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Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Titel: Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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geschehen.»
    Binnen kürzester Zeit wandelte sich die Stimmung der Flotte von Grund auf. Doch der von Makarow vom ersten Tag an gezeigte rücksichtslose Einsatz der eigenen Person wurde dem Admiral schon einen Monat später zum Verhängnis, als er im Rahmen eines energischen Vorstoßes des Geschwaders mit seinem Flaggschiff
Petropawlowsk
am 13. April 1904 auf eine Mine lief, die just unterhalb der Munitionsvorräte explodierte. In nicht einmal zwei Minuten versank der stählerne Koloss in den Fluten. 7 Offiziere und 73 Mann konnten gerettet werden; unter den 600 Matrosen und 31 Offizieren, die mit der
Petropawlowsk
untergingen, befand sich zum grenzenlosen Entsetzen seiner Untergebenen auch Vize-Admiral Makarow.[ 9 ]
    Der Verlust eines modernen Schlachtschiffes wog schwer, viel schwerer jedoch wog der Tod des im wahrsten Sinne des Wortes unersetzlichenMakarow. Sein Nachfolger, Konter-Admiral Withöft, ein Balte, zeichnete sich durch Korrektheit, Fleiß und persönliche Tapferkeit aus, aber ein weitsichtiger Flotten-Kommandant, gar ein mitreißender Truppenführer war er nicht, wie er schon in der ersten Besprechung seinen Offizieren unumwunden eingestand: «Meine Herren, ich erwarte von Ihnen Hilfe durch Rat und Tat. Ich – bin kein Flottenführer.»[ 10 ]
    Im Hafen versenkt: Das «Pazifische Geschwader» im russischen Hafen von Port Arthur stellte auf dem Papier eine eindrucksvolle Streitmacht dar, die jedoch unter katastrophalen Ausbildungsdefiziten litt und zudem unentschlossen geführt wurde. So gelang es den Japanern, den Gegner nach und nach aufzureiben. Das Foto zeigt das Hafenbecken von Port Arthur mit russischen Kriegsschiffen, die nach Artillerietreffern auf Grund gesunken sind.
    So nimmt es nicht wunder, dass die Lage des nahezu uneinnehmbar erscheinenden russischen Pazifikhafens sich rapide verschlechterte. Am 6. Mai 1904 landeten japanische Truppen etliche Kilometer nordöstlich von Port Arthur auf der Kwantung-Halbinsel, und schon kurze Zeit danach war die Festung eingeschlossen; freilich nicht, ohne dass sich der Statthalter Alexejew zuvor «befehlsgemäß» nach Wladiwostok abgesetzt hätte.[ 11 ] Alle höheren Offiziere hatte er noch einmal auf die Linie «Vorsichtig sein und nichts riskieren» verpflichtet – mit fatalen Folgen. Als am 15. Mai die japanischen Schlachtschiffe
Hatsuse
und
Yaschima
vor Port Arthur auf Minen liefen und sanken, ließ der zögerliche Withöft die glänzende Chance, das in völlige Unordnung geratene japanische Geschwader zu attackieren, ungenutzt verstreichen.[ 12 ] Ähnlich zögerlich suchte er am 23. Juni in einem halbherzigen Angriff den Erfolg. Den Durchbruchsversuch des Pazifik-Geschwaders nach Wladiwostok am 10. August bezahlte Withöft schließlich mit dem Leben, das Geschwader mit schweren Verlusten: Das Schlachtschiff
Zessarewitsch
, zwei schwere und ein leichter Kreuzer mussten nach zahlreichen Treffern in neutrale Häfen abdrehen und wurden dort entwaffnet. Der Rest der Flotte flüchtete mit großenteils schweren Beschädigungen zurück nach Port Arthur. Als eigenständiger Akteur kam das «Pazifische Geschwader» nicht mehr in Frage.
Eine zusammengeschusterte Flotte
    Angesichts der besorgniserregenden Entwicklung auf dem östlichen Kriegsschauplatz begann man in St. Petersburg im Laufe des Frühjahrs 1904 mit Planungen, ein kampfkräftiges zweites Geschwader in der Ostsee zusammenzustellen und in den Fernen Osten zu entsenden. Die damit verbundenen Schwierigkeiten waren enorm, dessen waren sich dieBerater Zar Nikolaus’ II. bewusst. Zunächst musste eine Reihe von im Bau befindlichen Schlachtschiffen in Rekordzeit fertiggestellt werden, dann galt es, dieses ungeübte Geschwader um die halbe Welt fahren zu lassen – und zwar, ohne dass auf dem Weg in den Pazifik eigene Stützpunkte für die Bekohlung und Versorgung der Schiffe zur Verfügung standen. Im Gegenteil, man musste mit Obstruktionsmaßnahmen von englischer Seite rechnen, da die Briten den russischen Kolonialambitionen mit ausgeprägter Skepsis gegenüberstanden: Obwohl eine formale Neutralität gewahrt blieb, suchte England die Japaner wo immer möglich zu unterstützen, und das würde die russische Flotte durch zahllose Behinderungen ihrer Reise zu spüren bekommen. Doch angesichts der Hiobsbotschaften aus Port Arthur und einer öffentlichen Meinung, die durch entsprechende Presseberichte suggeriert bekam, Russlands Macht und Größe müsse und werde sich just in diesem

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