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Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Titel: Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Vor Brindisi schössen die venezianischen Galeeren sogar ein von der Pilgerfahrt nach Jerusalem heimkehrendes Schiff in Brand. Die gesamte apulische Küste war bedroht. Einzelne Hafenplätze, etwa Termoli, wurden von den Venezianern geplündert und zerstört. Die Schäden waren beträchtlich.
    Zum Glück für Friedrich und die Bewohner der apulischen Küste setzte jedoch bald der stürmische Herbst ein, der die Seefahrt in der Adria zum gefährlichen Spiel macht. Im Oktober kehrten die beutebeladenen venezianischen Galeeren in die heimatliche Lagune zurück. Nun war es Friedrich, der auf Rache sann; zumindest will es so die Legende. Rund zweihundert Jahre nach dem Ereignis kam die Geschichte auf, dass der Kaiser den gefangenen Dogensohn Pietro Tiepolo, der fast drei Jahre zuvor in seine Hände gefallen war, an einem Küstenturm in Trani so aufknüpfen ließ, dass ihn die vorbeifahrenden Venezianer von ihren Schiffen aus sehen mussten. Mit solchen Geschichten – ob wahr oder unwahr – wurde der Idealtypus eines Tyrannen ausgemalt, als der Friedrich späteren Zeiten galt. [ 7 ]
    Als Ansald von Mari im Jahr 1241 Admiral wurde, erfolgte eine grundlegende strategische Umorientierung. Nun öffnete sich der Vorhang für das Seekriegstheater auf dem Tyrrhenischen Meer. Gemeinsam mit den verbündeten Pisanern ging Friedrichs Flotte jetzt gegen Genua vor. Gleich zu Beginn des Jahres fuhren 27 sizilianische Galeeren nach Pisa. Die vereinigte Flotte aus kaiserlichen und pisanischen Galeeren sowie einigen Sagittien aus Savona kreuzte im Frühjahr 1241 südlich von Elba und sperrte auf diese Weise den Seeweg zwischen dem Festland und der Insel Montecristo.
    Am 25. April liefen aus dem Hafen von Genua knapp dreißig stark bewaffnete Galeeren aus, auf denen sich über hundert Geistliche, hauptsächlichaus Frankreich, Spanien und Oberitalien, befanden: Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte sowie drei päpstliche Kardinallegaten. Die Genuesen hatten die Kirchenmänner einige Wochen zuvor aus Nizza abgeholt und eine Weile in ihrer Stadt beherbergt. Nun sollte es weiter zum Konzil nach Rom gehen. Die genuesische Flotte bewegte sich zunächst die Küste entlang bis Portovenere. Hier erfuhr ihr Oberbefehlshaber Jacopo Malocello von der Vereinigung der kaiserlichen und pisanischen Schiffe und beging daraufhin – trotz nachdrücklicher Warnungen aus den Reihen seiner Galeerenkommandanten – gleich zwei schwere Fehler: Zum einen wartete er nicht auf Verstärkung aus Genua, die ihm versprochen worden war. Zum anderen – und das sollte sich als noch verhängnisvoller herausstellen – wählte er keinen Kurs, der um die kaiserliche Lauerstellung herumführte, sondern befahl, den kürzesten Weg in Richtung Civitavecchia, der nächsten größeren Hafenstadt im Herrschaftsgebiet des Papstes, zu steuern. Doch damit ruderte er genau vor die Bugsporne der kaiserlichen Galeeren, und die Falle Kaiser Friedrichs schnappte zu.
    Auf welche Distanzen aber konnten sich die Flotten überhaupt sichten? Sehr oft in der Seekriegsgeschichte sind Schlachten allein deshalb nicht geschlagen worden, weil sich die Kontrahenten schlicht nicht fanden. Denn es ist nur bedingt eine Frage der Wetterverhältnisse, was man wann auf der Kimm, der auf offenem Meer sichtbaren Grenzlinie zwischen Wasser und Himmel, entdecken kann. Verantwortlich dafür ist die Krümmung der Erde, die die maximale Sichtweite der Objekte begrenzt. Dass etwa bei modernen Schiffen auf eine Distanz von 10–20 Seemeilen zwar die hohen Brückenaufbauten noch sichtbar bleiben, ihre Rümpfe jedoch schon hinter der Kimm verschwunden sind, macht dieses Phänomen für jeden Beobachter auf dem Meer besonders anschaulich. Eine Galeere mit einer Deckhöhe von etwa 2 Metern ließ dem darauf stehenden Seemann eine Sicht bis zur Kimm von nur etwa 4 Seemeilen, also etwas über 7 Kilometer. Diese Distanz verdoppelte sich, da ja auch das gesichtete Schiff mit Rumpf und Segel über den Horizont hinausragte. Und da sich die Kimm umso tiefer unter dem mathematischen Horizont zeigt, je höher sich der Beobachter über dem Meeresspiegel befindet, wurden mit den Ausguckmöglichkeiten in den Mastspitzen, den im Mittelalter auf kommenden sogenannten Krähennestern, die Sichtweiten enorm vergrößert. Bei 10 Metern Höhe erweitert sich die Beobachtungsdistanzschon auf etwa 6 Seemeilen, was etwa 11 Kilometern entspricht. Zum Vergleich: Auf der
HMS Victory
befand sich der Ausguck auf dem Hauptmast auf einer Höhe von

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