Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte
Friedrich, für den Kreuzzug neben 50 Galeeren auch 100
calandriae –
das waren spezielle Pferdetransporter – für zwei Jahre bereitzustellen. Damit sollten 2000 Ritter mit drei Pferden je Krieger in den Orient gelangen können, was mehrere Passagen der Schiffe nötig gemacht hätte.[ 6 ]
Die Galeeren der sizilischen Flotte wurden in verschiedenen Werften gebaut, die bedeutendsten befanden sich in Messina, Brindisi, Amalfi, Salerno und Neapel. Das für den Schiff bau benötigte Geld ließ Friedrich in einer besonderen Abgabe, der
Marinaria
, im gesamten Königreich einziehen. Auch die Beschaffung des für die Flotte notwendigen Bauholzes ließ der Kaiser genau regeln. Für das unverzichtbare Pech und Eisen existierte eine Art Staatsmonopol, das einen freien Handel mit diesen Gütern unterband. Diese administrativen Regelungen und Maßnahmen Friedrichs zeigen einmal mehr, in welchem Maße sich am Besitz einer Flotte der Grad staatlicher Organisiertheit ablesen lässt. Umgekehrt zwang die Notwendigkeit, sich jene für den Flotteneinsatz unverzichtbaren Ressourcen zu erschließen, den Kaiser dazu, seine ohnehin schon von den Zeitgenossen wegen ihrer Effizienz bestaunte Verwaltung weiter auszubauen.
Die kostbare Flotte befehligte der Kaiser nicht selbst, sondern übertrug das Kommando einem Admiral, und zwar mit weitreichenden Vollmachten, zu denen auch die Gerichtshoheit über die Flottenangehörigen zählte. In den Jahren der Herrschaft Kaiser Friedrichs II. stand eine Reihe von Admirälen der sizilischen Flotte vor. Die drei bedeutendsten waren der schon erwähnte Heinrich Piscator, Graf von Malta, sodann Nicolinus Spinola und schließlich Ansald von Mari. Alle diese Flottenführer stammtenaus Genua, der mächtigen Seerepublik an der ligurischen Küste. Heinrich gilt sogar als ein durch offizielle Mission gezähmter Seeräuber. Von Ansald hören wir, dass er im Jahre 1243 vom Kaiser das Banner des Römischen Reiches erhielt und damit zum «Admiral des Heiligen Reiches und des Sizilischen Königreiches» ernannt, gleichsam also zum «Reichsadmiral» wurde. Die Berufung erfahrener Seeleute zu Flottenkommandanten und ihre Ausstattung mit weitreichenden Vollmachten lässt abermals den für diese Epoche außerordentlich weit fortgeschrittenen Organisationsgrad der Herrschaft des Kaisers erkennen, denn ein Flotten-Oberkommando setzt ja sinnvollerweise nicht nur die andauernde Präsenz, sondern auch den permanenten Einsatz einer Flotte voraus. Im übrigen Abendland sollte es noch einige Jahrhunderte dauern, bis die Herrscher über vergleichbare Einrichtungen verfügten.
Der Kaiser im Seekrieg gegen den Papst
Zurück zu den Ereignissen im Sommer des Jahres 1239, als Papst Gregor IX. sich mit Genua und Venedig verbündet hatte, um das sizilische Königreich Friedrichs II. zu erobern. Nachdem ein Jahr später der Aufruf zum großen Absetzungskonzil in Rom ergangen war, überlegte der Kaiser, was zu tun sei. Wo sollte er seine Flotte operieren lassen? Welche strategischen Möglichkeiten gab es überhaupt? Für Friedrich bot sich zum einen die Möglichkeit, seine Flotte zu teilen und mit jeweils schwächeren Kräften vor den durch den langen italienischen Stiefel getrennten Küsten und Besitzungen der beiden Seestädte Genua und Venedig zu patrouillieren. Eine zweite Option bestand darin, den verbündeten Pisanern den Kampf gegen Genua zu überlassen und die eigene Flotte konzentriert in venezianischen Gewässern einzusetzen. Drittens aber konnte er die sizilische Flotte gemeinsam mit den Schiffen Pisas gegen eine der beiden Seemächte führen. Und so sollte es schließlich kommen.
Zunächst wurde jedoch die Adria zum Kriegsschauplatz. Hier hatte Friedrich zu Beginn des Seekrieges einige Galeeren unter dem Kommando von Admiral Nicolinus Spinola zu Kaperfahrten eingesetzt. Schon 1239 gelang es Spinola, achtzehn venezianische Schiffe aufzubringen.Auch in der Kampagne des nächsten Jahres legten sich vier sizilische Galeeren in der Adria auf die Lauer und konnten drei große venezianische Kauffahrer kapern, die Waren im Wert von angeblich 70.000 Silbermark an Bord hatten. Die Venezianer sannen auf Rache. Schon im September 1240 erschienen Galeeren der Lagunenstadt unter dem persönlichen Kommando des Dogen Jacopo Tiepolo (1229–1249) vor der apulischen Küste, wo sie nun ihrerseits kaiserliche Handelsschiffe kaperten und ausplünderten. Zwei Schiffe mit vielen Menschen und großen Schätzen an Bord fielen in ihre Hände.
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