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Grolar (German Edition)

Grolar (German Edition)

Titel: Grolar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Nesch
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und ließ das Getöse hinter sich.
    Seitlich zum Berg stapfte er zwischen einzelnen Baumstämmen hindurch, bis der Wald wieder begann, mit seinen wunderbaren Gerüchen nach Beeren, Wurzeln, Leben und Nahrung.
    Durch das dichte Buschwerk würde er ins Tal wandern, wo er vom Hang aus einem breiten Bach oder schmalen Fluss ausgemacht zu haben glaubte. Nach dem Fressen verlangte sein durch kleine Knochensplitter zerfurchter, wunder Hals kaltes Wasser. Die aufgefangenen Regentropfen, mit seinem in den Nacken gelegten Kopf, brachten keine Linderung. Bis sie den Hals erreichten, waren sie warm. Er sehnte sich danach, seinen Schädel mit geöffneten Schlund in einen kalten Fluss zu tauchen.
    Gestürzte Bäume barsten unter seinem Gewicht, und Tiere huschten ins Unterholz und in ihre Höhlen. Äste kratzten und brachen an seinem dicken Fell, junge Bäume drückte er mit seinen Pranken zur Seite.
    So folgte er den Berg hinab und freute sich auf das kühle Nass. Bald wäre er da.
     
     
Die braune Ursuppe um sie herum war erstarrt, so plötzlich, wie sie lebendig geworden war. Der Ford stand mit abgesoffenem Motor schräg zur Straße halb im Graben. Die Regentropfen fielen nun aus einem steileren Winkel auf die Windschutzscheibe und entfalteten als aufgeplatzte Wasserblumen ihre kurze Pracht, bevor das Gummi der Wischer sie ausradierte. Die liefen noch, ihr dumpfes Geräusch, wenn sie die Richtung wechselten, stand im Raum wie ein Elefant.
    »Littis?«
    Cliffs Gedanken überraschend wie eine Sternschnuppe, dachte Jon und musste lächeln, auch wenn das jetzt nicht passte.
    »Keine Littis mehr«, sagte Tara, und dann lachte sie los, künstlich, übertrieben, von schlechten Fernsehserien kopiert.
    Das Lachen galt Jon, da war er sicher, zu einem Teil lachte sie über ihr Pech – hätten sie drei Sekunden eher die Stelle passiert, wäre die Lawine hinter ihnen heruntergekommen – zum anderen lachte sie ihn aus.
    Sie klatschte die Hände vors Gesicht.
    Er dachte, tu nicht so, als wolltest du es verstecken. Ehrlicher wäre, sich zu mir herüberzubeugen, mich anzuschauen und mir laut ins Gesicht lachen.
    Aber er sagte nichts. Er schaltete die Zündung aus, und die Scheibenwischer stoppten ruckartig. Dann schloss er kurz die Augen und startete den Motor, der entgegen seiner Befürchtung beim ersten Mal ansprang, und die alten Scheibenwischer rubbelten über die Windschutzscheibe.
    Vorsichtig gab er Gas. Die Räder drehten durch. Ein Jaulen wie ein alter Hund beim Sterben strömte durch die Karosserie, garniert mit den Schlägen kleiner Steine in den Radkästen.
    Sie warf ihm einen Blick zu, an ihren Händen vorbei.
    »Guck nicht so«, sagte er.
    Ihr Lachen stoppte so abrupt wie der Scheibenwischer ohne Strom, »Wie gucke ich denn?«
    »Wie eine Dokusoap.«
    Eskalation, dachte er, egal. Die Situation war eskaliert. Sie steckten fest.
    »Ach.«
    »Tja.«
    »Vielleicht, weil mir mein Leben so vorkommt«, sagte sie.
    »Littis.«
    »Ist gut!«, sagten sie beide zusammen, während sie sich umdrehten.
    Cliffs Augen wanderten von Tara zu ihm und wieder zurück, und er erkannte, dass seine Eltern das ernst meinten, »Okay-okay.«
    Das sagte er immer so, wenn sie ihn endlich überzeugt hatten. Vermutlich klang da Tara durch, was sie sagte, wenn er quengelte und sie schließlich nachgab. ‚Okay-okay' bedeutete, er hatte verstanden, und er würde sich daran halten, und die Sache war für ihn erledigt.
    »Ich nehme an, wir rufen den Abschleppdienst«, sagte Tara.
    »Mit was denn?«, fragte er zurück.
    »Wie? Mit was denn?«, und sie spreizte Daumen und kleinen Finger ab von der rechten geballten Faust und imitierte einen Telefonhörer.
    »Kein Empfang. Weißt du doch. Ich habe dich immer mit dem Funktelefon angerufen.«
    »Und du hast natürlich keines dabei.«
    »Wir haben eins, das liegt im Camp.«
    »Großartig.«
    Jon starrte über die Motorhaube des Fords auf die verschüttete Straße. Steine und jede Menge Äste ragten aus der matschigen Erde.
    »Wir könnten zurück zu dem Wagen der Landvermesser.«
    »Wer weiß, wann die zurückkommen. Wir holen uns den Tod bei dem Wetter. Denkst du bitte mal an ...«, sie nickte hinter sich.
    Jon überlegte nach einem anderen Ausweg, aber sie ließ ihm keine Zeit.
    »Was jetzt?

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