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Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Titel: Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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zeigte schon 1941, dass nicht mehr Kalibergröße und Feuergeschwindigkeit die militärische Entscheidung herbeiführten, sondern Flugzeuge oder U-Boote. So blieb den großen Superschlachtschiffen, einst Stolz und Sehnsuchtsobjekt nationalen Selbstwertgefühls, in den Konflikten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wie Falklandkrieg und Golf krieg nur noch die Aufgabe, Träger von selbständig agierenden Waffensystemen wie Raketen und Marschflugkörpern zu sein. Der technische Fortschritt veränderte ein weiteres Mal die Seekriegsführung von Grund auf – ohne dass die Herrschaft über die Meere an Bedeutung verloren hätte.
     
     
Die Flottenverträge von Washington
    n der Schlacht vor dem Skagerrak glichen die riesigen Flottenverbände der Briten und Deutschen Dinosauriern, die zwar über gewaltige Größe, enorme Schlagkraft und schwerste Panzerung verfügten, deren «Gehirn», das Kommunikations- und Aufklärungsvermögen, sich im Gefecht jedoch als höchst rudimentär ausgebildet und deswegen unzulänglich erwies.[ 1 ] Seit dem Beginn der Industriellen Revolution war daran gearbeitet worden, die Ausstattung der Kriegsschiffe zu verbessern: Durch leistungsfähigere Antriebe sollte die Geschwindigkeit erhöht werden, immer größere Geschütze konnten immer schwerere und explosivere Granaten immer präziser und immer weiter feuern, und um die immer teureren Großkampfschiffe zu schützen, mussten immer dickere Panzergürtel aus immer besserem Stahl eingebaut werden. Kein Wunder, dass sich die großen Kriegsflotten durch das in sie investierte Kapital und technische Knowhow in der ganzen Welt zu Symbolen des Nationalstolzes entwickelt hatten.
    Nur diese ideologische und symbolische Aufladung der Flotten macht verständlich, warum die Forderung der Siegermächte im Versailler Vertrag, Deutschland müsse seine gesamte Hochseeflotte ausliefern, als eine der demütigendsten Bestimmungen des Vertragswerks betrachtet wurde. Die Selbstversenkung des größten Teils der deutschen Hochseeflotte in Scapa Flow beendete 1919 nicht nur den Streit der Entente-Mächte um die Aufteilung der Schiffe des besiegten Gegners auf unvorhergesehene Weise, sondern stellte auch die Seerüstungsuhr für Deutschland auf nullzurück. Und nicht nur, dass die Hochseeflotte ausgeliefert werden musste, der Versailler Vertrag sah auch äußerst rigide Rüstungsbeschränkungen im Bereich des Flottenbaus vor. Die deutschen Großmachtträume zur See waren zunächst ausgeträumt.
    Anders stellte sich die Situation der Siegermächte dar: Der Royal Navy drohte in der Nachkriegszeit ein erneutes Wettrüsten. Diesmal ging die Herausforderung Großbritanniens allerdings nicht vom Deutschen Reich, sondern von Übersee aus. Sowohl die USA als auch Japan vergrößerten ihre Kriegsflotten. Schon das US-amerikanische Bauprogramm von 1916 mit zehn modernen Schlachtschiffen und sechs Schlachtkreuzern musste für die britische Flotte langfristig eine Herausforderung darstellen, auch wenn die Aufrüstung des potentiellen und ab 1917 realen Verbündeten im Weltkrieg zunächst wünschenswert erscheinen mochte. Im Jahre 1919 bewilligte der US-Kongress den Bau von sechs weiteren Schlachtschiffen. Die amerikanische Konkurrenz entwickelte sich zu einem ernsten Problem für die Strategen der britischen Admiralität.
    Auf beiden Seiten des Atlantiks dachte man weiter in den traditionellen Bahnen Mahans, nämlich in Schlachtschiffkategorien, obwohl die Entwicklung der Waffentechnik während des Ersten Weltkrieges fundamentale Veränderungen hatte ahnen lassen. Zwei neue Waffensysteme gewannen rasch an Bedeutung: Flugzeuge und U-Boote. Beide Waffensysteme waren im Ersten Weltkrieg noch nicht so ausgereift, dass sie entscheidend ins Kriegsgeschehen eingegriffen hätten, obwohl sie gerade unter den Kriegsbedingungen rasche Entwicklungsfortschritte machten. So kam es, dass die deutsche Seekriegsführung und in ihrem Gefolge auch die politische Führung des Reichs 1917 ihr Heil, sprich: die entscheidende Kriegswende, im unbeschränkten U-Boot-Krieg suchten. Doch schon die einfache britische Gegenmaßnahme, Handelsschiffe im Konvoi-System fahren zu lassen, minimierte angesichts der unzulänglichen Aufklärungstechnologie der U-Boote deren Wirksamkeit. Auch Flugzeugen und Luftschiffen kam im Ersten Weltkrieg in der Regel nur aufklärende Funktion zu, obwohl in vielen Marinen bereits mit ersten Flugzeugträgern experimentiert wurde.
    Hellsichtige Militärs erkannten

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