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Grosse Geschichten vom kleinen Volk - Ba

Grosse Geschichten vom kleinen Volk - Ba

Titel: Grosse Geschichten vom kleinen Volk - Ba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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geprallt. Skaggi sah elend aus. Seine Hautfarbe spielte ins Olivgrün, und eine brandrote Wunde am Schädel markierte die Stelle, wo ihn der Schlag der Steinfaust getroffen hatte.
    »Begrüß ruhig deine Freunde«, sagte Tulima leutselig.
    »Wer ist das denn?«, krächzte der Torfstecher und musterte vor allem Tirza. » Die kenne ich nicht.«
    Erkannte Skaggi ihn tatsächlich nicht wieder? Oder war das ein Trick? Haru versuchte, ihm in die Augen zu sehen. Aber im gleichen Moment wurde er gegen die Wand gepresst. Der Gogler riss seinen Arm an sich, drückte Harus gefangene Hand und seine eigene Pranke direkt in die Mauer.
    Haru schrie vor Schreck, doch er spürte keinen Schmerz, nur Kälte. Seine Finger steckten im Fels fest. Das war tausendfach schlimmer als der Klotz an seinem Bein.
    Tulima zwang mit einer Zange Skaggis Mund auf und betrachtete seine Zunge. »Du sprichst die Wahrheit!«, sagte er. »Mein Zauber verrät es mir. Aber vielleicht sagst du nicht die volle Wahrheit.«
    Skaggi presste die Lippen aufeinander. Er schien gegen etwas anzukämpfen.
    »Bemüh dich nicht«, sagte der Fahle und legte die Zange aus der Hand. »Ich weiß, dass der Strohkopf dich kennt. Er hat sich vorhin nach dir erkundigt.«
    Skaggi warf Haru einen erbosten Blick zu.
    Am liebsten hätte sich Haru auf die Zunge gebissen. Indem er nach Skaggi gefragt hatte, hatte er sie beide verraten.
    Tulima rückte an Skaggi heran. »Also, noch einmal: Woher stammt die Sternenspange? Du solltest besser reden, sonst müssen deine Freunde leiden. Das willst du doch nicht. Schließlich sind sie wegen dir hergekommen.«
    Skaggi biss sich auf die Lippen, schwieg aber. Mitleidlos gestikulierte Tulima seinem Gogler. Der Handlanger schob nun Tirzas Arm in die Wand, allerdings bis zur Schulter. Empört japste Tirza auf.
    »Warum quälst du uns?«, fragte Skaggi. »Du bist reich. Welchen Unterschied macht ein einzelnes Schmuckstück?«
    Das hätte Haru auch gern gewusst. In dem Zimmer standen zwei Kästchen, die überquollen von ungefassten Gemmen und Schmuck. Sogar Goldmünzen waren darunter. Er konnte die Augen kaum abwenden von dem Glanz.
    »Du beantwortest Fragen. Ich stelle sie. Nerx! «
    Auf den Befehl hin umklammerte der Gogler Harus Hals und schob seinen Kopf auf die Wand zu. Haru strampelte und versuchte mit der freien Hand panisch, Abstand zu halten. Aber schon berührte seine Wange den Stein. Fleisch verschmolz mit Fels, Eis sickerte durch die Haut in seinen Körper, und Harus Zähne schmerzten. »Skaggi!«, brüllte er. »Verrat es ihm doch.« Bald würde er sein Entsetzen nicht einmal mehr herausschreien können und elendig ersticken. »Sonst tu ich es.«
    Das weckte die Aufmerksamkeit des Fahlen. »Halt!«, befahl er dem Gogler. »Mach mit dem Mädchen weiter.«
    »Aber …«, heulte Haru auf. Das hatte er nicht gewollt.
    Diese Drohung brach Skaggis Widerstand. »Warte!«, rief er. »Ich habe die Spange gefunden, bei einem toten Riesen.«
    Skaggi berichtete erneut, was er gestern am Feuer erzählt hatte. Es erschien Haru wie vor einer Ewigkeit. Widerwillig und langsam ließ Skaggi sich jede Einzelheit aus der Nase ziehen. Haru schwitzte derweil Blut und Wasser. Eine Gesichtshälfte fühlte sich taub und tot an. Auch Tirza, halb begraben im Fels, schien es nicht gut zu gehen. Sie hielt die Augen geschlossen und atmete gepresst.
    Der Fahle kontrollierte zwischendurch, ob Skaggi die Wahrheit sagte. Sobald der Redefluss stockte, bedrohte er die anderen, doch der Gogler musste nicht mehr handgreiflich werden. Nachdem Tulima erfahren hatte, dass der Schatz in Reblingen gelandet war, aufgeteilt unter den Torfstechern, stellte er noch eine letzte Frage: »Waren bei dem Schmuck weitere Sternenkristalle? Wie auf deiner Spange?«
    Skaggi zuckte die Achseln. »Ich war ein Kind. Aber ich glaube nicht.«
    »Es stimmt!«, bestätigte Haru, um seinen Fehler wiedergutzumachen. Tulima achtete nicht auf ihn, sondern zerrte Skaggis Zunge hervor. Sie war jetzt grün.
    Tulima lächelte. »Nein, ich glaube, das war eine Lüge. Gut zu wissen, da müssen wir wohl selbst nachschauen. Nerx, schaff mir die drei aus den Augen, ich habe zu arbeiten. Und wehe, du knabberst einen Happen an. Vielleicht brauche ich sie noch.«
    Nerx löste Tirza und Haru wieder aus dem Stein und befreite auch Skaggi von den Fesseln. Haru schluckte erst einmal kräftig, Tirza verschränkte Schutz suchend die Arme vor der Brust, Skaggi schwieg eisern. Nerx eskortierte das bedrückte Trio zurück

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