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Gromek - Die Moral des Toetens

Gromek - Die Moral des Toetens

Titel: Gromek - Die Moral des Toetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lutz
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gearbeitet
hatte. Auch Wolfgang Bubeck, ehrbarer Beamter der Bundesvermögensverwaltung,
war ihm zum Opfer gefallen. Oleg-Michail Bogdanowitsch und Sergej Antonow,
angesehene russische Geschäftsleute, hatten eine Begegnung mit Gromek nicht
überlebt. Zuletzt hatte er Alexander Holtz umgebracht, einen verdienstvollen
Beamten, der in gehobener Stellung für das Außenministerium tätig gewesen war
- nur wenige Stunden, nachdem Michael Gromek eine komplette Industrieanlage in
Hamburg in die Luft gesprengt und damit unter anderem den Tod von sechs unbescholtenen
Arbeitern verursacht hatte.
    Dem Polizeipräsidenten von Berlin hatte man Michael Gromek so als
international gesuchten Terroristen und bezahlten Auftragskiller präsentieren
können - kurz: als einen Staatsfeind erster Güte. Nach dem Durchsehen dieser
Akte hatte er von Eckersdorff persönlich ein SEK-Kommando bewilligt. Jetzt
wartete Kilar auf den Gruppenführer, den er noch in seine Aufgabe einweisen
sollte. Es klopfte an der Tür. Übellaunig klappte er den Aktendeckel zu.
    »Herein!«
    Die Tür öffnete sich, und der Gruppenführer des SEK-Kommandos trat
ein, kam mit ein paar zackigen Schritten auf Kilars Schreibtisch zu und blieb
in aufrechter Haltung neben den Besuchersesseln stehen.
    »Guten Morgen. Gruppenführer Klaus Dornemann. Melde mich zum
Einsatz.«
    »Machen Sie es sich bequem.«
    Kilar deutete auf einen der Sessel und schlug die Akte ›Operation
Alamut‹ in einer Weise auf, als hätte er die Unterlagen heute noch nicht in der
Hand gehabt.
    »Ich habe Arbeit für Sie und Ihre Männer. Gefährliche Arbeit. Ich
rate Ihnen, mit äußerster Vorsicht vorzugehen.«
    »Worum geht es?«
    »Es geht um ein konspiratives Treffen eines mit internationalem
Haftbefehl gesuchten Terroristen mit dessen Komplizen. Der Name des Haupttäters
ist Michael Gromek. Seine Verbündeten sind ein gewisser Bedri Rugova und eine
Frau namens Lisa-Marie Delius. Nach unseren Erkenntnissen wird das Treffen
dieser Personen in dem Appartement von diesem Rugova stattfinden. Die Wohnung
befindet sich in Potsdam-Babelsberg.«
    »Wann genau?«
    »Wir gehen davon aus, dass das Treffen im Laufe des heutigen Tages
stattfinden wird.«
    »Was ist unsere konkrete Aufgabe?«
    »Ihre Aufgabe ist es, die drei verdächtigen Personen festzunehmen.
Das Problem an der Sache ist: Wir müssen davon ausgehen, dass die Verdächtigen
bewaffnet sind und sich einer Verhaftung mit allen Mitteln widersetzen werden.«
    »Also auch mit Waffengewalt?«
    »Ja.«
    Kilar nickte bedeutungsschwer.
    »Wie sind - inoffiziell gefragt - meine Kompetenzen, wenn meine
Leute sich einer Gefahr für ihr eigenes Leben gegenübersehen?«
    »Sie haben völlige Handlungsfreiheit. Eine Warnung dieser Personen,
dass Sie Gebrauch von der Schusswaffe machen werden, ist nicht erforderlich.
War das deutlich genug?«
    Der Gruppenführer nickte. »Ich habe verstanden.«
    Kilar reichte die Akte an den SEK-Gruppenführer weiter. Ohne
sichtbare Gefühlsregung nahm der Polizist die Unterlagen entgegen und erhob
sich: »Ich werde Meldung erstatten, sobald der Auftrag ausgeführt ist.«
    »Danke. Und vergessen Sie nicht: Sie und Ihre Männer werden heute
nicht nur unserem Land einen großen Dienst erweisen.«
    Der SEK-Beamte sah Kilar fest in die Augen: »Im Namen meiner Leute
danke ich Ihnen dafür, dass Sie uns diese Aufgabe übertragen haben.«
    Als sich die Bürotür geschlossen hatte, verfiel Viktor Kilar in
ein dumpfes Brüten. Seine Zunge tastete nach dem Schnitt, der sich in der Nähe
des rechten Mundwinkels befand. Schließlich gab er sich einen Ruck und griff
zum Telefonhörer. Er musste Direktor von Eckersdorff davon unterrichten, dass
›Operation Alamut‹ angelaufen war. Während es in der Leitung klingelte, blieb
sein übermüdeter Blick an dem Sessel hängen, unter dem die Abhörwanze
angebracht gewesen war. Erst als sich Direktor von Eckersdorff an seinem
Apparat meldete, schweiften Kilars Augen in eine andere Richtung ab.
     
    Am entgegengesetzten Ende von Wilmersdorf verabschiedete sich Lisa
vor einem schmucken, aber austauschbaren Reihenhaus von ihrer fünf Jahre
älteren Freundin Gerda. Diese war eine resolute Frau mit breitem Kreuz. Ihr
sächsischer Dialekt verriet, dass sie in der ehemaligen DDR aufgewachsen war.
Noch im Morgenrock und nur flüchtig frisiert, gab sie eine eher unförmige
Gestalt ab. Gerda hatte sich bereiterklärt, Julia und Daniel notfalls für ein
paar Tage zu beherbergen. Sie hatte selbst drei

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