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Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Titel: Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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gelang es nicht nur, süditalienische Herrschaften zusammenzufassen, sondern sein Lebenswerk buchstäblich bekrönen zu lassen, als durch Papst Anaklet II. (1130–1138) Sizilien im Jahr 1130 zum Königreich erhoben wurde. Das Königreich Sizilien, bestehend aus der namengebenden Insel sowie Territorien auf dem Festland, die fast die gesamte südliche Hälfte des italienischen Stiefels umfassten, war geboren und sollte über sieben Jahrhunderte bestehen.
    Doch wer ein Reich wie das Königreich Sizilien beherrschen und schützen will, brauchte eine Flotte. Nicht nur die gewaltige Küstenlänge des
regnum Siciliae
, sondern auch seine Einbindung in den Wirtschaftsraum des südlichen Mittelmeeres erforderte maritime Kapazitäten. So steckten Siziliens normannische Könige, selbst in alten Seefahrer-Traditionen verwurzelt, beachtliche Mittel in den Aufbau und Unterhalt einer eigenen sizilischen Flotte, die für die alten Seemächte im Mittelmeerraum, vor allem das weiterhin im Niedergang begriffene Byzantinische Reich, schon bald zu einer ernsten Bedrohung wurde.
    Im Jahre 1194 gelangte diese Flotte als ein kostbares machtpolitisches Instrument in die Hände Kaiser Heinrichs VI. (1190–1197), der als Sohn und Nachfolger Friedrichs I. Barbarossa (1152–1190) bereits seit 1186 mit Konstanze von Hauteville, der Erbin des sizilischen Königreichs, verheiratet worden war. Der aus dieser Ehe entstammende Sohn Friedrich, seit 1220als Friedrich II. Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, ließ schon in jungen Jahren erkennen, dass er einen wachen Sinn für die Möglichkeiten besaß, die der Besitz einer starken Kriegsflotte eröffnete. Über zwanzig Mal ist er selbst in den Quellen persönlich an Bord von Galeeren nachweisbar. Im Sommer 1228 reiste der Imperator zu Schiff von Brindisi aus über Zypern in das Heilige Land und kehrte von dort im Frühjahr 1229 erneut über See zurück. Auch erteilte er den Befehl zu mehreren spektakulären Flottenexpeditionen, wie etwa jener des Jahres 1221, als der kaiserliche Admiral Heinrich Piscator, auf Italienisch Enrico Piscatore, Graf von Malta (gest. 1239), auf dem Weg nach Damiette in Ägypten mit seinen Schiffen sogar den Nil hinaufruderte. Zwei Jahre später steuerte die sizilische Flotte die Insel Djerba im Westen des Golfs von Gabés vor der Küste Tunesiens an, wo man den dortigen muslimischen Herrschern seine maritime Macht zeigen und dabei die Bewohner der Küstensiedlungen entführen wollte.[ 4 ]
    Solange die Herrscher nördlich der Alpen als «Reisekaiser» in mühsamen Tagesetappen von Pfalz zu Pfalz zogen, bedurften sie keiner Flotte zur Durchsetzung ihrer politischen Interessen. Auch wären sie wohl gar nicht in der Lage gewesen, eine solche auszurüsten, hätte sich die Notwendigkeit des Einsatzes einer Flotte ergeben. Friedrich jedoch «erbte» von seinen normannischen Vorfahren nicht nur die Flotte, sondern auch die protostaatlichen Strukturen des Königreichs Sizilien, die den Erhalt und Ausbau dieser Flotte überhaupt erst ermöglichten. Ein vergleichsweisemodernes Abgaben- und Steuerwesen verschaffte ihm geradezu märchenhafte Einnahmen, jedenfalls im Vergleich zu den kümmerlichen Einkünften seiner nordalpinen Vorfahren.
    Kaiser Friedrich II. nahm also hinsichtlich seiner Flottenpolitik in der Reihe der mittelalterlichen Römischen Kaiser des Westens eine Sonderstellung ein. Alle seine kaiserlichen Vorgänger wie etwa Friedrich I. Barbarossa oder Otto IV. mussten, wenn sie auf See handeln wollten, Schiffe von den Seemächten mieten – der Sizilianer besaß selbst eine Flotte. Das südliche Reich Friedrichs II. war sogar eine der großen Seemächte der Zeit. Nimmt man die eigenen nautischen Erfahrungen des Kaisers hinzu und vor allem jene Anstrengungen, die Friedrich als Herrscher unternahm, um die Flotte seines Reiches weiter auszubauen, und vergleicht man seine Aktivitäten in diesem Bereich mit denjenigen seiner eher «wasserscheuen» staufischen Vorfahren, so könnte man in Anlehnung an den Beinamen eines portugiesischen Königssohnes mit gutem Grund sogar von «Federico il Navigatore» – von «Friedrich dem Seefahrer» – sprechen.
    Eine sizilische Bireme in umlaufenden Winden: Detailgetreue Darstellung einer Galeere, wie sie kurz vor 1200 in der sizilischen Flotte Verwendung fand. Deutlich erkennbar sind die zwei Reihen der Riemen, die sich offenbar auch auf zwei Ebenen befinden, ein Rammsporn oberhalb der Wasseroberfläche am Bug, ein hochgezogenes

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