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Große Kinder

Große Kinder

Titel: Große Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oggi Enderlein
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Merkmalen zu finden. Für hoch begabte Kinder, die sich in ihrer Klasse vollkommen fehl am Platz fühlten, die unentwegt gehänselt und angegriffen wurden und die folglich quälende Minderwertigkeitsgefühle entwickelten und an allem zweifelten, was sie konnten, erwies sich der Kontakt zu gleichfalls herausragend begabten Kindern aus anderen Schulen wie eine Erlösung: Auf einmal merkten sie, dass sie nicht »verrückt« waren und untauglich, dass es andere Kinder gab, die genauso dachten und handelten wie sie und mit denen sie endlich »richtig« spielen konnten. Die Bücher und Computer, sonst die einzigen »Partner« dieser Kinder, waren für ein paar erfüllte Stunden mit den neu gewonnenen Freunden vergessen.
    Ähnlich geht es Kindern, die besonders langsam und intellektuell weniger wendig sind als ihre Klassenkameraden, oder Kindern, die aus einer anderen Kultur zu uns kommen, oder Kindern, die zu Hause misshandelt werden.
    Um den passenden Partner zu finden, muss man allerdings die Möglichkeit haben auszuwählen. Ausgeschlossene Kinder brauchen zwar die Hilfe der Erwachsenen, um den Kontakt zu möglicherweise passenden Kindern herzustellen, Erwachsene können aber nie für ein Kind einen Freund aussuchen oder gar bestimmen. Sympathie und Antipathie lassen sich nicht steuern. Wenn Kinder die Möglichkeit haben, sich in einer neuen Gruppe unbefangen zu orientieren, finden sich mit erstaunlicher Sicherheit meistens genau die Kinder, die am besten zusammenpassen, obwohl sie zunächst nicht wissen können, weshalb sie übereinstimmen. Auch hier gilt: Die Erwachsenen müssen den richtigen Rahmen schaffen, den Kindern aber das Übrige selbst überlassen können.
    Einzelgänger
    Manche Kinder stellen sich von sich aus abseits und halten sich aus gemeinsamen Aktionen mit Gleichaltrigen heraus.
    Manche dieser Kinder schaffen sich einen Ersatz für die fehlenden Kontakte zu Gleichaltrigen, sei es ein innig geliebtes Haustier oder auch ein besonders intensiv betriebenes Hobby, gelegentlich auch eine besondere Beziehung zu einem wesentlich älteren Menschen oder zu einem wesentlich jüngeren Kind.
    Wenn Kinder unter etwa 13   Jahren aber das »Bedürfnis« haben, ganz viel allein zu sein, um ihren Gedanken nachzuhängen, dann verbirgt sich dahinter meist ein großer Kummer, der alle Lebenskräfte des Kindes bindet. Einzelgängern geht es nicht gut.
    Es ist Aufgabe der begleitenden Erwachsenen, die Signale, die von diesen Kindern immer gesendet werden, zu verstehen und herauszuspüren, weshalb sich ein Kind zurückzieht: ob es sich »nur« von den Gleichaltrigen ausgegrenzt fühlt und resigniert hat, ob es Probleme mit einem Lehrer oder der Schule überhaupt gibt, ob es sich von den Eltern allein gelassen, unverstanden, überfordert oder gar misshandelt und verletzt fühlt oder ob es mit anderen Sorgen aus der Erwachsenenwelt überschüttet ist. Wenn Lehrer oder Eltern die Signale des Kindes nicht deuten können, mag ein Kinderpsychologe ein hilfreicher Dolmetscher sein. Oft brauchen diese Kinder aber das verstehende, erlösende Wort eines Erwachsenen, dem sie sich anvertrauen und bei dem sie sich vorbehaltlos öffnen dürfen. Dann kann ein Kindertherapeut der beste Helfer sein.
    Auf der anderen Seite sollten Erwachsene aber auch respektieren, dass Kinder oft große Kräfte entwickeln und ihren eigenen Weg finden, ihre Sorgen und Nöte selbst zu bearbeiten, und keine Hilfe von außen annehmen möchten. Dennoch:Wenn sich ein Kind ständig zurückzieht und absondert, braucht es einen Erwachsenen, der seine Not aufgreift, der sich als Gesprächs- und Sorgenpartner anbietet und der das Kind zumindest spüren lässt, dass es nicht allein gelassen ist.
    Manchmal brauchen dieses Kinder aber auch nur ganz praktische Hinweise, wie sie Kontakt zu anderen Kindern aufbauen können, woran es liegt, dass sie abgelehnt werden und wie sie damit umgehen können. Oder sie brauchen einen Klassenkameraden, der bereit ist, auf das Kind zuzugehen. Auch hier können Erwachsene   – meistens die Lehrer   – wertvolle Hilfestellung leisten, ohne sich allzu sehr in die Belange der Kinder einzumischen.
    Was können die Erwachsenen tun?
    Vor allem sollten Erwachsene Vertrauen in die Geschicklichkeit und den Instinkt der Kinder haben und sie getrost auch mal allein ihrem »wilden« Treiben überlassen: In Finnland bewerfen sich Kinder gegenseitig mit Speeren   – und bei diesem Spiel passiert erstaunlich wenig, weil die Kinder dem Speer

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