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Grosse Geschichten vom kleinen Volk - Ba

Grosse Geschichten vom kleinen Volk - Ba

Titel: Grosse Geschichten vom kleinen Volk - Ba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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sehen.«
    »Ja«, antwortete Haru und rieb sich die Arme, um wieder warm zu werden. Seine Beine schienen bleischwer. Er fühlte sich, als sei er aus dem Totenreich zurückgekehrt.
    »Ich heiße Brinell Brenson, der Barde«, stellte sich der Riese vor. Er hatte eine angenehme Stimme, nicht zu poltrig, wie die vieler anderer seiner Art, die sich selbst als Menschen bezeichnete.
    »Ich bin Haru Schäfer. Hast du irgendwo Skaggi gesehen?« An diese Gogler wollte Haru im Augenblick lieber nicht denken, aber wie es aussah, hatten sie Skaggi entführt.
    Brinell schüttelte den Kopf und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Wir sind nur zu dritt.«
    Angst drückte Haru den Brustkorb zusammen. War Skaggi tot?
    »Was ist geschehen?«, fragte Haru, in der Hoffnung, einen Hinweis auf Skaggis Verbleib zu erhalten.
    »Mein Wagenzug wurde von Goglern überfallen«, erklärte der Barde.
    Das konnte kein Zufall sein. »Redest du von Herk Harksons Wagenzug?«
    Brinell nickte. »Ja. Er wollte zu einer Hochzeit bei den Halb …«, er unterbrach sich, »in Broichhus. Und ich hatte dort einen Auftritt.«
    Der Barde war dann wohl die große Überraschung, die Pardu angekündigt hatte. Damit hätte die Broichhuser Feier Reblingen ein für alle Male übertrumpft. Aber nun …
    Brinell schluckte sichtlich. »Die Gestalten sprangen aus den Büschen auf die Straße. Einer der grauenhaften Kerle warf einfach den Wagen um, auf dem ich saß. Sie schlugen den Eseln die Schädel ein und rissen Harkson im nächsten Moment vor meinen Augen auseinander.« Er schaute auf seine ineinander verflochtenen Finger. »Ich schäme mich, weil ich nichts unternommen habe, aber ehe ich wieder richtig zu mir kam, hatten die mich schon geschnappt.«
    »Sie haben alle umgebracht außer dir?«
    Brinells Pupillen wirkten riesig. »Es scheint so. Und ehe du weiterfragst, ich weiß nicht, warum die Händler sterben mussten oder warum ich überlebt habe. Gogler scheinen mir kaum auf Lösegeld aus zu sein.«
    Brinells Hand fuhr nervös den Ziersaum seiner Tunika entlang. »Ich kenne Lieder, die alten Geschichten. Aber ich hätte nie geahnt, selbst in die Gewalt eines Goglers …« Er schluckte abermals. »Entschuldige, du weißt selbst, wie schrecklich das ist. Wie sind deine kleine Freundin und du in den Schlamassel geraten?«
    Wo sollte Haru anfangen? Er berichtete kurz von Skaggi und ihrer Suche, dem Überfall und dem Zusammentreffen mit der Jägerin. »Ich war dagegen, aber Tirza wollte unbedingt weiter ins Moor …«
    »Hör auf, über mich zu reden, als wäre ich tot!« Tirza hob den Kopf. Sie tastete nach Jagdmesser und Bogen, aber die Waffen fehlten. Die Jägerin blinzelte und ließ sich enttäuscht zurücksinken. »Ganz schön kalt hier.« Sie kuschelte sich wieder in den Umhang. »Also, was Haru eigentlich sagen wollte …« Tirza führte die Erzählung bis zum Zusammentreffen mit den Wächtern im Sumpf fort.
    Brinell schaute Tirza und Haru verwundert an. »Erstaunlich, wie gut ihr den Kontakt zu den Goglern verkraftet habt«, sagte er, als Tirza fertig war. »Ich habe viel länger gebraucht, um mich nur halb so gut zu erholen.«
    Von wegen gut. Immer noch glichen Harus Füße Eisklumpen, vor allem der linke. Er spürte die Zehen nicht mehr. »Du klingst, als wüsstest du mehr über sie. Was sind diese Gogler überhaupt?«
    Tirza stemmte sich auf die Ellbogen hoch. »Können wir vielleicht unterwegs plaudern? Ich will hier raus!«
    Ein messerdünnes Lächeln erschien auf Brinells Lippen. »Fortlaufen? Du wirst merken, dass das nicht so einfach ist.« Er schlug die Falten seines Umhangs beiseite.
    Haru stockte der Atem. Der Fuß des Barden steckte bis über das Knöchelgelenk in einem schädelgroßen Stein.
    Zeitgleich bewegten Haru und Tirza die Beine. Auch ihre linken Füße waren mit Granitbrocken verwachsen. Der Schreck lähmte Haru noch mehr als die Kälte, die das Ding verströmte.
    »Ein Andenken der Gogler«, sagte Brinell bitter. »Und eine sehr effektive Methode, uns an der Flucht zu hindern.«
    »Ahhh!«, stieß Haru entsetzt hervor. Diesen Moment nutzte sein Magen dazu, ihn daran zu erinnern, dass die Frühstückszeit schon verstrichen war.
    »Wie kannst du jetzt Hunger haben?«, zischte Tirza. Sie drehte verzweifelt das Bein mit dem kegelkugelgroßen Stein daran, hob den Fuß und senkte ihn wieder. »Wenn wir die Dinger nur fest genug gegen die Mauer schlagen, zerspringen sie sicherlich.«
    Brinell beugte sich besorgt über Tirza und hielt sie

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