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Gromek - Die Moral des Toetens

Gromek - Die Moral des Toetens

Titel: Gromek - Die Moral des Toetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lutz
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dieser
Pistolen eine Funktionsstörung aufgetreten war, als es für die britischen
Kollegen der deutschen GSG-9 galt, einen IRA-Anschlag zu
unterbinden. Daraufhin wurde die Waffe ausrangiert. Auf den Smith & Wesson -Revolver folgte wieder eine Pistole, die 10-schüssige HK P9S der deutschen
Firma Heckler & Koch . Aber auch hier zeigten sich
bei hoher Beanspruchung bald Mängel. Wieder wurde eine neue Generation von
Waffen gebraucht. Heckler & Koch lieferte erst die PSP,
später die P7, dann die P7 M8. Ende der 1980er schied die Firma als
Ausrüster aus, und die Glock hielt Einzug in die GSG-9 -Kaserne.
    Aus Bubecks Nachbarwohnung kam Gromek eine junge islamische Mutter
mit ihrer etwa vierjährigen Tochter entgegen. Er steckte seine Pistole in den
Hosenbund und knöpfte sein zweireihiges, anthrazitfarbenes Sakko zu. Das kleine
Mädchen hielt sich an der Hand seiner kopftuchtragenden Mutter fest und schaute
Gromek im Vorbeigehen aus pechschwarzen Augen verführerisch an. Für einen
Moment hatten die beiden direkten Blickkontakt. Gromek wandte sich nach dem
kleinen Ding um, sah ihm hinterher und lächelte es an. Dabei zwinkerte er
einmal kurz, was den koketten Augenaufschlag des Kindes in ein fröhliches
Grinsen verwandelte und die Sicht auf zwei Zahnlücken freigab.
    Gromek ging langsam auf Bubecks Wohnungstür zu und blieb seitlich
davon dicht an der Wand stehen, um nicht durch den Tür-Spion gesehen zu
werden. Er beugte sich vor und lauschte. Doch dann änderte er seinen Plan und
wandte sich der Wohnungstür des Nachbarappartements zu, aus welchem eben die
junge Mutter mit ihrer kleinen Tochter gekommen war. Die beiden hatten
inzwischen das Haus verlassen, so dass Gromek davon ausging, dass er die Wohnung
leer vorfinden würde. Wie gewohnt öffnete er auch diese Tür in kürzester Zeit.
    In der kleinen Wohnung war es still. Niemand war zu sehen. Gromek schloss
die Tür und durchquerte das Wohnzimmer, dem anzusehen war, dass die Mieter
dieser Behausung mit bescheidenen finanziellen Mitteln auskommen mussten. Er
gelangte in eine kleine, enge Küche, zog die geblümten, von der Sonne
ausgebleichten Vorhänge zurück und entriegelte die Tür zu einem winzigen
Balkon. Einen Ständer mit frisch gewaschener, noch nasser Kinderunterwäsche
schob Gromek kurzerhand beiseite.
    In diesem Moment trat ein kleiner Junge in die Küche und sah
verwundert zu Gromek auf, der sich gerade anschickte, über das verrostete
Balkongeländer zu steigen. Der Junge war vielleicht ein oder zwei Jahre älter
als seine Schwester. Er hatte dieselben Pech schwarzen Augen. Etwas ängstlich
umklammerte er einen roten Ferrari-Spielzeugrennwagen, dem ein Vorderrad fehlte
und dessen Beifahrertür nicht richtig schloss.
    »Wer bist denn Du? Bist Du etwa ein Einbrecher?«
    Gromek wendete blitzschnell den Kopf und fuhr mit einer Hand unter
das Sakko. Als er realisierte, dass von dem Kind keine Gefahr ausging,
verlangsamte er seine Bewegungen wieder und trat zurück in die Küche. Er
schaute auf den Kleinen hinunter und musterte ihn. Er hätte sich denken können,
dass das Mädchen auf der Treppe kein Einzelkind war.
    »Sag mal, mein Kleiner. Weißt Du schon, was ein Geheimagent ist?«
    Die ängstliche Miene des Jungen hellte sich augenblicklich auf.
    »Ein Geheimagent? Das ist jemand, der ganz viele Geheimnisse weiß.
Hab ich recht?« sprudelte es aus dem Jungen heraus.
    Gromek sah das Kind nachdenklich an. Er überlegte, was er mit ihm
anstellen sollte.
     
    In der Nachbarwohnung kam Wolfgang Bubeck in einem gerippten
Unterhemd aus dem Bad. Er ging über den Flur in sein Schlafzimmer, wo ein
Smoking auf einem Doppelbett ausgebreitet lag, daneben seine Luger, ein
Ersatzmagazin und eine mattschwarze Fliege. In dem vollen Aschenbecher neben
dem Bett, der der beachtlichen Oberweite einer Frau nachempfunden war,
verglimmte eine Camel. Wolfgang Bubeck verließ das Schlafzimmer wieder, um
zurück ins Bad zu gehen, wo er anscheinend etwas vergessen hatte.
    Gromek hatte sich in der Zwischenzeit ohne ein nennenswertes
Geräusch zu verursachen auf Bubecks Balkon geschwungen, auf dem sich mehrere
Pappkartons stapelten. Sie enthielten eine bunte Sammlung von Gegenständen, die
aussahen, als sei ihr Besitzer sie auf dem letzten Flohmarkt nicht mehr
losgeworden. Gromek schaute durch das mit einem dünnen Schmutzfilm überzogene
Küchenfenster. Er sah seine Zielperson durch die Wohnung laufen und betrat in
einem günstigen Moment die unaufgeräumte Küche des

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