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Große Liebe Desiree

Titel: Große Liebe Desiree Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarett
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ersparen.
    Er sah Désirée an, die beinahe unerträglich schön war, so wie sie da vor ihm stand, unsicher, ob sie willkommen war oder nicht. Es war nicht ihre Schuld, daß sie seine Sinne verwirrte. Verdammt, wenn ihr Bruder sie nur genausosehr geliebt hätte wie er Julia! Nicht dieser rasch aufbrausende Flegel Jeremiah, der nur zu schnell bereit war, für ihre Ehre zu kämpfen. Nein, der andere, Obadiah. Warum hatte er nicht ihre Briefe verbrannt, ihr nichts gesagt, sie ferngehalten von einem Mann wie Monteil und damit geschützt vor der Wahrheit, die sie vernichten würde?
    »Oh, bitte, hör nicht meinetwegen auf zu spielen«, bat Désirée mit ehrlichem Bedauern. »Ich kam, um dem Flötenspieler mein Lob zu zollen. Nicht im Traum hätte ich daran gedacht, daß du es sein könntest.«
    Er lehnte die Flöte gegen seine Schulter und berührte sie sanft mit den Fingern. »Erst bezweifelst du, daß ich segeln kann, und dann bist du überrascht über meine bescheidenen Künste auf dem Gebiet der Musik. Es ist erstaunlich, daß du mir die Fähigkeit zubilligst, aufrecht zu gehen.«
    »Deine Künste sind alles andere als bescheiden, wie du sehr wohl weißt«, entgegnete sie. »Du bist besser als alle Musiker, die ich jemals gehört habe, sogar besser als die, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen.«
    Sein Lächeln war zynisch. »Sei vorsichtig mit dem, was du sagst, meine Liebe. Ein Musiker ist kein Gentleman, jedenfalls nur bis zu einem gewissen Grad.«
    »Ach was.« Sie war gekommen, um ihn zu loben. Sie würde nicht zulassen, daß er statt dessen einen Streit vom Zaun brach. »Nach deiner Rechnung sollte ein Gentleman auch kein Seemann sein, jedenfalls kein so guter, daß er ein Schiff segeln kann, das zweihundert Fuß lang ist und Gott weiß wie viele Kanonen und Männer an Bord hat. Und was den aufrechten Gang betrifft, nun, vielleicht ist sogar das nicht akzeptabel. Vielleicht solltest du dich von livrierten Dienern in einer Sänfte tragen lassen, wie man es angeblich mit dem König macht, so daß du zeigen kannst, daß du, anders als das einfache Volk, über so profane Dinge wie Gehen hinaus bist.«
    »Vielleicht ist die Antwort ganz einfach die, daß ich kein Gentleman bin.«
    »Ich kann jetzt nicht darüber nachdenken, was sich in deinem Land für einen Gentleman schickt und was nicht. Nur eines weiß ich sicher: daß es eine reine Freude war, deinem Spiel zu lauschen, und ich wünschte, du hättest nicht aufgehört.«
    »Ein andermal.« Jack legte die Flöte auf den Tisch und rieb mit dem Daumen einen Fleck von der polierten Oberfläche. Er hatte noch nie erklären können, welchen Frieden er in der Musik fand, und er wollte es auch nicht versuchen. »Ich spiele zu meinem eigenen Vergnügen, nicht vor Publikum.«
    »Schade.« Désirées Blick folgte der Bewegung seines Daumens. Seine Hände waren groß und kreuz und quer mit Narben bedeckt, die Finger rauh und voller Schwielen. Es waren weder die Hände eines untätigen Aristokraten noch die eines Musikers, es waren die eines schwer arbeitenden Seemannes.
    »Ich sagte dir, ich spiele nur für mich.«
    Sie überhörte bewußt den gereizten Tonfall in seiner Stimme. Jack hatte ihr so wenig von sich erzählt, daß sie nicht bereit war, diese Gelegenheit, mehr über ihn zu erfahren, einfach so verstreichen zu lassen. »Ich wundere mich noch immer, daß du nicht jeden Mann an Bord dieses Schiffes als Zuhörer hier unten hast.«
    Er sah zu ihr auf. »Aber Désirée! Du vergißt, daß ich nicht gerade die beliebteste Person auf der Katy bin.«
    Sie runzelte die Stirn und ärgerte sich über ihre Landsleute. »Das liegt nur an der Dickköpfigkeit der Yankees, an sonst nichts.«
    »Darf ich annehmen, daß du mit ihnen nicht länger einer Meinung bist?« Überrascht zog er eine Braue hoch.
    Sie preßte errötend die Lippen zusammen. Wie geschickt er sie dazu gebracht hatte, mehr zu sagen, als sie eigentlich wollte! »Du bist der Freund meines Bruders und meine einzige Hoffnung, ihn befreien zu können.«
    »Dann nimmst du mich nur wegen Obadiah vor den anderen in Schutz?«
    »Wegen Obadiah, genau, ja.«
    Warum, fragte er sich, sollte es auch anders sein? Obwohl ihm ihre Offenheit nach Art der Amerikaner allmählich gefiel, wünschte er sich manchmal, sie würde ein bißchen mehr auf die freundliche Weise heucheln, wie es die Engländer taten, um die Wahrheit erträglicher zu machen. Er wies auf die andere Bank. »Setz dich.«
    Désirée schüttelte den Kopf und trat

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