Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte
Schlachtkreuzer, einem älteren Linienschiff, 4 Leichten Kreuzern und 5 Torpedobooten mit zusammen 61.180 BRT standen auf britischer Seite 3 Schlachtkreuzer, 3 ältere Panzerkreuzer und 8 Zerstörer mit insgesamt 115.025 BRT gegenüber. Auch die Personalverluste der Engländer waren deutlich höher: 6094 Gefallene und 674 Verwundete hatte die Royal Navy zu beklagen, gegenüber 2551 Toten und 507 Verwundeten auf deutscher Seite.
Groß wie ein Scheunentor: Trotz schwerer Treffer konnten sich vier der fünf vor dem Skagerrak eingesetzten deutschen Schlachtkreuzer in die Heimatbasis Wilhelmshaven retten und binnen weniger Wochen repariert werden. Die Gefechtsschäden im Vorschiff des Panzerkreuzers
Derfflinger
veranschaulichen die gewaltige Zerstörungskraft der modernen Explosiv-Granaten.
Doch für den weiteren Verlauf des Krieges sollte ungleich wichtiger werden, dass sich die materielle Überlegenheit der britischen Flotte als unaufholbar erwiesen hatte. Die daraus zu ziehenden Konsequenzen sprach der kurz nach der Skagerrak-Schlacht zum Admiral beförderte Flottenchef Reinhard Scheer in seinem Immediatbericht an den Kaiser vom 4. Juni 1916 offen aus: «Bei günstigem Verlauf der neu einsetzenden Operationen wird der Gegner zwar empfindlich geschädigt werden können,trotzdem kann kein Zweifel bestehen, daß selbst der glücklichste Ausgang einer Hochseeschlacht England in diesem Krieg nicht zum Frieden zwingen wird. […] Ein sieghaftes Ende des Kriegs in absehbarer Zeit kann nur durch Niederringen des englischen Wirtschaftslebens erreicht werden, also das Ansetzen des Unterseebootes gegen den englischen Handel. Hierzu irgend eine abgeschwächte Form zu wählen, muß ich nach pflichtgemäßer Überzeugung nach wie vor Eurer Majestät dringend abraten.»[ 37 ] Nicht nur hatte sich das gewaltige Flottenbauprogramm der Vorkriegszeit als hoffnungsloser Anachronismus erwiesen. Das Scheitern der Hochseeflotte bei dem Versuch, entscheidend in den Ausgang des Ersten Weltkriegs einzugreifen, hatte zur Folge, dass die Befürworter des uneingeschränkten U-Bootkriegs in den folgenden Monaten ihre Agitation weiter verstärkten und im Frühjahr 1917 auch Erfolg hatten. Sehenden Auges wurde der Kriegseintritt der USA in Kauf genommen in der Hoffnung, durch den U-Boot-Krieg England wirtschaftlich in die Knie zwingen zu können – eine Hoffnung, die sich dann bekanntlich keineswegs erfüllte.
Verluste als Siegesargument: Nach der Schlacht vor dem Skagerrak reklamierten beide Kontrahenten den Sieg für sich. Auf deutscher Seite wurde dabei auf die höheren Verluste der Briten verwiesen, wie sie das hier abgebildete Propaganda-Plakat zeigt. Doch viel schwerer als solche Zahlen wog die Tatsache, dass die deutsche Hochseeflotte zu keinem Zeitpunkt eine Chance hatte, dem zahlenmäßig weit überlegenen Gegner eine entscheidende Niederlage beizubringen.
Aber nicht nur als Wegbereiter des uneingeschränkten U-Boot-Kriegs sollte sich die Skagerrak-Schlacht als fatal erweisen. Nachdem offenbar geworden war, dass keine Aussichten bestanden, mit der Hochseeflotte entscheidend in das Kriegsgeschehen einzugreifen, verfiel die Moral der Hochseeflotte kontinuierlich. In den Gefechtsberichten der Kommandanten vom Juni 1916 gibt es über Leistungsfähigkeit, Einsatzfreude und Opferbereitschaft der Besatzungen nur höchste Anerkennung.[ 38 ] Es mutet deswegen zunächst überraschend an, dass gerade von den Schiffsbesatzungen, die vor dem Skagerrak so zuverlässig gekämpft hatten, im November 1918 die Revolution ausging. Neben vielen anderen Faktoren, die demoralisierend auf die Matrosen der Hochseeflotte wirkten, dürfte auch die Erfahrung eine Rolle gespielt haben, einen letztlich aussichtslosen Kampf zu führen und dabei sinnlos geopfert zu werden. Der Entschluss, mit hoffnungslos unterlegenen Kräften um des Prestiges willen ins Gefecht zu ziehen, erwies sich tatsächlich als ein «wahnsinniger Anachronismus».
Epilog
SEESCHLACHTEN DES 20. JAHRHUNDERTS
Das Ende der Superschlachtschiffe
Die Schlacht vor dem Skagerrak im Frühjahr 1916 war die letzte «klassische» Seeschlacht zwischen großen Flottenverbänden, in welcher der Artilleriekampf den Ausschlag gab. Nachdem man in der Nachkriegszeit unverdrossen weiter Schlachtflotten geplant und gebaut hatte, stellte sich im Zweiten Weltkrieg bald heraus, dass die Zeit der Schlachtschiff-Geschwader abgelaufen war. Die Versenkung von Superschlachtschiffen wie der
Bismarck
oder der
Prince of
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