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Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Titel: Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Die Deutschen hatten einsehen müssen, dass ihre materielle Unterlegenheit durch kein noch so exzellentes Feuer, durch keine noch so brillanten Manöver oder noch so wilde Entschlossenheit aufzuwiegen war. Sie sahen sich gezwungen, den Rückzug anzutreten, wenn sie ihre kostspielige Flotte nicht vollkommen sinnlos opfern wollten. Mit Scheers dritter Gefechtskehrtwende in den Abendstunden des 31. Mai 1916 war der Krieg zur See endgültig entschieden, ganz gleich, ob Jellicoe dem Angriff der deutschen Torpedoboote auswich oder nicht, und unabhängig davon, ob es ihm gelang, den Gegner zu vernichten.

Nachgefechte zur See und in der Presse
    Mit dem Ende des Kampfs zwischen den Hauptflotten endeten freilich noch lange nicht die Kampfhandlungen insgesamt. Doch können wir deren Verlauf und Ergebnisse rasch zusammenfassen. Auch in den Stunden nach Einbruch der Dunkelheit gab die vorsichtige Zurückhaltung Jellicoes den Ausschlag, der in seinem offiziellen Bericht nach der Skagerrak-Schlacht festhielt: «Ich habe den Gedanken an ein Nachtgefecht zwischen den schweren Schiffen sofort verworfen, hätte es doch möglicherweise zum Verhängnis führen können. Erstens wegen der Anwesenheit einer großen Zahl von Torpedoträgern [die in der Dunkelheit naturgemäß schwer auszumachen und deswegen besonders tückisch waren] und zweitens wegen der Unmöglichkeit, eigene von feindlichen Schiffen zu unterscheiden.»[ 33 ]
    Auf der anderen Seite konnte Jellicoe nicht vorsichtig genug sein und musste versuchen, der Hochseeflotte die Rückkehr in ihre Heimathäfen zu verlegen, um sie danach auf hoher See erneut attackieren zu können. Die Chancen dafür standen nicht schlecht, denn der Verlauf der Tagesschlacht hatte die Grand Fleet in eine Position östlich der Deutschen geführt, mithin zwischen die aktuelle Position der Hochseeflotte und ihremStützpunkt Wilhelmshaven. Für Scheer gab es zwei Möglichkeiten: Der längere, aber weniger gefährliche Weg wäre ein reiner Südkurs gewesen, um erst kurz vor der norddeutschen Küste ostwärts Richtung Jadebusen zu schwenken. Scheer entschied sich jedoch für den kürzeren Weg, Kurs Südost, um so schnell wie möglich in den Schutz der Minenfelder vor Horns Riff zu gelangen und einer erneuten Aufnahme der Schlacht am folgenden Morgen auszuweichen. Viele seiner Großkampfschiffe, vor allem die teilweise schwer havarierten Panzerkreuzer, hätten den weit überlegenen Briten keinen wirksamen Widerstand mehr leisten können. «Das Gros selbst», so der Flottenchef, «mußte in geschlossenem Verbande auf dem nächsten Wege Hornsriff ansteuern und diesen Kurs, allen Angriffen des Feindes trotzend, durchhalten.»[ 34 ]

    Beide Flotten befanden sich somit auf leicht konvergierenden Kursen, die Engländer Richtung Süden, die Deutschen nach Ostsüdost, und einmal mehr besaßen beide Flottenchefs nur eine ungefähre Vorstellung davon, was der Gegner plante. Auch machten Kommunikationsfehler aller Art die Lage zusätzlich unklar.[ 35 ] Ein britischer Zerstörer-Kommandant konstatierte nach der Schlacht: «Wir hatten wirklich keine Ahnung, wo der Feind stand, und nur eine sehr vage Vorstellung von der Position unserer eigenen Schiffe.»[ 36 ] So war es reiner Zufall, dass sich die beiden Flotten nicht an der Spitze des «V» trafen, das ihre Kurse bildeten, sondern die Schiffe der Grand Fleet diesen Schnittpunkt einige Minuten vor den Deutschen passierten, woraufhin sich die beiden Gros wieder voneinander entfernten. Bei den Gefechten der Leichten und Aufklärungs-Geschwader kam es noch einmal auf beiden Seiten zu beträchtlichen Verlusten. Die Hochseeflotte büßte das ältere Linienschiff
Pommern
sowie die Leichten Kreuzer
Elbing, Frauenlob
und
Rostock
ein, die Briten verloren den Panzerkreuzer
Black Prince
und vier Zerstörer. Als klar wurde, dass es nicht gelingen würde, die Hochseeflotte nochmals zur Schlacht zu stellen, gab Jellicoe in den Morgenstunden des 1. Juni seinen Einheiten Befehl, Kurs auf die Heimathäfen zu nehmen.
    Dank des weitaus kürzeren Weges lagen die Schiffe der Hochseeflotte, von schwer beschädigten Einheiten wie den Panzerkreuzern
Seydlitz
oder
Derfflinger
abgesehen, früher vor Anker als ihre britischen Widersacher, so dass die deutsche Presse Gelegenheit bekam, das Gefecht zu einem eindrucksvollen, ja historischen Sieg zu stilisieren. Nach Maßgabe der beiderseitigenVerluste konnte die Schlacht tatsächlich als ein solcher erscheinen: Den eigenen Verlusten von einem

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