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Große Liebe Desiree

Titel: Große Liebe Desiree Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarett
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und der Kaffee in der verbeulten Blechtasse sah nicht viel verlockender aus, aber Kapitän Fox zuliebe wollte sie nicht undankbar erscheinen.
    »Und vielen Dank für deine Geduld. Ich wollte eigentlich heute morgen nicht so lange im Bett bleiben, aber ich habe letzte Nacht schlecht geschlafen.«
    »Jawohl, Madam.« Der Ausdruck auf seinem pickeligen Gesicht war so bewußt unverbindlich, daß jetzt Désirée errötete.
    »Wenigstens ist der Kaffee stark genug, um mich ganz aufzuwecken, nicht wahr?« sagte sie, aber ihre Munterkeit klang unecht. Die Katy hatte nur zwölf Mann Besatzung. Sicher gab es unter ihnen keinen, der nicht wußte, daß sie bei Mondschein mit dem Engländer herumgetändelt hatte. Der einzige, der vielleicht noch nichts davon gehört hatte, war der arme Mr. Macaffery, den noch immer die Seekrankheit plagte.
    »Jawohl, Madam, Käpt’n Fox bevorzugt ihn so.« Er räusperte sich verlegen. »Ich heiße Will Carr, Madam, und mein Cousin Jacob Bartholomey segelt unter Ihrem Bruder, Zweiter Maat auf der Swan, und ich denke, es ist eine großartige Sache, die Sie da tun, daß Sie Käpt’n Obadiah suchen. Wir haben alle zu Hause davon gehört, und meine Mama und ihre Schwester beten, daß Sie Ihren Bruder nach Hause holen können, weg von den englischen Bast... - von den Engländern, meine ich, Verzeihung, Madam. Und meinen Cousin auch, und die alte Swan. Wenn’s was gibt, was Sie brauchen, Madam, rufen Sie nach mir, Will Carr.«
    »Danke, Will, das werde ich tun.« Sie lächelte herzlich und fragte sich, ob der Junge ahnte, was das Vertrauen seiner Familie für sie bedeutete. »Und Dank gebührt auch Kapitän Herendon. Er ist derjenige, der mir Obadiahs Brief brachte, und ohne ihn wäre ich jetzt nicht unterwegs nach England.«
    Er nickte wenig überzeugt und überließ Désirée ihrem Frühstück. Sie seufzte, als sie versuchte, die schlimmsten verbrannten Stellen vom dem Toast zu kratzen und ihn in den Kaffee zu tunken, damit er weicher wurde. Ohne Rücksicht auf die Gebete seiner Mutter war der Junge zweifellos unterwegs zum Vorschiff, wo er den anderen empört berichten würde, wie sehr Miss Sparhawk den Engländer verteidigte, nachdem sie sich von ihm hatte küssen lassen. Es tat ihr nicht leid. Engländer oder nicht, sie hatte Jack verteidigt, und sie würde es wieder tun.
    Vor vierzehn Tagen hätte sie Will zugestimmt, daß es so etwas wie einen guten Engländer nicht gebe, doch in dieser ganzen verwickelten Angelegenheit um Obadiah war Jack Herendon ihre einzige Hoffnung, den Bruder heil zurückzubringen. Und außerdem hatte sie Colin Macaffery versprochen, ihr Bestes zu tun, um Jacks Vertrauen zu gewinnen und so viele Geheimnisse wie möglich für ihr Land in Erfahrung zu bringen. Und wie sollte sie das bewerkstelligen, ohne ihn zu verteidigen?
    Aber das waren nicht ihre einzigen Gründe. Irgendwie hatten sich nach und nach ihre Gefühle für Jack verändert. Gedankenverloren brach sie ihren Toast in kleine Stücke und dachte nach. Was war für die Veränderung verantwortlich? Wann hatte sie angefangen, ihn zu mögen?
    Als Jack sie in der vergangenen Nacht geküßt hatte, hatte sie den Kuß erwidert. Sie könnte alle möglichen Ausreden erfinden, aber das war die nackte, bittere Wahrheit. Er brauchte nur mit den Fingern über ihre Arm zu streichen, und ihr Blut pulsierte und ihr Herz hämmerte, und als er sie küßte und in die Arme nahm - da konnte sie ihm nichts entgegenhalten.
    Aber sie hatte keine Garantie, daß Jack den gleichen Zauber empfunden hatte, daß das, was sie für etwas Besonderes hielt, für ihn nicht ganz gewöhnlich war. Er kam aus einer Welt des Reichtums und der Privilegien, die ihr völlig unbekannt war, und seine einfachen Höflichkeiten ihr gegenüber und seine Freundschaft zu ihrem Bruder reichten kaum aus, um von einer gemeinsamen Zukunft mit ihm zu träumen. Vielleicht hatte er das, was sie ihm von Robert verschwiegen hatte, geahnt und hoffte nun, sie würde ihm gegenüber genauso naiv sein.
    Mit einer entschlossenen Bewegung schob sie den Rest verbrannten Toasts beiseite. Sie war nicht mehr sechzehn, und sie würde nicht zweimal denselben Fehler machen. Es war besser, sich über die Wirkung, die Jack auf ihre Sinne hatte, im klaren zu sein und vorsichtiger zu werden, als wegen ein paar heimlicher Küsse auf Abwege zu geraten. Ihre Einsamkeit und sein schönes Gesicht waren dafür nicht Grund genug. Um ihrer selbst willen würde sie vorsichtiger sein müssen und um

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