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Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Titel: Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Standardtyp der Galeere, die
galea subtilis
, italienisch
galea sottil
, war etwa 40 Meter lang, ihr Tiefgang betrug nur 1,5 Meter. Für kurze Zeit konnte eine geübte Rudermannschaft das Schiff durch Ruderschlag in raschem Takt auf zehn Knoten bringen – fast dreimal so schnell, wie ein allein durch Segel angetriebenes Handelsschiff jener Zeit fuhr.
    Die Mittelmeergaleere, gleichsam ein Erbstück klassischer griechischer und späterer byzantinischer Schiffsbaukunst, besaß mehrere nahe Verwandte, die sich nur durch die Größe des Schiffskörpers und die Anzahl der Ruderer unterschieden. Die größer und stärker gebauten, allerdings auch erheblich schwerfälligeren Galeeren nannte man Tariden. Mit dem Tempo der normalen Galeere konnten sie nicht mithalten, was sich für die genuesische Flotte im Kampf mit Friedrichs Geschwadern gleich mehrmals als Nachteil erwies. Eine kleinere Galeerenversion aus dem Zeitalter Friedrichs mit 60 bis 80 Ruderern hieß Galion. Piraten benutzten sie gern, und in Genua dienten sie oft als Wachschiffe. Noch kleiner, schmaler, mit geringem Tiefgang und nur mit jeweils einem Dutzend Ruderern auf jeder Seite flog die Sagitta, wörtlich der «Pfeil», über die See. Wegen der Schnelligkeit wurde dieser Typ oft als Botenschiff oder Aufklärer benutzt.
    Das Siegel von Stralsund: Auf diesem zu den Spitzenleistungen gotischer Siegelkunst zählenden Siegeltypar ist eine Kogge, das wohl berühmteste Fernhandelsschiff der Nord- und Ostsee, dargestellt. Das Rahsegel ist gebläht, deutlich erkennbar sind der in Klinkerbauweise gefertigte Rumpf, der gerade Vordersteven und das langgestreckte Heckruder. Der Steuermann des Schiffes ist im Größenverhältnis überzeichnet. Auf dem Achterkastell weht eine Flagge mit dem dreistrahligen Pfeil, dem traditionellen Wappen der Stadt. Höchst bemerkenswert ist, dass man sogar den Namen des Goldschmiedes kennt, der das Stralsunder Siegel angefertigt hat, denn für 1329 ist im Stadtbuch vermerkt:
«Rotgherus, qui fecit sigillum civitatis
– Rotger, der das Siegel der Stadt machte».
    Da die Galeere eigentlich ein auf den Enterkampf ausgerichtetes Kriegsschiff war, hielten sich ihre Transportkapazitäten, schon wegen des Platzes, den die vielen Ruderer einnahmen, in engen Grenzen. Für den normalen Warenverkehr benutzte man daher rundlich-dickbauchige Schiffe mit Lateinertakelung und deren dreieckigen Segeln. Mit den Lateinersegeln konnte man besser als mit viereckigen Rahensegeln Am-Wind-Kurse fahren und kam daher sogar gegen den Wind ohne den Einsatz der Riemen aus – äußerst wichtig für längere Passagen. Die riemenlosen Transportschiffe liefen etwa drei bis vier, bestenfalls fünf Knoten. Bei Tag konnte ein solches Schiff somit um die 50–60 Seemeilen zurücklegen, mit einer zusätzlichen Nachtfahrt das Doppelte, was einer Segelleistung von etwa 200 Kilometern pro Etmal – die von einem Schiff jeweils von Mittag zu Mittag zurückgelegte Wegstrecke – entspricht. Den Schiffstyp ohne Ruderer, der vom 11. Jahrhundert bis zum Ende des Mittelalters in Europa sehr verbreitet war, nannte man Nef, abgeleitet vom lateinischen
navis.
Die Nef, die während der Kreuzzüge immer wieder zum Transport der Kreuzfahrer eingesetzt wurde, ähnelte in der Form der Kogge, wie sie auch die Hansestädte im Norden benutzten.
    Die Angaben über die Größe der sizilischen Flotte schwanken stark. 40 Galeeren liefen in mehreren Geschwadern im Jahr 1221 mit Kurs auf die ägyptische Hafenstadt Damiette aus. Auch beim Kreuzzug von 1228 und 1229 berichten die Quellen von 40 Galeeren; jedoch fehlen in beidenFällen Angaben über die sie begleitenden Transportschiffe. Zeitweise bestand die sizilische Kriegsseemacht aus Expeditionsflotten von bis zu 60 Galeeren, wie die 1242 unter Admiral Ansald von Mari nach Pisa entsandte. Diese für das Mittelalter höchst respektable Anzahl reichte allerdings nicht annähernd an die Größe der antiken griechischen oder römischen Flotten heran. Andererseits brachte noch dreihundert Jahre später im Vorfeld der Seeschlacht bei Lepanto ein Herrscher wie Philipp II. von Spanien, in dessen Reich «die Sonne nicht unterging», nur mit äußerster Mühe jene 80 Galeeren zusammen, die er seinen Bündnispartnern zugesagt hatte. Eine interessante Quelle zur Anzahl der sizilischen Schiffe und der damit transportierten Kämpfer stellt der Vertrag von San Germano aus dem Jahr 1225 zwischen dem Kaiser und dem Papst dar. Darin verpflichtete sich

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