Große Kinder
Altersstufe viel stärker gepflegt werden.
Wenn an solchen Tagen, an denen in der Schule keine »Schule« ist, den Kindern freie Werk- und Bastelangebote offen stünden und sie zum Beispiel auch wieder die Spiele lernen könnten, die aus unserer Kultur verschwunden sind (zum Beispiel Kreiselschlagen) oder die in anderen Kulturen seit Jahrtausenden gespielt werden, wenn sie darüber hinaus die dazu notwendigen Spielzeuge selbst herstellen könnten (beispielsweise Bumerangs), wird auf die Dauer die Stimmung in einer Schule mit Sicherheit fröhlicher und entspannter werden!
Gute Erfahrungen mit ähnlichen Ideen haben inzwischen schon einige Ganztagsschulen gemacht – und Ganztagsschule muss ja keineswegs heißen, dass den ganzen Tag lang »Schule« ist.
Dort wo Ganztagsschulen nicht möglich oder auch nicht notwendig sind, sollte aber meiner Meinung nach eine
freiwillige
sozialpädagogische Nachmittagsbetreuung an den Schulen zur Selbstverständlichkeit werden. Und zwar auch für die Kinder, die nicht unbedingt eine Hortbetreuung brauchen. Wichtig erscheint mir, dass diese Angebote von der Schule ausgehen, die den Kindern und ihren Eltern vertraut ist. Ich meine damit aber keineswegs, dass alle Aktionen innerhalb des Schulgeländes stattfinden müssen. Im Gegenteil: Je mehr die Kinder rauskommen, umso besser.
Ich höre an dieser Stelle schon wieder alle Steuerzahler, Schuldirektoren, Kommunal- und andere Politiker einwenden: »Das klingt zwar alles ganz schön, aber leider ist das absolutnicht zu bezahlen.« Das Argument ist mir bekannt. Aber dass es eigentlich nicht am Geld liegt, sondern an der Angst und Unbeweglichkeit der Erwachsenen, auch das weiß ich. Die Kosten, die der Staat jetzt schon tragen muss, um die Folgen einer schädigenden Kindheit zu zahlen – sei es für die Drogenpolitik, für die Bekämpfung von Jugendkriminalität, für die Therapie von verhaltensgestörten oder seelisch kranken Jugendlichen, für die Qualifikation von »Benachteiligten« oder für sonstige Versuche, junge Menschen, die in ihrer Entwicklung eingeengt waren, »einzugliedern«, sind enorm – und daran darf momentan auch nicht gerüttelt werden, denn den jungen Menschen, die schon »auf der Nase liegen«, muss wahrhaftig geholfen werden! Nur sollte man alles tun, damit es nicht erst so weit kommt.
Was die Schule betrifft, gehen meine Phantasien und Träume sogar noch weiter. Und ich weiß sehr gut, dass sie noch absurder klingen. Ich halte mich da aber an den Satz des Philosophen Miguel de Unamuno: »Nur wer das Absurde anstrebt, kann das Unmögliche erreichen.«
Wenn Schulklassen mindestens vier Wochen im Jahr (für die jüngeren Kinder sind zweimal zwei Wochen besser) ins Schullandheim gingen, und zwar immer in dasselbe, so dass die Kinder im Laufe der Jahre eine Beziehung zur Umgebung und den dort lebenden Menschen aufbauen könnten, wäre das ein gutes Fundament. (Der Bruch mitten in der Kindheit durch den Wechsel von der Grund- in eine weiterführende Schule ist eine Zumutung für die Kinder. Dass es auch anders geht, beweisen nicht nur die Waldorfschulen, sondern zum Beispiel auch die deutschen Schulen im Ausland und das japanische Schulsystem.)
Mein Traum geht weiter: Ich sehe ein Dorf mit Landwirtschaft und Handwerkern, durchaus modern, mit Maschinenund allem, was dazu gehört – kein Museumsdorf mit historischen Vorführwerkstätten. Das Schullandheim ist in der Nähe dieses Dorfes und die Schüler sind bei den Dorfbewohnern und ihren Arbeiten willkommen, wann und wo immer es die Kinder möchten, nicht etwa als »Praktikanten« in festen Stellen und von der Schule verordnet. Und Lehrer und Dorfbewohner erhalten angesichts der pädagogisch-menschlichen Herausforderung eine beratende Unterstützung.
Die Lehrer und pädagogischen Betreuer sind weitgehend von der Haftpflicht befreit und können die Kinder laufen lassen, ohne gleich voll Bangen an die Fragen eines kinderfernen Richters denken zu müssen (zur Beruhigung der Eltern, der Krankenversicherungen und der Richter hat jedes Kind seine eigene Haftpflicht- und Unfallversicherung!)
Die Kinder wissen, dass sie für sich selbst verantwortlich sind, wenn sie in dieser Umgebung innerhalb bestimmter Grenzen ihr eigenes freies Leben miteinander »leben« dürfen. Und dort wo es die Kinder brauchen, bekommen sie von den erwachsenen Betreuern Hilfe und Anleitung: wie man richtig Feuer macht, ein Floß baut oder auch »nur«, wie man eine Mahlzeit zubereitet
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