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Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Titel: Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Frühjahr traf dann die heiß ersehnte, in Ägypten gebaute Versorgungsflotte ein, darunter 400 Schiffe mit dem dringend benötigten Nachschub. Wenig später brachten 360 Schiffe aus Nordafrika den Belagerern weitere Unterstützung. Unter den ägyptischen Seeleuten befanden sich jedoch viele Christen, die zu den Byzantinern flohen und dem Kaiser Informationen über Angriffspläne und Ankerplätze der muslimischen Flotte zuspielten. Daraufhin stattete Kaiser Leo, so Theophanes weiter, seine Dromonen mit feuerschleudernden Siphonen aus und schlug gegen die feindliche Flotte los. Mit der Hilfe Gottes, die auf Fürbitte der
Theotokos
, der gottesgebärenden Maria undSchutzpatronin Konstantinopels, erlangt wurde, und dank eines «Flüssigen Feuers» gelang es, die Schiffe der Araber zu vernichten. Der Seeweg nach Konstantinopel stand wieder offen. Die arabische Flotte war so geschwächt, dass sogar Fischer aus Konstantinopel im Marmarameer wieder ihrer Arbeit nachgehen konnten.[ 6 ]
    Der zweite Schlag gegen die Angreifer erfolgte wenig später an Land. Durch die wiedergewonnene Seeherrschaft der Byzantiner waren die arabischen Belagerungstruppen nun ihrerseits erneut vom Nachschub abgeschnitten. Die Not unter den Angreifern wurde so groß, dass Pferde, Esel und Kamele verspeist wurden. Später habe man auch tote Kameraden in Öfen gegart und gegessen, sogar den eigenen Kot verzehrt. Das zumindest habe man sich erzählt, setzt Theophanes hinzu. Bald brachen Krankheiten aus, die das arabische Heer zusätzlich dezimierten. Kaiser Leo gelang es unterdessen, die Bulgaren unter ihrem Khan Tervel zu einem militärischen Vorgehen gegen die Muslime zu bewegen. Dem gemeinsamen Angriff sollen 22.000 Araber zum Opfer gefallen sein. Mitte August 718 zogen die geschlagenen Angreifer endlich vom Bosporus ab, genau ein Jahr nach Beginn der Belagerung Konstantinopels. Für Theophanes stand damit außer Frage, dass «Gott und die allerheiligste Gottesmutter diese Hauptstadt und das Kaisertum der Christen beschützen, und dass er nicht völlig verlässt, die ihn in Wahrheit anrufen, mögen wir auch wegen unserer Sünden auf kurze Zeit gezüchtigt werden.»[ 7 ]
    Entscheidend für die erfolgreiche Abwehr der Belagerer war 674 ebenso wie 717 neben der göttlichen Intervention zweifellos auch die byzantinische Flotte. Sie hatte im Laufe der Zeit eine bemerkenswerte Entwicklung genommen. Für die Offenhaltung der Handelswege, als Bindeglied zwischen den weitverstreuten Besitzungen und für die Verteidigung des Reiches war sie für Byzanz von zentraler Bedeutung, ja, ihre Existenz zu einer Frage des Überlebens geworden. Ihren hohen Stellenwert in der Gesellschaft kann man auch daran erkennen, dass immerhin zwei Kaiser vor ihrer Erhebung hohe Befehlshaber der Flotte gewesen waren.
    Seit der Mitte des 4. Jahrhunderts kehrte man im Kriegsschiff bau teilweise wieder zu Schiffen mit einer oder zwei Ruderreihen zurück, wie sie die Griechen fast ein Jahrtausend zuvor verwendet hatten und wie sie auch die römische Flotte in der Zeit des Principats für küstennahe Operationen oder das Binnenland besaß. Das könnte teilweise mit dem Mangelan materiellen und personellen Ressourcen zu tun gehabt haben, teilweise mit den neuen Anforderungen an die Flotte selbst. Quinqueremen, Octeren oder gar Deceremen mochte man nun nicht mehr einsetzen, ganz zu schweigen von den Ausgeburten hellenistischen Schiffgrößenwahns, wie etwa die 20er, 30er gar 40er Katamarane, mit denen man zwar gewaltig protzen, aber nicht sinnvoll kämpfen konnte. Im Oströmischen Reich entwickelte man einen Schiffstyp, der sich in dem halben Jahrtausend zwischen dem 6. und 12. Jahrhundert als Standardschiff der byzantinischen Marine behaupten sollte und erst im Hochmittelalter von der Galeere abgelöst wurde, wie sie in dieser Zeit die oberitalienischen Seerepubliken Pisa, Genua und Venedig verwendeten: die Dromone.[ 8 ]
    Auf den ersten Blick sah die Dromone wie eine antike Bireme aus und stellte offensichtlich eine Fortentwicklung der leichten Liburnen der römischen Flotte dar. Das Schiff war zunächst einreihig, bald aber zweireihig konstruiert, mitunter bis zu 50 Meter lang und 5,5 Meter breit. Im Laufe der Jahrhunderte wurde dieser Schiffstyp, der ein durchgehendesDeck besaß, größer und mit mehr Ruderern bemannt. Anfangs mit etwa 100 Ruderern in zwei Ebenen ausgestattet, 50 auf jeder Seite, konnte man zwar nicht ganz die Geschwindigkeit der Triere erreichen. Dennoch war das

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