Große Liebe Desiree
Jack gesagt zu haben, daß sie ihn liebte und ihm verzieh.
»Sie sind Ihrem Vater so ähnlich, Désirée. Vertrauensvoll und ehrenwert und immer darauf bedacht, die richtigen Dinge aus den richtigen Gründen zu tun«, sagte Macaffery voller Verachtung. »Sie scheuten sich davor, mit Herendon zu schlafen, aber ein Beinahe-Unfall an Bord der Katy und ein einziger mysteriöser Schuß in einem Garten genügten, und Sie konnten nicht schnell genug in die Arme Ihres Helden gelangen.«
Jack fluchte leise. Natürlich war es Macaffery gewesen. Wer sonst hätte Désirée etwas Schlechtes wünschen können?
Der Anwalt lachte. »Obadiah war kein bißchen besser, Sie beide konnten mühelos wie die Schafe zur Schlachtbank geführt werden. Beinahe zu mühelos. Ich brauchte nur den Märtyrertod ihres hohlköpfigen Vaters zu erwähnen, und Jons schwachsinnige Balgen taten, was immer ich von ihnen verlangte.«
Désirée hörte einen Pistolenschuß und spürte die Erschütterung in ihrem Körper, als die Kugel Macaffery traf. Sie hörte ihn stöhnen, dann nach Luft schnappen, und als er langsam von ihr wegglitt, spürte sie den warmen Strom seines Blutes an ihrer Schulter. Dann war Jack bei ihr, nahm sie in den Arm, sagte ihr, daß alles in Ordnung sei, und hinter ihm stand Jeremiah, den Arm mit der Pistole hatte er noch immer erhoben.
»Sie haben den letzten von uns vergessen, Macaffery«, sagte er leise.
Vom Deck waren immer mehr Stimmen zu hören, mehr Schreie, und immer panischer. Désirée barg das Gesicht an Jacks Schulter. Jetzt, da Macaffery tot war, begann sie zu zittern. Sie wollte nicht noch mehr Blut sehen. Alles, was sie wollte, war, sich in Jacks Armen sicher und beschützt zu fühlen.
»Es tut mir leid, aber wir müssen gehen«, sagte er, als er sich hinunterbeugte, um sein Messer aufzuheben, und dann Désirée schnell über Macafferys Leiche hob. »Gott allein weiß, was jetzt geschehen wird.«
Als sie das obere Deck erreicht hatten, wußte es Jack.
Der Qualm von brennendem Holz, dicht und ätzend, vermischt mit dem Geruch von brennendem Teer und Hanf. Wenn man das Feuer vom Deck aus riechen konnte, dann war es zu spät.
»Da sind Sie ja, Käpt’n!« rief einer der Seeleute, der so erleichtert war, Jack zu finden, daß er das »Sir« vergaß. »Wir haben Ärger unter Deck, Käpt’n, eins von den Weibsbildern hat eine Laterne umgeworfen, und ...«
»Laßt die Boote ins Wasser und schafft die Leute weg«, brüllte Jack. Es tat ihm leid, eine Prise wie die Panthère aufzugeben, aber es wäre ihm immerhin ein Trost, wenn sie zerstört wurde. Er hoffte, das Schiff möglichst lange auf Kurs halten zu können, ehe die Flammen das Pulvermagazin ganz unten erreicht hatten. Er wollte, daß sie weit von der Küste entfernt sank, um jeden Bergungsversuch der Franzosen zu verhindern.
Mit einemmal wimmelte es an Deck nur so von Menschen. Alle drängelten und schrien durcheinander, verzweifelt bemüht, das Schiff zu verlassen, ehe es explodierte.
Schnell drehte Jack sich zu Désirée um. »Du bleibst bei Jeremiah. Er wird dafür sorgen, daß du einen Platz in einem der Boote erhältst. Ich werde zu dir kommen, so schnell ich kann.« Er wandte sich ab und rief nach Jeremiah.
Sie schüttelte den Kopf, und ihre Augen funkelten wild. »Nein, Jack. Ich bleibe bei dir.«
»Du tust, was dein Kapitän dir sagt, Liebling.« Er küßte sie rasch. »Ich liebe dich, Désirée. Vergiß das nicht.«
Sie griff nach seinem Arm, um nicht fortgeschickt zu werden. »Ich liebe dich auch, Jack, und ich bleibe!«
»Herendon!« Die Stimme eines Mannes übertönte den Lärm an Deck, und das angstvolle Schreien der Menschen verstummte.
»O Jack«, sagte Désirée und blickte wie alle anderen auf den Mann an der Reling. »Es ist Boucher.«
Jack trat vor, damit der andere Kapitän ihn sehen konnte, und die Menge teilte sich und machte für die beiden Männer einen Weg frei. Hinter Boucher lag ein toter französischer Offizier, der die Trikolore, die Flagge der Panthère, unter sich begraben hatte. Jack grüßte. »Capitaine Jean Boucher. Ich bedaure, Sir, daß wir uns unter solchen Umständen treffen.«
Der Franzose sprang an Deck, den Degen in der Hand. Seinen Hut hatte er bei dem schnellen Lauf durch das Hafengelände verloren, aber er war rechtzeitig gekommen, um sein Schiff zu verteidigen. »Kapitän Lord John Herendon. Mir tut es nicht leid. Wenn Sie wollen, daß ich kapituliere, dann müssen Sie mit mir kämpfen.«
Jack fühlte, wie
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