollte er ihr Blumen kaufen? Sollte er sie auf ein Eis einladen? Ist auch egal. Egal, weil es egal war, sich ihre Stimmung seit einiger Zeit sowieso nicht hob und wenn überhaupt, lediglich für einen flüchtigen Moment, nur um danach wieder im zähen Morast ihres angespannten Alltags zu versinken. Alle diese spitzen Bemerkungen und die fehlenden Zärtlichkeiten garniert mit einem allgegenwärtigen Blick milder Verachtung angesichts einer nicht enden wollenden Kette vermeintlicher Enttäuschungen.
    Aus seiner Sicht gab es Schlimmeres als ihre Situation, sie waren gesund, Cliff war gesund, und sie hatten Optionen; anderen ging es weitaus dreckiger, aber vielleicht bekamen die Männer noch mehr Shit ab. War das überhaupt möglich?
    »Also?«, fragte sie.
    »Gehe ich mal zum Supermarkt«, er klopfte mit dem Gewehrkolben auf den Boden, »Marten! Ich geh mal eben spazieren.«
    »Was machst du?«
    »Essen holen, wir brauchen Essen«, am Ende ging er mit der Stimmung runter, denn Marten stieß zu ihnen.
    »Essen?«, fragte er und sah dabei aus, als hielt er ihn für verrückt.
    »Der Junge muss essen. Besser jetzt, bevor es dunkel wird.«
    Marten atmete tief ein und nickte nachdenklich, »Ich schätze, dann muss er etwas essen.«
    »Ich gehe zum Container. Habt ihr einen Rucksack hier?«
    »Abstellraum. Warte«, er drehte um und warf Jon vom Flur aus den Rucksack zu.
    »Auf geht*fs«, sagte Marten und wollte mitkommen.
    »Nein, nein. Ich gehe allein, du hältst mir von hier den Rücken frei, falls ...«
    Tara mischte sich ein, die Stimme einen Ton weicher, »Wie lange sollen wir denn hier drin bleiben?«
    »Bis morgen Früh«, antwortete ihr Marten und wandte sich möglichst freundlich an seinen Sohn, »Bist du sicher, dass du unbedingt vor morgen Früh hungrig bist?«
    »Ist gut, ich gehe jetzt und gut«, sagte Jon, »alles gut.«
    »Hmh, ich postiere mich am Fenster.«
    Jon öffnete die Tür.
    »Daddy.«
    Kelly sagte, »Dein Daddy ist ein richtiger

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