Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte
Ranges Ignatius, sich schon bereit erklärte, 200.000 Rubel darauf zu setzen, dass man den Japanern entwische, erblickten die Wachmannschaften eines Patrouille fahrenden japanischen Hilfskreuzers die Positionslichter eines russischen Lazarettschiffs. Der von diesem Augenblick an schlagartig belebte japanische Funkverkehr ließ auf russischer Seite, auch ohne dass man den Inhalt der Funksprüche hätte dechiffrieren können, keinen Zweifel darüber, dass man entdeckt war.
Noch bevor die Geschwader Togos in Sicht kamen, befahl Rojestwenski um 10:20 Uhr, Gefechtsformation einzunehmen. Hinter einigen aufklärenden leichten Kreuzern fuhren als 1. Division seine vier modernen Schlachtschiffe, an der Spitze das Flaggschiff
Suworow.
Es folgten als 2. Division die älteren Einheiten unter dem in der Nacht zuvor nach längerer Krankheit verstorbenen Konter-Admiral Fölkersam; um die Mannschaften nicht zu demoralisieren, hatte Rojestwenski befohlen, die Nachricht vom Tode seines Stellvertreters nicht bekannt zu geben. Nur Nebogatow, der die 3. Division, die der «Selbstversenker», am Ende der Schlachtreihe führte, war darüber informiert worden, dass im Falle von Rojestwenskis Tod oder schwerer Verwundung die Führung der Flotte an ihn übergehen werde.
Gegen Mittag wurde in spannungsgeladener Atmosphäre das Essen an die Mannschaften wachweise ausgegeben; die Offiziere versammeltensich in der Messe und stießen mit Champagner auf die sich just an diesem 27. Mai jährende Krönung des Zarenpaars an. Das «Hurra» war kaum verklungen, als die Alarmsirenen alle Mann auf die Gefechtsstationen riefen. Doch was man zunächst erblickte, war nicht das Gros der japanischen Schlachtschiffe, sondern eine feindliche Kreuzer-Division, die in großer Entfernung den Kurs des russischen Geschwaders kreuzte. Da Rojestwenski vermutete, dass die japanischen Schiffe Minen legen wollten, befahl er seiner 1. Division, zunächst zu schwenken und dann zu wenden, das heißt, in Dwars-Linie zu gehen, um den Feind durch das gemeinsame Feuer der weitreichenden Buggeschütze zu vertreiben.[ 35 ]
Dieser Befehl war taktisch richtig, aber risikoreich, denn jeden Moment musste man mit dem Auftauchen der japanischen Hauptstreitmacht rechnen, der es in Kiellinie zu begegnen galt. Vor allem aber misslang das Manöver, da das zweite Schiff in der russischen Linie, die
Alexander III.
, das Signal der
Suworow
zum Wenden, also Einheit für Einheit «kehrt um» zu machen, missverstand und stattdessen schwenkte, also in Kiellinie hinter dem Flaggschiff blieb. Daraufhin gaben die beiden folgenden Schlachtschiffe,
Borodino
und
Orel
, die bereits eingeleitete Wendung auf und schwenkten ebenfalls. Im Ergebnis stand damit die 1. Division in Kiellinie als eine zweite Kolonne steuerbord und leicht vorlich im Abstand von etwa 2000 Metern neben der Schlachtreihe, welche die 2. und 3. Division bildeten. Rojestwenski befahl daraufhin sofort seiner Division, sich mitvermehrter Fahrt wieder an die Spitze zu setzen. Doch war dieses Manöver eben erst eingeleitet, als um 13:45 Uhr die japanische Hauptstreitmacht, voran die sechs Schlachtschiffe der 1. Division unter Admiral Togo, dahinter sechs moderne Schlachtkreuzer unter Vize-Admiral Kamimura, unter vollem Dampf im Nordosten auftauchten.
Togos Ziel war es, die überlegene Geschwindigkeit seiner Schiffe auszunutzen, um sich auf Parallelkurs vor die russische Schlachtreihe zu setzen und den Feind im Zuge der Umfassung zusammenzuschießen. Zu diesem Zweck musste er seine Schiffe, die bisher einen Westsüdwest-Kurs liefen, auf Ostkurs bringen. Am einfachsten wäre das durch eine Wendung aller zwölf Schiffe zu erreichen gewesen, also die Kehrtwendung jeder einzelnen Einheit. Doch hätte in diesem Fall das bisherige Schlusslicht der Schlachtreihe, die
Nischin
, die Führung übernommen.
Um die Führung des Gefechts in der Hand zu behalten, entschloss sich Togo in diesem Augenblick zu einem außerordentlich gewagten Manöver: Er ließ alle zwölf Großkampfschiffe im Angesicht des sich auf Schussweite nähernden Feindes eine Schwenkung um 180° ausführen. Bei diesem Manöver mussten alle japanischen Schiffe über
einen
Punkt laufen, wodurch sie sich der russischen Artillerie gewissermaßen auf dem Präsentierteller darboten, während die Geschütze der hinteren Schiffe durch die voran fahrenden Einheiten «maskiert», also am Feuern gehindert waren. Wenn es den russischen Geschützbesatzungen gelang, diesen Moment,der
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