Großadmiral Thrawn 02 - Die dunkle Seite der Macht
zündete es. Sorgfältig darauf achtend, daß die Klinge nicht auf dem Gang dahinter sichtbar war, schnitt er ein Stück aus dem Gitter heraus, kletterte durch die Öffnung und befestigte das Stück mit Hilfe eines Hakens, den er in den Taschen seiner Flugmontur fand, wieder am Gitter.
Der Korridor war leer. Luke warf einen Blick auf die Nummer der nächsten Zelle, orientierte sich und lief zu der, die Mara ihm genannt hatte. Die Gespräche im Kontrollraum schienen abzuflauen, und bald würden die Wachen der neuen Schicht herauskommen und ihre Posten in den Blockkorridoren einnehmen. Luke schlüpfte in den nächsten Kreuzgang, blieb vor der genannten Zelle stehen und löste mit einem stillen Stoßgebet die Verriegelung.
Als die Tür zur Seite glitt, blickte Talon Karrde von der Pritsche auf, das Gesicht von jenem nur allzu vertrauten sardonischen Grinsen verzerrt. Seine Augen richteten sich auf das Gesicht über der Flugmontur, und das Grinsen verschwand abrupt. »Ich glaube es nicht«, murmelte er.
»Ich auch nicht«, erwiderte Luke und sah sich rasch in der Zelle um. »Sind Sie reisefertig?«
»Fertig und bereit«, sagte Karrde, sprang auf und trat zur Tür. »Glücklicherweise sind sie immer noch in der Zermürbungsphase. Nahrungs- und Schlafentzug – Sie kennen die Methode.«
»Ich habe davon gehört.« Luke sah den Korridor in beide Richtungen hinunter. Alles leer. »Zum Ausgang geht's dort entlang. Kommen Sie.«
Sie schafften es ohne Zwischenfälle zum Gitter. »Das soll wohl ein Witz sein«, sagte Karrde, als Luke durch die Öffnung stieg und beide Beine gegen die Wände des Schachtes stemmte.
»Der andere Ausgang wird bewacht«, erinnerte ihn Luke.
»Gewonnen«, sagte Karrde und betrachtete die Öffnung widerwillig. »Ich schätze, Sie haben kein Seil dabei, oder?«
»Tut mir leid. Wir hätten es nur am Gitter befestigen können, und das wäre zu auffällig.« Luke sah ihn beunruhigt an. »Sie leiden doch nicht etwa an Höhenangst?«
»Nur das Fallen macht mir Sorgen«, sagte Karrde trocken. Aber er kletterte bereits durch die Öffnung, obwohl seine Hände das Gitter so fest umklammerten, daß seine Knöchel weiß hervortraten.
»Wir müssen zur Müllpresse hinunterrutschen«, erklärte Luke. »Haben Sie so was schon mal gemacht?«
»Nein, aber ich lerne schnell«, versicherte Karrde. Er sah Luke über die Schulter hinweg an und ahmte seine Haltung nach. »Ich nehme an, Sie wollen dieses Loch wieder verschließen«, fügte er hinzu, griff nach dem Gitterstück und setzte es sorgfältig wieder ein. »Aber ich fürchte, wer genauer hinsieht, wird sich davon nicht täuschen lassen.«
»Mit etwas Glück sind wir dann schon im Hangar«, sagte Luke. »Kommen Sie. Es geht los.«
Kurz darauf landeten sie unversehrt in der Müllpresse. »Eine Seite des Imperiums, die man als normaler Tourist nicht zu sehen bekommt«, kommentierte Karrde trocken, als Luke ihn über den Abfallberg führte. »Wie kommen wir hier raus?«
»Die Tür liegt dort vorn«, sagte Luke und deutete nach unten. »Mara wird die Wände in ein paar Minuten zurückfahren und uns rauslassen.«
»Ah«, machte Karrde. »Mara ist auch hier?«
»Sie hat mir auf dem Flug hierher erzählt, wie man Sie gefangengenommen hat«, erklärte Luke und versuchte, Karrdes Aura zu lesen. Wenn er wütend auf Mara war, so verbarg er es gut. »Sie sagte, sie hätte von der Falle nichts gewußt.«
»Oh, dessen bin ich mir sicher«, entgegnete Karrde. » Schon deswegen, weil die Leute, die mich verhört haben, alles taten, um mich vom Gegenteil zu überzeugen.« Er sah Luke nachdenklich an. »Was hat sie Ihnen für Ihre Hilfe versprochen?«
Luke schüttelte den Kopf. »Nichts. Sie hat mich nur daran erinnert, daß ich Ihnen etwas schuldig bin, weil Sie mich auf Myrkr nicht an die Imperialen ausgeliefert haben.«
Ein dünnes Lächeln umspielte Karrdes Lippen. »Tatsächlich? Und sie hat auch nicht erwähnt, warum mich der Großadmiral überhaupt haben wollte?«
Luke sah ihn stirnrunzelnd an. Der andere schien gespannt auf seine Antwort zu warten... und jetzt spürte Luke, daß Karrde irgend etwas vor ihm geheimhielt. »Ich habe angenommen, aus Rache, weil Sie mich entkommen ließen. Steckt mehr dahinter?«
Karrde wandte den Blick ab. »Lassen Sie mich für den Moment nur sagen, daß es sich für die Neue Republik lohnen wird, wenn unsere Flucht gelingt.«
Ein gedämpftes Knirschen übertönte sein letztes Wort; und die Wände der Presse begannen sich
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