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Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Titel: Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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unfähigen und korrupten Bürokratie waren oder aber das der subversiven Tätigkeit der Revolutionäre.
    So verzögerte sich die Fertigstellung des «2. Pazifischen Geschwaders», während die Lage im fernen Port Arthur immer bedrohlicher wurde, Woche um Woche, Monat um Monat. Ursprünglich hätten die Schiffe, um dem bedrängten Flottenstützpunkt im Pazifik Entlastung zu bringen, noch im Sommer auslaufen sollen. Daraus wurde September und schließlich Oktober, ehe das Geschwader zumindest auf dem Papier einsatzbereit war – ein Geschwader, das naturgemäß keinerlei Gelegenheit gehabt hatte, Erfahrung mit den grundsätzlichsten Erfordernissen der Seekriegsführung zu sammeln.[ 18 ] Am 12. Oktober besuchten der Zar und die Zarin die auslaufbereite Flotte, in ihrem Gefolge ganze Heerscharen von Höflingen und Schreibtischstrategen. Sie wurden auf den Schiffen feierlich empfangen und höflich herumgeführt. Doch aus Kapitän z. See Buchwostow, dem Kommandanten des Schlachtschiffs
Imperator Alexander III.
, brach es während des offiziellen Abschiedsessens an Bord seines Schiffs heraus: «Sie haben uns alle eine glückliche Fahrt gewünscht und die Überzeugung ausgesprochen, daß wir mit unseren tapferen Matrosen die Japaner schlagen werden. Wir danken Ihnen für diese gute Meinung, aber sie sagt uns nur, daß Sie nicht wissen, warum wir in See gehen. Wir aber wissen es. Wir wissen auch, daß Rußland keine Seemacht ist und die für den Schiffsbau ausgegebenen Staatsgelder nutzlos verschwendet wurden. Sie wünschen uns den Sieg, aber einen Sieg wird es nicht geben. Ich fürchte, wir werden die Hälfte des Geschwaders unterwegs verlieren. Nun, vielleicht wird das nicht sein, und wir werden dort ankommen, wohin man uns schickt; dann wird uns Togo zersprengen. Denn seine Flotte ist besser als diese, und die Japaner sind echte Seeleute.Für das eine allerdings verbürge ich mich: wir werden alle zu sterben wissen, und ergeben werden wir uns nicht!»[ 19 ]
    Angesichts solcher Worte aus dem Munde eines der tüchtigsten und zuverlässigsten Schiffskommandanten der russischen Flotte nehmen sich die Leistungen, die das «2. Pazifische Geschwader» in den folgenden Monaten vollbrachte, wie ein Wunder aus. Dieses Wunder bestand schlicht darin, dass die von Rojestwenski geführten Schiffe ohne auch nur einen einzigen Verlust das Gelbe Meer überhaupt erreichten. Denn was auf dem Weg dahin an Problemen, Pech und Pannen auftrat, das war, darin sind sich alle Berichte über die Reise des Geschwaders einig, in der Kriegsgeschichte noch nie da gewesen.[ 20 ]
Hindernislauf von Libau nach Tsushima
    Schon wenige Tage nach dem Auslaufen des Geschwaders kam es beim Durchqueren der Nordsee in der Nacht vom 21. auf den 22. Oktober 1904 auf der Höhe der Doggerbank zu einem folgenreichen Unglück: Die russischen Schiffe feuerten auf englische Fischkutter, die sie irrtümlich für japanische Torpedoboote hielten. Die Versenkung eines Kutters und der Tod zweier Fischer lösten in England einen Sturm der Entrüstung aus. Die britische Presse und die öffentliche Meinung forderten mehr als nur die Wiedergutmachung des von der
mad dog fleet
angerichteten Schadens – sie forderten unverhohlen den Krieg. Die Home-Fleet unter Vize-Admiral Arthur Wilson lief mit acht Schlachtschiffen und vier schweren Kreuzern aus, acht weitere Schlachtschiffe der Reserve wurden in Alarmbereitschaft versetzt.[ 21 ] Am Ende blieb es beim englischen Muskelspiel. Die russische Regierung zahlte die enorme Entschädigung von 65.000 Pfund Sterling, und eine internationale Kommission von Seeoffizieren trat in Paris zur Untersuchung des Vorfalls zusammen. In ihrer abschließenden Stellungnahme am 15. Februar 1905 stellte diese Kommission fest: «Die Mehrheit der Kommission erachtet diese [Rojestwenskis] Befehle für angemessen, mit Rücksicht auf den Kriegszustand und besonders unter den vorliegenden Umständen, die der Geschwaderchef mit vollem Recht als sehr beunruhigend ansehen mußte.»[ 22 ]
    Was immer in der Nacht vom 21. auf den 22. Oktober 1904 für Schiffe von den russischen Wachmannschaften ausgemacht worden waren – es blieb ungeklärt und wird sich wohl auch nicht mehr klären lassen.[ 23 ] Umso eindeutiger waren die Folgen der «Doggerbank-Affäre» für Rojestwenskis Geschwader: Der Hohn der internationalen Presse und die widerstandslose Bereitschaft der russischen Regierung, den englischen Forderungen nachzugeben, führten zu einer moralischen wie

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