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Grosse Geschichten vom kleinen Volk - Ba

Grosse Geschichten vom kleinen Volk - Ba

Titel: Grosse Geschichten vom kleinen Volk - Ba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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in die Zelle.
    Sie waren kaum allein, als Skaggi sich auf Haru stürzte.
    »He!« Haru wollte ausweichen, aber Skaggi war viel schneller als er, da sein Bein nicht in einem Steinklumpen steckte.
    »Dank dir sind wir so gut wie tot!« Skaggi schüttelte ihn wüst. »Und du hast gleich noch die Reblinger ans Messer geliefert.«
    »Was hätte ich denn tun sollen?«, fragte Haru, beschämt über die Vorwürfe. Er war eben kein Held.
    Skaggi schien außer sich. »Dieser Zauberer wird schreckliches Unheil anrichten.«
    Haru stieß ihn zurück, gleichsam wütend auf sich und Skaggi. »Na gut, dann bin ich nicht so tapfer wie du. Aber wenigstens leben wir drei noch und sind nicht zu Stein erstarrt.«
    Skaggi sank auf den Boden wie ein Häufchen Elend. »Aber zu welchem Preis?«
    Wie konnte Skaggi jetzt aufgeben? Das weckte Harus Widerspruchsgeist. »Wovon redest du eigentlich? Tirza und ich stecken genauso in diesem Schlamassel wie du. Weil wir dir helfen wollten, Skaggi, falls du das schon vergessen hast.«
    »Schöne Hilfe!« Skaggi hielt sich den Kopf und sah abgekämpft zu Haru hinauf. »Ich rede von der Vernichtung des Dorfes. Was glaubst du, wird passieren, wenn der Fahle seine Gogler nach Reblingen schickt?«
    »Entschuldigung«, meldete sich nun der vierte Zelleninsasse zu Wort. »Obwohl es sehr unhöflich ist, sich in eine Unterhaltung zu drängen, kam ich nicht umhin, euer Gespräch zu verfolgen. Vielleicht kann ich etwas Hilfreiches beitragen. Mein Name ist Brinell, und ich bin Barde.«
    Skaggi glotzte den Riesen an wie ein Karpfen auf dem Trockenen. »Ich wüsste nicht, was uns jetzt noch helfen könnte«, sagte er tonlos.
    »Na, das hier!« Tirza schüttelte eine Rolle aus jenem Ärmel der Tunika, der vorhin bis zur Schulter im Stein gesteckt hatte. Sie senkte die Stimme, damit der Gogler, der Wache stand, sie nicht hörte. »Die Wand war nicht dick, und meine Hand landete im anderen Zimmer auf einem Schreibpult. Also hab ich einfach gekrallt, was mir zwischen die Finger kam.«
    »Zeig mal her.« Haru griff danach, um davon abzulenken, dass er möglicherweise gar nicht in Lebensgefahr geschwebt hatte. Dabei rutschte ein schmaler Gegenstand aus dem steifen Pergament.
    »Hoppla!« Tirza fing das Federmesser gerade noch auf, ehe es auf dem Steinboden landete. Das Schriftstück rollte bis vor Brinells Stiefelspitze.
    Haru ließ den Atem entweichen.
    »Na, will mir niemand danken?« Tirza schwang das kleine Messer mit der scharfen Spitze. »Ich habe immerhin unter Gefahr für Leib und Leben eine Waffe besorgt.«
    Haru winkte ab. »Ja, du Heldin, komm zurück auf den, äh, Teppich.«
    Stampfende Schritte näherten sich.
    Blitzschnell legte Tirza einen Arm über die Klinge, und Brinell verbarg das Pergament unter dem Mantelsaum.
    War man Tirza auf die Schliche gekommen? Nein, der Gogler namens Svar schwenkte ein Tablett. »Futter für das Futter«, brummte er – die erste Äußerung, die Haru von einem der Steinwesen hörte. Auf weitere Kostproben von Goglerhumor konnte er getrost verzichten.
    Die Platte landete auf einer halbhohen, abgebrochenen Steinsäule in der Zimmermitte. »Schön essen, Habila , damit ihr saftig bleibt.« Svar trottete davon.
    »Sicher Wasser und Brot!«, meinte Tirza schnippisch.
    Aber statt Gefängniskost türmten sich zerdrückte Honigwaffeln, einige Brocken Schinken, ein Laib Brot und sogar zwei Schmalzringelschwänze auf dem Tablett. Beim Anblick der Speisen standen Skaggi die Tränen in den Augen. »Das sollte mein Hochzeitsmahl sein.«
    Das war Haru nur zu bewusst. Sein Gewissen plagte ihn. Er hatte Skaggi die Hochzeit missgönnt, und nun war sein böser Wunsch auf schreckliche Weise in Erfüllung gegangen. »Ich schätze, dann fangen wir mal an, ehe das Essen Beine bekommt. Und in der Zwischenzeit sollte jeder von uns erzählen, was er über diesen Fahlen weiß.«
    »Von welchem Fahlen sprichst du?«, wollte Brinell wissen und griff nach dem Brot.
    Haru unterdrückte eine rüde Geste. Waren heute alle begriffsstutzig? »Ich meine den Kerl, der uns herumschikaniert hat. Tulima.«
    Der Barde hörte auf, das Brot zu zerpflücken. »Das war kein Fahler. So einen Landsmann habe ich noch nie gesehen. Fahle sind um einiges stämmiger, und so weit abseits der Berge wird man ohnehin keinen antreffen, denn sie brauchen den Fels wie Fische das Wasser.«
    Das riss Skaggi aus seinem Bann. »Aber er wirkt Magie und befehligt die Gogler. Er war für den Überfall auf den Händler verantwortlich, das

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