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Grosse Geschichten vom kleinen Volk - Ba

Grosse Geschichten vom kleinen Volk - Ba

Titel: Grosse Geschichten vom kleinen Volk - Ba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Irgendwann zischten Regentropfen in die heiße Asche, und leises Rauschen erhob sich ringsum. Mutter Elis hatte mit dem Wetterumschwung Recht gehabt. Na prima. Grummelnd zog Haru die Kapuze über den Kopf. Es raschelte wieder in den Sträuchern, aber Haru ließ den Igel Igel sein und nickte endlich ein.
    Etwas traf ihn jäh mit der Wucht eines rollenden Felsens. Haru wurde schreiend hochgerissen und zur Seite geschleudert. Er landete mit der Schulter im Gras, machte eine halbe Rolle auf den Rücken und krallte sich dann im Gebüsch fest. Rote Sterne sprenkelten sein Sichtfeld.
    Benommen sortierte er Arme und Beine aus dem Knäuel von Gliedmaßen und Holunderästen. Endlich klärte sich sein Blick.
    Etwas Großes trat ins Feuer und verstreute die schwelenden Reste der Glut. Haru sah einen Schattenriss, dunkler als die Sommernacht und riesig. Ihm gefror das Blut in den Adern. »Vorsicht, Skaggi!«, rief er erstickt. Zu spät. Der Fremde beugte sich über Skaggi und zerrte ihn in die Höhe. Skaggi heulte auf und strampelte, aber dann krachte etwas Klobiges gegen seinen Schädel, und es wurde still.
    Haru wollte aufspringen. Doch jemand zog ihn tiefer in den Holunderbusch und hielt ihm den Mund zu. »Warte! Du hast keine Chance«, flüsterte es eindringlich in sein Ohr.
    Haru versuchte, die Hände abzuschütteln, aber der Griff wurde fester, drückte ihm die Luft ab. Während er mit dem Unbekannten rang, öffnete der Himmel seine Schleusen. Haru zwinkerte sich ungläubig die Tropfen aus den Augen. Der klumpige Körper des Angreifers verschlang Skaggi.
    Ein Blitz zuckte in der Ferne. Im grellen Widerschein erblickte Haru ein letztes Mal die wulstige Gestalt mit den baumstammdicken Armen und Beinen, die umdrehte und wieder in der Dunkelheit verschwand. Von Skaggi fehlte jede Spur.
    Die Hände ließen ihn abrupt los. Haru kam so schwungvoll auf die Beine, dass er fast vornübergekippt wäre. Donner krachte, und als habe der Blitz die Wolkenbank gespalten, die vor dem Mond hing, wurde es schlagartig heller. Haru riss die einzige Waffe hoch, die er besaß. »Wer bist du?«, fragte er und wirbelte den Hirtenstab drohend herum. »Freund oder Feind?«
    »Reg dich ab.« Neben ihm kroch ein Mädchen aus dem Holunder, das wie eine Jägerin gekleidet war. Lange Haare ringelten sich feucht um ihre Schläfen.
    Haru raffte seine Siebensachen zusammen. »Warum hast du mich aufgehalten? Steckst du etwa mit dem Ungeheuer unter einer Decke?«
    »Wie kommst du denn darauf?« Sie strich sich den Regen aus dem Gesicht.
    »Nun, offensichtlich hast du dich an unser Nachtlager angeschlichen und mich angegriffen, während dein Kumpan Skaggi entführt hat.«
    Sie bohrte ihm die Spitze eines verschnürten Köchers unter den Rippenbogen. »Von wegen angegriffen! Ich hab dich gerettet, ehe du kopflos in dein Unglück liefst.«
    Haru hätte sie am liebsten geschüttelt, aber er fühlte sich noch wackelig auf den Beinen und wischte daher nur den Köcher beiseite. »Komm mir nicht noch einmal in die Quere.« Er wagte nicht, sich auszumalen, was geschehen würde, wenn er ohne Reselis Verlobten zurückkehrte. Es würde seiner Schwester das Herz brechen.
    »Ich bin Tirza Bumpo. Und du holst jetzt so schnell wie möglich die Büttel«, sagte sie im Kommandoton.
    Für wen hielt die sich denn? Bumpo, so hieß eine Familie aus Reblingen. Ausgerechnet. »Die nächste Siedlung ist zwei Stunden entfernt«, schnappte er. »Warum gehst du nicht selbst?«
    »Weil dann niemand den großen Kerl verfolgen könnte, der deinen Freund mitgenommen hat. Oder bist du ein Fährtenleser? Entscheide dich! Der Regen wäscht die Spuren bereits weg.«
    Haru schluckte. Mitternacht war schon vorbei. Er sah sich gegen Türen hämmern und schlaftrunkenen Reblingern erklären … Nein! Aber Broichhus lag doppelt so weit entfernt. »Dann verfolgen wir ihn gemeinsam und holen Verstärkung, sobald wir mehr wissen.«
    Tirza stemmte die Arme in die Seiten. »Ach, dann glaubst du wohl nicht mehr, dass ich für die Entführung verantwortlich bin?«
    »Wir haben genug Zeit verschwendet.« Jetzt, wo Haru eine Entscheidung gefällt hatte, kroch Gänsehaut seinen Rücken hinunter, als habe jemand einen Kübel Eiswasser über ihm ausgeleert. Er wollte nicht genauer über das Ungeheuer nachdenken, geschweige denn wollte er ihm begegnen. Aber noch mehr fürchtete er den Moment, wo er Reseli eröffnen musste, dass er Skaggi im Stich gelassen hatte.
    Haru hob den Mantel auf, der Skaggi als Bettstatt

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