groß in Form
dir?“
Stolz antwortete Marianne: „Freilich, sogar Jodtinktur.“
„Na, dann ist es gut.“
„Außerdem passt Hilda als Klassensprecherin auch auf“, meinte die Hausmutter. „Und die Zwillinge ebenfalls.“
Das gefiel Marianne nun viel weniger und sie verzog gekränkt das Gesicht. Aber niemand achtete darauf. Marianne holte die Karte aus der Tasche ihres Anoraks. Darauf hatte sie den Weg eingezeichnet. Von der Landstraße führte bald ein breiter Fahrweg zum Wald hinüber. Am Rand gab es schon gelbe Tupfen: Huflattichblüten, die ersten Anzeichen des Frühlings. Die Buchen und das Unterholz im Wald hatten dicke Blattknospen. Sogar ein paar blaue Leberblümchen entdeckte Katrin, die richtige Luchsaugen hatte.
„Und der Seidelbast blüht“, schrie Nanni laut und zeigte auf einen schmalen Stängel voll zartlila Blüten. „Kinder, es wird Frühling.“
Sofort stimmten einige Frühlingslieder an, aber jede ein anderes, deshalb gaben sie es gleich wieder auf. Trotzdem: Nun musste gesungen werden. Aber keine „altmodischen“ Lieder von Veilchen und Vögeln und milden Lüften, sondern die neuesten Hits und Songs.
„Halt!“, kommandierte Marianne. „Dort kommt ein Schild.“ Sie studierte die Richtung, verglich sie mit ihrer Karte und erklärte dann: „In einer halben Stunde müssen wir an einen Kreuzweg kommen und links abbiegen. Dann stoßen wir genau auf den Waldweg nach Birkenreuth.
„Gut, dass wir die treu sorgende Sportlerin Marianne dabei haben“, spottete Bobby, „sonst liefen wir in alle Richtungen auseinander und könnten höchstens ‚Kuckuck‛ schreien.“
„Red doch kein Blech“, antwortete Marianne.
Ihre Freundin Carla flüsterte ihr zu: „Bobby macht doch bloß Spaß.“
Aber Marianne knurrte nur: „Ich kenne Bobby!“
Andrea kommandierte plötzlich: „Position eins“, und im Nu standen ein paar, die schon Ballettstunden bei ihr gehabt hatten, in der vorgeschriebenen Weise da: Fersen zusammen, Fußspitzen so weit nach außen, dass die Füße eine gerade Linie bildeten.
Die anderen machten es nach und mit einem Mal war eine Art Tanzstunde im Gang. Ärgerlich, aber nur für Marianne, die natürlich an den Übungen bei Andrea nicht teilnahm. Das fehlte noch, dass sie, eine ernsthafte und ehrgeizige Sportlerin, so ein albernes Gehopse mitmachte! „Kommt doch endlich!“, rief sie. Aber die anderen dachten nicht dran.
„Position zwei!“, rief Andrea und machte es vor: Füße auseinander, die Spitzen wieder ganz nach außen und die Knie natürlich gestreckt.
„Ganz schön anstrengend“, seufzte Elli. Sie war zuerst traurig gewesen, dass sie als schlechte Schülerin bei der bewunderten Andrea nicht mitmachen durfte.
Nun dachte sie: Gut, dass ich nicht dabei bin! Anstrengungen waren nun einmal nicht ihre Sache.
Aber Marianne wurde es jetzt zu bunt. „Machen wir eine Schulwanderung“, rief sie, „oder spielen wir Hebt-hoch-das-Bein?“
„Weder noch, verehrte Freundin“, antwortete Hanni und es klang eine leise Warnung in ihrer Stimme mit. „Wir befinden uns auf einem vergnügten, höchst privaten Spaziergang und sind Gäste von Corni oder, wenn du willst, vom Landrat unseres Kreises und seiner Familie.“
„Und der lässt dich demnächst einsperren!“, schrie Doris übermütig.
Das war zu viel! Aus war es mit dem Tanzen. Sie krümmten sich vor Lachen und fielen sich kreischend um den Hals.
Aus war es aber auch mit Mariannes Geduld. Sie fasste Carla am Arm: „Komm mit!“ Und zu den anderen rief sie: „Am Kreuzweg warten wir. Vielleicht seid ihr dann wieder bei Verstand.“ Sie marschierte los. Arme Carla! Sie sah bedauernd zu den anderen hin. Ach, wenn Marianne doch nicht immer so heftig würde! Aber Carla erinnerte sich auch daran, dass Marianne ihr damals sehr geholfen hatte, als sie um ihre kranke Mutter bangte. Und bei Familie Urban, bei Mariannes Eltern, hatte sie es in dieser schweren Zeit sehr gut gehabt ...
„Ist die immer so?“, fragte Corni. „Versteht sie denn gar keinen Spaß?“
„Leider nur selten“, sagten die anderen.
Bloß Hilda verteidigte sie. „Ihr müsst gerecht sein“, sagte sie. „Marianne hat auch ihre guten Seiten. Sie wird kaum jemanden im Stich lassen. Sie ist fleißig und mutig. Und dass sie ein bisschen viel antreibt und hetzt, wenn es um ihren geliebten Sport geht, das macht gar nichts. Das haben wir oft nötig. Außerdem: Jede von uns hat so ihren Vogel.“
„Bei Marianne ist es aber schon ein ausgewachsener
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