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Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Titel: Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Über die Ressourcen, die für den Bau, Unterhalt und Einsatz großer Kriegsflotten notwendig waren, verfügten jetzt nur noch Ostrom und die Araber.[ 3 ]
    Die Imperatoren am Bosporus mussten sich jedoch im 7. Jahrhundert nicht nur der Anhänger Mohammeds erwehren, sondern auch der Slawen auf dem Balkan. So sah man sich in Konstantinopel zu tiefgreifenden Reformen gezwungen. Ab den 630er Jahren wurde in mehreren Schritten das gesamte militärische und administrative System des Reiches umgestaltet und die sogenannte Themenverfassung eingeführt. Dabei wurde das Reich in mehrere
themata
unterteilt, in regionale Verwaltungs- und Militärdistrikte, in denen auch ohne Anweisung aus Konstantinopel entschieden werden konnte. Unter dem Kommando eines
stratēgos
unterhielt jedes Thema seine eigenen Militäreinheiten, die zum Teil aus der lokalen Bevölkerung rekrutiert wurden. Später siedelte man auch noch Berufssoldaten auf kleineren Gütern an, so dass man in den gefährdeten Gebieten neben den Soldtruppen auch auf «Soldatenbauern» zurückgreifen konnte.
    Infolge der immensen Gebietsverluste, der Umwälzungsprozesse im Innern und der fortschreitenden Gräzisierung des Staates seit Kaiser Herakleios (610–641) wandelte sich das spätantike Oströmische Reich zu dem, was wir heute als mittelalterliches Byzanz bezeichnen, auch wenn sich die überwiegend griechischsprachigen Bewohner weiterhin als
Rhomaioi
oder
Rhomäer –
als Römer – bezeichneten und sich das Reich in ungebrochener und legitimer Kontinuität als das Römische Reich verstand.[ 4 ]
Der erste Ansturm
    Die erste existenzielle Bedrohung durch einen Angriff der Araber traf Konstantinopel im Jahre 674. Kalif Muawiya glaubte sich stark genug, die byzantinische Hauptstadt und damit das gesamte Oströmische Reich seinem Herrschaftsbereich einverleiben zu können. Neben den Rüstungen zu Land und zur See gehörte zu den Vorbereitungen der Belagerung die Eroberung einiger Ägäis-Inseln. Es gelang den Arabern 670 sogar, die Stadt Kyzikos am Südufer des Marmarameers, keine siebzig Seemeilenvon Konstantinopel entfernt, zu erobern. Da die Stadt auf dem Isthmos der Halbinsel Arktonnesos lag, verfügte sie über einen Doppelhafen, war also die ideale Ausgangsbasis für eine Flottenoperation. Im Jahre 672 nahm ein arabisches Geschwader mit Smyrna, dem heutigen Izmir, einen weiteren Seestützpunkt an der Westküste Kleinasiens ein. Nun konnte der Sturm auf die Hauptstadt des Reiches beginnen.
    In Konstantinopel regierte zu dieser Zeit Konstantin IV. (668–685). Im Frühjahr 674 begannen die Angriffe auf die byzantinische Hauptstadt, die von den Arabern belagert wurde. Wahrscheinlich 677 oder 678 gelang es seiner Flotte in höchster Not, die Araber mit Hilfe des Griechischen Feuers abzuwehren. Die lange Belagerung und Rettung aus größter Bedrängnis muss sich langfristig in das kulturelle Gedächtnis der Oströmer eingeschrieben haben. Berichte aus späterer Zeit jedenfalls malen die Ereignisse farbenfroh aus: Mehrere Jahre lang hätten sich bei Einbruch des Winters die Araber nach Kyzikos zurückgezogen und Verstärkung aus Syrien erhalten. Während der Wintermonate seien die Schiffe dann wieder see- und kampftüchtig gemacht worden. Doch auch der nächste Ansturm wurde zurückgeschlagen, nicht anders der übernächste. Erst nach fünf, in manchen Überlieferungen sogar nach sieben Jahren vergeblicher Belagerung und dem Verlust zahlloser Schiffe sollen die Muslime 678 die Belagerung aufgegeben haben. Kalif Muawiya habe nun das FriedensangebotKonstantins annehmen müssen, und das zu Bedingungen, die für ihn wenige Jahre zuvor noch unannehmbar gewesen waren. Es sah die Zahlung eines jährlichen Tributs von fünfzig Sklaven, fünfzig Pferden und dreitausend Pfund Gold an den Kaiser vor.

    Leider gibt es jedoch keine zeitgenössischen Berichte über die Belagerung. Die wichtigste Quelle zu den Ereignissen in der an schriftlichen Zeugnissen wahrhaft dunklen Zeit verfasste rund einhundert Jahre später der aus Konstantinopel stammende Theophanes Homologetes, der «Bekenner», (um 760–818) mit seiner Weltgeschichte, der
Chronographie.
Das Werk stellt für die Zeit von 769 bis 813 sogar die einzige ausführliche byzantinische Geschichtsquelle dar. Wegen der unsicheren Überlieferungen sind Zweifel berechtigt, ob es in den 670er Jahren überhaupt eine mehrjährige Belagerung Konstantinopels gegeben haben kann. Es könnte durchaus sein, dass der Chronist Theophanes

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