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Grosse Geschichten vom kleinen Volk - Ba

Grosse Geschichten vom kleinen Volk - Ba

Titel: Grosse Geschichten vom kleinen Volk - Ba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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fest. »Besser nicht. Du würdest dich nur selbst verletzen. Die Goglermagie hat den Stein mit deinem Fleisch verschmolzen.«
    »Und was verstehst du davon?«, fragte Haru.
    »Ich bin Barde«, antwortete Brinell, als sei damit alles erklärt.
    Auf Tirza machte das nicht den geringsten Eindruck. »Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun?«
    »Ich habe sieben Jahre lang die Schriften der Altvorderen studiert, kenne die hundert Lehr- und die siebzehn Loslieder.«
    » Los lieder – du kannst mit deiner Stimme also unsere Fußfesseln lösen?«, fragte die Jägerin hoffnungsvoll.
    »Nein. Ich bin schließlich kein Zauberer.«
    Tirza verlor augenblicklich das Interesse an der bardischen Kunst. »Wäre auch zu schön, um wahr zu sein.«
    Brinell seufzte. »Ich will ebenfalls fliehen, aber es gibt nur einen Ausweg aus diesem Raum, und da hält ein Gogler Wache, der so breit ist, dass er den Gang versperrt.«
    »Dann müssen wir einen anderen Weg hinaus finden. Und Skaggi retten. Wenn ich nur nicht so einen Wolfshunger hätte …« Haru rieb sich den leeren Wanst.
    Tirza kramte in ihrer Gürteltasche und reichte den beiden anderen etwas Trockenfleisch. »Wenn wir hier schon festsitzen, können wir wenigstens ein wenig essen, damit wir bei Kräften bleiben.«
    Eine gute Idee. Haru griff zu, fand allerdings an der Aufteilung etwas auszusetzen. »Wieso bekommt Brinell zwei Streifen und ich nur einen?«
    Tirza hob begütigend die Hand. »Ich nehme auch bloß einen. Sperr deine Augen auf: Der Riese ist doppelt so groß wie wir.«
    »Und mein Magen ist doppelt so groß wie seiner«, maulte Haru und biss in das zähe Fleisch. So abgespeist musste sich Gruff fühlen, wenn er nur winzige Häppchen vom Esstisch bekam.
    »Zurück zu diesem Gogler «, sagte er zwischen zwei Bissen, denn wenn schon die Gaumenfreuden fehlten, wollte er wenigstens seine Neugier befriedigen. »Hab diesen Namen noch nie gehört.«
    »Ich nehme an, in den Überlieferungen deines Volks spielen sie keine große Rolle.« Brinell beäugte misstrauisch das faserige Stück Fleisch und riss es mit den Fingern auseinander, um das Innere zu erkunden. »Ihr habt nie gegen die Fahlen Krieg geführt. Eigentlich seid ihr ein glückliches, friedliches Völkchen.«
    Haru dachte mit schlechtem Gewissen an die Streiche gegen Reblingen. Tirza blickte auffällig unschuldig drein.
    Brinell ließ das Essen sinken. »Da ich kein Gelehrter oder Magier bin, kann ich nur wiedergeben, was die Lieder erzählen.« Er schien von innen heraus zu wachsen, und ein eigenartiger Singsang schlich sich in seine Rede. »Die Fahlen nahmen einst von ihrem Fleisch und Fels und formten die Gogler mit Magie. Diese Geschöpfe waren ein gefürchteter Feind der Menschen, da sie, anders als die Fahlen, die Berge verlassen und ihre Gestalt ändern können.«
    »Sie verwandeln sich in Stein? So wie – Trolle?« Haru musste das fragen, egal wie lächerlich er sich dabei vorkam.
    Brinell schüttelte den Kopf. Dabei fing sich ein Lichtstrahl in seinem hellen Haar und ließ es glänzen. »Trolle gibt es nicht. Und bis gestern hätte ich Gogler ebenfalls für eine Legende gehalten. Aber nun weiß ich, wie falsch ich damit lag.«
    Der Barde beugte sich hinab, als würde er inmitten einer riesigen Menge nur zu Haru und Tirza sprechen. »Gogler sind immer mit ihrer Schale unterwegs.«
    »Du meinst, ihre zähe Steinhaut ist hart wie ein Schneckenhaus?«, fragte Tirza. »Oh Mann – ich wurde von einer Riesenweinbergschnecke verschlungen?«
    »Nein, kleine Freundin. Die magische Schale ist ein Teil von ihnen, aber sie befindet sich im Inneren der Kreaturen.«
    »Großvater Pardu hat mir mal einen hohlen Stein gezeigt«, warf Haru ein. »Der war innen mit Kristallen ausgekleidet. Pardu nannte das eine Drüse.«
    Der Barde hüstelte und machte mit Blicken deutlich, was er von den fürwitzigen Unterbrechungen hielt. »Das sind keine Schneckenhäuser und keine Drusen , sondern Fahlenmagie. Gogler sind groß und kräftig. Aber ihre tödlichste Waffe ist nicht ihre Wucht, sondern die Schale, die ihr Inneres anfüllt wie eine dehnbare Blase. Um diese Sphäre gedeihen die Ungeheuer. Schlimmer noch: Sie können einen Sterblichen hineinziehen und müssen ihn dazu bloß mit beiden Armen zugleich umfangen.«
    Haru erinnerte sich an die erstickende Umarmung vor der Festung. »Wie bei uns.«
    Brinell nickte. »Genau. Die Magie liegt in den Goglerhänden, die Stein erweichen können. Bist du erst einmal in seine Gewalt

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