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Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Titel: Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Schlacht entschieden:
Osljabja
gesunken,
Suworow
manövrierunfähig,
Alexander III., Borodino
und
Orel
nach einer Vielzahl schwerer Treffer, nach der Zerstörung von Entfernungsmessern, Signalanlagen, Feuerleitständen und zahlreichen Geschützen zu keiner wirksamen Gegenwehr mehr in der Lage. Und dennoch kämpften die russischen Schlachtschiffe bis zuletzt, bis zum Untergang. Als die
Alexander III.
am Abend des 27. Mai gegen 19 Uhr nach zahllosen Treffern kenterte, gab es nicht einen einzigen Überlebenden. Wenig später, noch vor Einbruch der Nacht, folgte ihr die
Borodino
auf den Meeresgrund nach.
    Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Seeschlacht bereits in eine Reihe von Einzelgefechten aufgelöst, die zu schildern kaum lohnt, da es sich weniger um eine Schlacht, als das Abschlachten eines bereits aufgelösten Geschwaders handelte.[ 38 ] Der schwerverwundete Admiral Rojestwenski war von der brennenden
Suworow
bewusstlos auf das Torpedoboot
Buini
gebracht worden; die Führung der Flotte, soweit von einer solchen überhaupt noch die Rede sein konnte, hatte damit Konter-Admiral Nebogatow übernommen. Dessen 3. Division, die «Selbstersäufer», war bisher vergleichsweise gut davongekommen. Nicht etwa, weil sie sich durch ein Wunder gegen die Japaner behauptet hätte, sondern weil Togo nüchtern kalkulierte, die schwimmende Antiquitätensammlung nach der Ausschaltung der modernen Schlachtschiffe problem- und risikolos zusammenschießen zu können. Und diese Kalkulation schien aufzugehen, als die mit Kurs auf Wladiwostok gen Norden dampfenden Schiffe Nebogatows am Morgen des 28. Mai von den japanischen Divisionen gestellt wurden. Angesichts der vollkommenen Aussichtslosigkeit des Kampfes beschloss der russische Admiral, humanitäre über militärische Prinzipien zu stellen und seine Schiffe kampflos zu übergeben.
Japans Triumph
    Keine andere Seeschlacht der modernen Geschichte endete so eindeutig wie die Schlacht bei Tsushima. Die Japaner hatten lediglich 3 Torpedoboote verloren und 116 Tote sowie 577 Verletzte zu beklagen. Die russische Flotte hingegen hatte am Abend des 28. Mai 1905 aufgehört zu existieren. Von den über 50 Schiffen, die Vize-Admiral Rojestwenski ins Gefecht geführt hatte, war mehr als die Hälfte versenkt worden oder dem Feind in die Hände gefallen. Lediglich drei russischen Einheiten, dem leichten Kreuzer
Almaz
und zwei Torpedobooten, gelang der Durchbruch nach Wladiwostok, der Rest wurde in neutralen Häfen entwaffnet.[ 39 ] Japans Triumph war vollständig. Admiral Togo erwies sich als ein ritterlicher Sieger. Er besuchte seinen schwer verwundeten Kontrahenten Rojestwenski am Krankenbett und versicherte ihn seiner Hochachtung: «Die Niederlage ist ein Los, das uns alle treffen kann. Und niemand braucht sich dessen zu schämen. Nein, es kommt nur darauf an, ob wir unsere Pflicht getan haben. In den zwei Tagen, da die Schlacht tobte, haben Sie mit Ihren Leuten eine bewundernswerte Leistung vollbracht.» Worauf ihm Rojestwenski dankte und versicherte: «Ich schäme mich nicht mehr, von Ihnen besiegt worden zu sein.»[ 40 ]
    Der Dank des Vaterlands an den Admiral hingegen bestand in einem Prozess, der bald den Charakter einer Farce annahm. Um von den eigenen Versäumnissen, dem eigenen Versagen abzulenken, brauchten die Petersburger Schreibtischstrategen einen Sündenbock. Nach den übermenschlichen Leistungen, die der Admiral auf dem Weg der Flotte in den Fernen Osten vollbracht hatte, eignete er sich für diese Rolle denkbar schlecht. Doch angesichts politischer Interessen stand am Ende seine Entlassung aus dem Amt wegen «Pflichtversäumnisses». Wie der gesamte Russisch-Japanische Krieg trug auch dieses Urteil, dessen Absurdität jedem unbefangenen Beobachter in die Augen sprang,[ 41 ] dazu bei, die Führungsschicht des zaristischen Russland weiter zu delegitimieren. Die Niederlage von Tsushima gehört insofern zu den Meilensteinen auf dem langen Weg zur Oktoberrevolution. Und es entbehrt nicht eines tiefen symbolischen Zusammenhangs, wenn es einer der bei Tsushima dem Untergang entkommenen Kreuzer, die
Aurora
, war, von der aus im Oktober 1917 jener folgenreiche Signalschuss fiel, der mit dem Sturm auf das Winterpalais den Beginn der Oktoberrevolution auslöste.
    Folgenreich war Tsushima auch für die weltgeschichtliche Entwicklung. Zum ersten Mal hatte eine europäische Großmacht des Industriezeitalters mit ihren imperialistischen Ambitionen gegen eine außereuropäische Macht eine

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