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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Überraschung für Onkel Willard, stimmt’s?«
    Von Winder kam ein angespanntes Zwitschern: »Ich fürchte nein, Mr. Scott.«
    »Ach, nun komm schon. Was hast du da in der Pfote?«
    »Nichts.«
    »Laß mal sehen, du kleiner Racker. Ist es ein Dauerlutscher? Etwas zum Spielen? Was hast du da?«
    Und siebzehn Millionen Amerikaner hörten Robbie Raccoon antworten: »Das ist eine Pistole, Willard.«
    Chelseas Beine verwandelten sich in Gummi, und er fing an zu schwanken. Die Einbrecher faßten nach seinen Ellbogen.
    »Donnerwetter«, sagte Willard Scott mit einem nervösen Kichern. »Es sieht sogar aus wie eine echte Pistole.«
    »Toll, nicht wahr?« sagte der riesige Waschbär.
    Bitte, dachte Bud Schwartz, nicht im Fernsehen. Nicht während kleine Kinder zuschauen.
    Aber ehe etwas Furchtbares passieren konnte, lenkte Willard Scott das Gespräch von Feuerwaffen über auf ein tropisches Tiefdruckgebiet in der östlichen Karibik. Joe Winder konnte sich davonschleichen, als der Wetterfrosch kurz für ein Abführmittel warb.
    Auf dem Weg zum Cimarron Saloon hörten Charles Chelsea und die Einbrecher hinter sich ein Geheul; einen ausgelassenen, wenn auch halb erstickten Schrei tief in einem runden Waschbärschädel.
    »Aaaaahhh-oooooooooo«, sang Joe Winder. »Wir sind die Werwölfe von Florida! Aaaaahhh-oooooooooo.«
    Der Qualm von Moe Stricklands Zigarre hing wie eine violette Wolke in den Katakomben. Onkel Elys Kobolde hatten einstimmig beschlossen, das Sommerfest zu boykottieren, und Onkel Ely unterstützte ihr Vorhaben.
    »Die Cowboykostüme sehen wirklich albern aus«, gab er zu.
    Der Schauspieler, der den Kobold Jeremiah darstellte und manchmal auch das Dickerchen, zündete einen Joint an, um gegen den Zigarrenqualm anzukämpfen. Er verkündete: »Wir sind keine Clowns, wir sind Schauspieler. Also scheiß auf Kingsbury.«
    »Richtig so«, sagte ein anderer Kobold. »Scheiß auf Mr. X.«
    Die Moral in der Truppe war beängstigend gesunken, seitdem die Zeitungen die Schwindelgeschichten von der Hepatitisepidemie aufgegriffen hatten. Mehrere der Kobold-Darsteller hatten empfohlen, den Namen der ganzen Shownummer zu ändern, um den schlechten Ruf loszuwerden. Andere wollten einen Anwalt in Miami engagieren und eine Klage einreichen.
    Moe Strickland sagte: »Ich hörte, daß sie drüben in Six Flags vorsprechen lassen.«
    »Scheiß auf Six Flags«, sagte der Jeremiah-Dickerchen-Kobold. »Bestimmt auch so eine Zwergennummer.«
    »Unsere Möglichkeiten sind ein wenig begrenzt«, sagte Moe Strickland in dem Versuch, es schonend auszudrücken.
    »Deshalb scheiß auf unsere Möglichkeiten.«
    Die Laune besserte sich, nachdem sie den Joint viermal hatten herumgehen lassen. Moe Strickland drückte am Ende seine Zigarre aus und beteiligte sich an ihrer Freizeitgestaltung. Auf der Straße über ihnen übte eine Blaskapelle der High-School das Thema aus 2001: Eine Odyssee im Weltraum. Durch zwei Meter Erdreich und Steine gefiltert, klang es nicht mal schlecht.
    Einer der Kobold-Darsteller sagte: »Hab ich euch eigentlich schon erzählt, daß jemand in unserem Müllcontainer wohnt?«
    »Du machst wohl Witze«, sagte Moe Strickland.
    »Nein, Onkel Ely, es stimmt. Wir haben ihn gestern getroffen.«
    »Im Müllcontainer?«
    »Er hat es sich richtig nett eingerichtet, du würdest deinen Augen nicht trauen. Wir haben ihm ein Bier spendiert.«
    Moe Strickland fragte sich, wie ein Obdachloser einen Weg in die Katakomben hatte finden können oder weshalb er dort wohnen wollte, wo es so stickig und feucht und düster war.
    »Ein netter Kerl«, sagte der Kobold-Darsteller. »Ein richtiger Gentleman.«
    »Wir haben mit ihm gepokert«, fügte Jeremiah-Dickerchen hinzu. »Haben ihm glatt die Hosen ausgezogen.«
    »Aber er hat’s mit Fassung getragen. Wie gesagt, ein echter Gentleman.«
    Moe Strickland schnitt noch einmal das Thema Six Flags an. »Atlanta ist eine herrliche Stadt«, sagte er. »Jede Menge tolle Weiber.«
    »Wir brauchen ein paar neue Songs.«
    »Das ist richtig«, sagte Moe Strickland. »Ein paar neue Songs wären schon prima. Wir haben die ganze Busfahrt, um uns vorzubereiten und uns etwas einfallen zu lassen. Luther kann ja seine Gitarre mitnehmen.«
    »Warum nicht?« sagte Jeremiah-Dickerchen. »Kingsbury kann uns sowieso mal kreuzweise.«
    »Das ist der richtige Geist«, sagte Moe Strickland.
    Vom Ende des Tunnels ertönte das Geräusch von Stiefeln auf Beton. Ein Mann brüllte wütend los.
    »Verdammt«, sagte einer der

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