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Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Titel: Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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und dem damit unvermeidlich verlorenen Krieg.[ 30 ] Aber auch das änderte nichts am Befehl, die Reise in den Untergang fortzusetzen. Am 16. März 1905 lichtete das Geschwader, über 40 Schiffe stark, die Anker. Um den Indischen Ozean zu durchqueren, lief es am 5. April durch die Malakka-Straße, passierte am 8. April Singapur und trat in das Chinesische Meer ein – in vorbildlicher Marschformationund zum anerkennenden Erstaunen der britischen Militärs in Singapur, die angesichts der seemännischen Leistung, die über 16.000 Seemeilen von der Ostsee bis nach Singapur unter schwierigsten Bedingungen und ohne den Verlust auch nur eines einzigen Schiffs bewältigt zu haben, der
mad dog fleet
Abbitte leisten mussten.
    Wenig später ankerte das «2. Pazifische Geschwader» im Hafen von Cam Ranh Bay vor der Küste des heutigen Vietnam. Hier sollte es zum letzten Mal Kohlen nehmen und auf die herandampfenden «Selbstersäufer» Nebogatows warten. Abermals wies Rojestwenski die vorgesetzten Behörden in St. Petersburg mit verzweifeltem Nachdruck daraufhin, dass sein Auftrag, gegen die japanische Flotte den Durchbruch zum russischen Pazifikhafen Wladiwostok zu erzwingen, nicht durchführbar sei. Er verwies auf den miserablen Zustand von Maschinen und Kesseln, auf die von Krankheit und Überanstrengung erschöpften Mannschaften, die zusätzliche Last durch die hilflosen Schiffe Nebogatows, die man werde schützen müssen, und zwar auf Kosten der Bewegungsfreiheit des übrigen Geschwaders. Als Antwort kam nicht nur der Befehl, dem bisherigen Plan zu folgen, sondern auch die Weisung, dem unzulänglich ausgerüsteten Hafen von Wladiwostok nicht zur Last zu fallen, sondern Versorgungs- und Trossschiffe weiterhin mitzuführen.
    Aus dem «Workshop of the World»: Die
Shikishima
, Schwesterschiff des japanischen Flaggschiffs
Mikasa
, zählte zu einer ab 1896 geführten Klasse von Linienschiffen der Kaiserlich Japanischen Marine, das, wie eine
ganze
Reihe von japanischen Großkampfschiffen dieser Zeit, in England hergestellt wurde. Ihre Dampfmaschinen leisteten über 14.000 PS und verliehen ihr eine Geschwindigkeit von 18 Knoten. Die Hauptbatterie der
Shikishima
bestand aus zwei Doppeltürmen mit 12-Zoll-(30,5 Zentimeter-)Geschützen. Mit einer Maximalverdrängung von 16.000 Tonnen und einem Panzer aus Harveystahl galt sie als eines der modernsten Schlachtschiffe ihrer Zeit.
    «Dies ist wohl der wahnsinnigste aller Befehle, die Rojestwenski jemals erhalten hat, und man wird glauben dürfen, wenn es heißt, daß er darüber ‹in außerordentliche Erregung geraten› sei», urteilte ein kenntnisreicher Autor.[ 31 ] Doch auch jetzt gehorchte der Admiral und setzte nach dem Eintreffen der «Galoschen» die Reise mit Kurs auf Wladiwostok fort. Am 22. Mai 1905 fand noch einmal ein Manöver des Geschwaders Nebogatows statt, mit dem nicht eben hoffnungsfroh stimmenden Ergebnis, dass «von allen Formationen nur eine gelang: die des regellosen Haufens».[ 32 ] Wenige Tage später stand man im Süden der Straße von Tsushima, die Japan von Korea trennt. Hier wartete Togos Flotte.
    Auf dem Papier waren die beiden Gegner fast gleich stark.[ 33 ] Doch was die nackten Zahlen nicht erkennen lassen, war das Wesentliche: das perfekt aufeinander eingespielte, siegesgewisse Führungskorps der Japaner; die über Jahre hinweg ausgebildeten und kampferprobten Besatzungen der japanischen Schiffe; deren soeben in den Docks der Heimathäfen reparierte und generalüberholte Maschinen und Geschütze; schließlich die den Russen haushoch überlegene Munitionsausrüstung. Gegenüber den gusseisernen russischen Granaten verwendeten die Japaner solche aus gewalztem Stahl, die wesentlich kleinteiliger krepierten und eine entsprechend höhere Splitterwirkung erzielten. Als Sprengstoff diente nicht dasvon den Russen verwendete Pyroxilin, sondern Shimose-Pulver, das aufgrund höherer Temperaturen eine viel stärkere Sprengkraft besaß. Insgesamt waren dadurch die japanischen Granaten den russischen in ihrer Wirkung ungefähr um das Zwölffache überlegen.[ 34 ]
«Sie braten uns nur so!»
    Eine letzte Hoffnung blieb den Russen, dem Zusammenstoß mit den Schiffen Togos, über dessen Ergebnis man sich keinerlei Illusionen machte, doch noch zu entgehen: der dichte Nebel, der in der Nacht vom 26. auf den 27. Mai 1905 über der Straße von Tsushima lag. Doch als in den frühen Morgenstunden des 27. der Kommandant des russischen Flaggschiffs
Suworow
, Kapitän 1.

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