Große Liebe Desiree
zurück. »Du möchtest nicht, daß ich hier bin, und überhaupt...«
»Setz dich. Désirée. Bitte.« Er seufzte. »Bitte. Ich bin seit langem daran gewöhnt, Befehle zu geben, und es fällt mir schwer, meine Gewohnheiten zu ändern. Sogar dir gegenüber.«
Sie ließ sich unbehaglich auf der Bank gegenüber nieder und stellte das Tablett vor sich auf den Tisch. Obwohl es ein Fehler gewesen war, sie zu küssen, konnte er sich einfach nicht dazu durchringen, es zu bereuen. Nie würde er die Heftigkeit vergessen, mit der sie seinen Kuß erwidert hatte, den Sturm und das Tosen des Meeres, die gefangen waren in ihrer Seele, und auch nicht die heiße Süße ihres Mundes, die sich mit den salzigen Wasserspritzern vermengt hatte. Er hatte noch nie eine Frau so sehr begehrt wie sie.
Und er wußte, daß Désirée ihn nicht ablehnte. Er hatte genug Erfahrung mit Frauen, um das zu sehen. In ihrer offenen Art hätte sie ihre Gefühle auch nicht vor ihm verbergen können, selbst wenn sie es gewollt hätte. Vielleicht würde sie einen Flirt auf dem Schiff genauso begrüßen wie er. Gab es einen besseren Weg für ihn, sich ihrer Loyalität zu versichern, wenigstens bis sie zu Monteil gelangt waren?
Er hatte diesen Gedanken schon früher erwogen und dann wieder verworfen, weil er eines Gentleman nicht würdig war. Eine Verführung für König und Vaterland war in seinem Auftrag nicht enthalten, und er mochte das Mädchen zu sehr, um ihm mehr als unbedingt nötig weh zu tun. Aber warum sollten sie sich nicht gegenseitig erfreuen und trösten und gleichzeitig den Erfolg seiner Mission sichern?
Er sah sie an und dachte an den vergangenen Abend. Feine Strähnen hatten sich aus ihrem strengen Zopf gelöst und ringelten sich um ihr Gesicht und ihren Hals. Er stellte sich vor, wie sie seine Lippen kitzeln würden, wenn er sie hier küßte und dort und dort...
Statt dessen deutete er auf das Tablett, das vor ihr stand. »Was, zum Teufel, ist das für ein Abfall, den man dir da zum Frühstück vorgesetzt hat?«
Es war ein trauriges Mahl gewesen, das stimmte, aber sie dachte an die wohlmeinende Absicht, die damit verbunden gewesen war. »Ich war nicht hungrig.«
»Wie solltest du auch, wenn du so etwas siehst?« höhnte Jack. »Ich verspreche dir weit bessere Mahlzeiten auf der Aurora. Mein Koch wurde in Paris ausgebildet, bevor die Jakobiner alle großen Häuser zerstörten. Selbst am Ende einer langen Überfahrt ist er großartig in der Erfindung aller möglichen Gerichte und süßen Pasteten, und er wird sein Bestes geben, wenn er erfährt, daß eine Lady an Bord ist.«
Er hatte die Absicht, sie ein wenig zu verwöhnen als Entschädigung für die miserable Verpflegung, die sie auf diesem Teil der Reise genossen hatten. Sein Quartier auf der Aurora war bequemer, seine Kajüte eleganter als viele Gesellschaftsräume, und ihm gefiel die Vorstellung, sie dort bei sich zu haben. »Du wirst sehen, ich habe auch einen ganz annehmbaren Weinkeller. Meine Küche wird, wie ich hoffe, weit mehr nach deinem Geschmack sein als das, was du hier auf der Katy ertragen mußt.«
Ein Weinkeller auf See und phantastische Gerichte von einem französischen Koch. Désirée war nicht ganz so begierig darauf, sie gegen die guten Absichten der Mannschaft auf der Katy einzutauschen, wie Jack glauben wollte. »Danke, das wird sie sicher«, sagte sie schwach und betrachtete den Toast. »Obwohl du meinetwegen keine Umstände machen mußt.«
»Es wird mir keine Umstände machen. Wenigstens keine, die Obadiah Sparhawks Schwester nicht wert wäre. Das Vergnügen deiner Gesellschaft wird mich entschädigen.«
Désirée war besorgt und schwieg. Seine Worte ließen sie an elegante Abendessen nur für sie beide denken, allein in seiner Kajüte, intime Mahlzeiten, bei denen, wie sie fürchtete, er sie zum Nachtisch haben wollte, sobald der Tisch abgedeckt war.
»Désirée, sieh mich an und sag mir, was nicht stimmt«, sagte er freundlich. »Bitte. Es wäre mir lieber, du würdest mich verspotten und mir vorwerfen, wie arrogant und überheblich ich sei.«
Sie lächelte gegen ihren Willen, schwieg jedoch, unfähig, ihre Gefühle in Worte zu fassen.
»Es ist der gestrige Abend, nicht wahr?« fragte er. »Das was an Deck passiert ist?«
»Nichts davon war deine Schuld.«
»Wenn es nicht meine Schuld war, dann ganz bestimmt auch nicht deine.« Zornig schlug Jack mit der Faust auf den Tisch. »Bei Gott, Désirée, wenn einer dieser scheinheiligen Bastarde zu dir
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