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Gromek - Die Moral des Toetens

Gromek - Die Moral des Toetens

Titel: Gromek - Die Moral des Toetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lutz
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seinerseits das Gespräch zu unterbrechen.
     
    Er trat durch die Wohnungstür in den Hausgang. Als er die erste
Stufe erreicht hatte, öffnete sich zaghaft die Tür der Nachbarwohnung und der
kleine Junge von vorher streckte seinen Kopf heraus.
    Gromek drehte sich zu ihm um.
    »Vergiss' nicht, was ich Dir gesagt habe!«
    Der Junge strahlte begeistert über sein ganzes Gesicht.
    »Ich vergesse es nicht! Versprochen!«
    Gromek trat aus dem düsteren Hausgang ins Freie. Dort schien die
Sonne. Hell wurde ihr Licht von der weißen Außenwand des Gebäudes reflektiert.
Auf der Straße spielten ein paar Kinder. Aus einem Fenster drang
Säuglingsgeschrei.
    Ansonsten war es ruhig.

5 .  alte Tricks
     
    Mit einem hellgrünen Ausweis an der Brusttasche seines Sakkos, der
ihm für eine volle Stunde den Zugang zu der Abteilung 12-D im Westflügel
des 19. Stockwerks gewährte, verließ Gromek den Fahrstuhl. Nur Angehörige von Sektion¬4 durften sich hier ohne Begleitung bewegen, deshalb wurde er von einem
Mitarbeiter aus Kilars Stab abgeholt, der seinerseits einen roten Ausweis mit
Passbild und Strichcode trug. Sie durchquerten die verwinkelten Korridore der Sektion¬4 -Zentrale
und passierten eine Reihe von geschlossenen Bürotüren. Vereinzelt an ihnen
vorbeilaufende Beamte grüßte Gromek, ohne sie zu kennen und ohne zu wissen,
welcher Abteilung sie angehörten. Sie erreichten ein Büro am Ende eines Ganges,
vor welchem eine Zivilwache an ihrem Schreibtisch neben der Tür postiert war.
Während sie auf den Posten zugingen, ließ Gromek seinem Begleiter den Vortritt.
Er fasste in die linke Außentasche seines Jacketts und holte behutsam einen
kleinen Gegenstand hervor, der aussah wie die Miniatur-Batterie einer Armbanduhr.
Er entfernte eine durchsichtige Schutzfolie an der Unterseite des Gerätes und
verbarg es in der linken Hand.
    Als Gromek das Büro betrat, wurde er von einem betont heiteren
Viktor Kilar empfangen.
    »Gromek, mein lieber Freund. Treten Sie ein, setzen Sie sich! Na,
wo drückt uns denn der Schuh? Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Scotch?
Oder einen Bourbon?«
    Gromek unterdrückte ein Stirnrunzeln. Der sonst so energische
Kilar war ihm diesmal eine Spur zu höflich, zu glatt.
    »Danke, nein. Vielleicht ein anderes Mal. Ich komme gerade von
Wolfgang Bubeck ...«
    »Hab' schon davon gehört«, fiel ihm Kilar ins Wort. »Sehr gute
Arbeit. Lassen Sie sich mit Ihrem Bericht ruhig Zeit. Viel wichtiger ist die
Erledigung der drei anderen Rendezvous.«
    Gromek sah Kilar unbewegt an und ließ ihn gleichmütig ausreden.
Wie zufällig bewegte sich seine linke Hand an der gepolsterten Lehne des Designer-Stuhls
entlang, auf dem er Platz genommen hatte. Er befestigte den in ihr verborgenen
Gegenstand unterhalb der Sitzfläche, indem er ihn mit der selbstklebenden
Unterseite leicht dagegen drückte. Mit dem Fingernagel legte Gromek einen
winzigen Schalter um und aktivierte damit das Gerät. Sein Gesprächspartner
bemerkte von alledem nichts.
    »War Bubeck einer Ihrer Leute?« fragte Gromek ruhig.
    »Bubeck?« tat Kilar überrascht. »Wie kommen Sie denn darauf?
Außerdem wäre das, unter ganz bestimmten Voraussetzungen natürlich, nicht das
erste Mal - aber wem sage ich das?«
    »Das ist schon richtig«, erwiderte Gromek nach einer kurzen Pause.
»Ich hätte es nur gern vorher gewusst. Es könnte für meine eigene Sicherheit
nicht unerheblich sein.«
    Dieser Satz gefiel Kilar nicht. Aber bevor er darauf antworten
konnte, erhob sich Gromek auch schon wieder.
    »Wenn Sie mich entschuldigen würden - ich habe noch etwas zu
erledigen. Einen Gruß an Ihre Frau.«
    Gromek reichte seine Hand über Kilars Schreibtisch, und dieser
ergriff sie mechanisch. Dann war Gromek aus dem Büro verschwunden.
    Einen Augenblick lang schaute ihm Viktor Kilar gedankenverloren
nach. »Was sollte dieser Besuch?« fragte er sich. »Woher dieses Interesse an
Bubeck!?« Mit einem Schulterzucken versuchte er, sein Unbehagen abzuschütteln.
Doch vergeblich - er hatte gleich gewusst, dass es Probleme geben würde.
    Kilar griff zum Telefon.
    »Direktor von Eckersdorff ...? Hier Kilar - ... - Es gibt
Schwierigkeiten - ... - Gromek, richtig. Wahrscheinlich weiß er, dass es sich
um unsere eigenen Leute handelt - ... - Keine Ahnung, wie er das so schnell
herausgefunden hat - ... - Ich weiß. Sie favorisieren die Delius, aber nach
Gromeks Entdeckung - ... - Also gut. Es bleibt dabei. Auf Wiederhören.«
     
    Gromek ließ das BodenGrund-Hochhaus

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