Große Tiere: Roman (German Edition)
Wichtel-Darsteller. Er ließ den Rest seines Joints fallen und verbarg die Asche unter einem langen, kruminzehigen Schaumgummifuß.
Die Stiefel und das Gebrüll gehörten einem wütenden Spence Mooher, Pedro Luz’ rechter Hand. Mooher war wütend, weil keiner der anderen Sicherheitswächter an diesem wichtigsten Tag des Sommers zur Arbeit erschienen war. Mooher war die ganze Nacht auf den Beinen gewesen und war im Wunderland Streife gegangen, und nun sah es so aus, als müßte er sich auch noch den Tag um die Ohren schlagen.
»Ich rieche Gras«, sagte er zu Moe Strickland.
In diesem Bereich konnte Mooher einige Erfahrung vorweisen: er hatte sechs Jahre bei der U. S. Drug Enforcement Administration gearbeitet, bis er unfreiwillig von seinen Pflichten entbunden wurde. Es hatte vage Anschuldigungen wegen unsauberer Geschäfte in Puerto Rico gegeben – es ging um verschwundenes Ködergeld, zwanzig- oder dreißigtausend Dollar. Wie Spence Mooher immer eilig betonte, war es jedoch niemals zu einer offiziellen Anklage gekommen.
Er teilte die Neigung seines Chefs zu anabolen Steroiden, lehnte aber reine Freizeit- und Vergnügungsdrogen entschieden ab. Anabolika stählten den Körper, doch Gras und Kokain weichten den Geist auf.
»Wer hat das Zeug?« wollte er von Onkel Elys Kobolden wissen.
»Regen Sie sich nicht künstlich auf, Spence«, seufzte Moe Strickland.
»Warum seid ihr Scheißköpfe nicht oben bei der Probe? Alle sollten dort antreten.«
»Weil wir streiken«, sagte Jeremiah-Dickerchen. »Wir treten in der verdammten Show nicht auf.«
Moohers Mund verzog sich. »Doch, das tut ihr«, sagte er. »Es geht schließlich um das Sommerfest.«
»Es interessiert mich nicht, selbst wenn es die Auferstehung Christi wäre«, sagte Jeremiah-Dickerchen. »Wir treten nicht auf.«
Moe Strickland sagte: »Das ist ein Streik, Spence. Da können Sie gar nichts tun.«
»Nein?« Mit einer Hand packte Mooher den alten Schauspieler an der Kehle und schmetterte ihn gegen eine Reihe hohe Spinde. Die Kobolde konnten nur hilflos aufschreien, während der muskelbepackte Sicherheitswächter Onkel Elys Kopf immer wieder dagegen hämmerte, bis Blut aus seinen Ohren sickerte. Das Dröhnen von Knochen gegen Stahl war ohrenbetäubend und wurde in dem kahlen Tunnel noch verstärkt.
Schließlich hörte Spence Mooher auf. Er hielt Moe Strickland auf Armeslänge von sich weg, die Füße knapp einen Meter über dem Boden. Der Schauspieler strampelte hilflos mit den Beinen.
»Hast du es dir noch mal überlegt?« fragte Mooher. Moe Stricklands Lider sanken herab, doch er brachte ein Nicken zustande.
Eine tiefe Stimme sagte: »Laß ihn los.«
Spence Mooher ließ von Onkel Ely ab und wirbelte herum und sah... einen Penner. Einen außerordentlich großen Penner, aber eben einen Penner. Der Sicherheitswächter brauchte einige Sekunden, um die Gestalt in sich aufzunehmen: den feuchten silbergrauen Bart, der nur an einer Wange geflochten war; die geblümte Plastikregenhaube, die stramm auf dem Kopf saß; die breite, braungebrannte Brust, die mit dicken, rötlich gefleckten Bandagen umwickelt war; einen roten Plastikkragen um den Hals; ein totes Auge, das von der Feuchtigkeit beschlagen war, das andere lebendig und vor Wut funkelnd, den Mund voll blitzender Zähne.
Das, dachte Spence Mooher, war ein Penner, den man ernst nehmen sollte. Er kam eine Sekunde zu spät zu dieser Schlußfolgerung, denn der Mann hatte bereits nach Moohers Hoden gefaßt und derart kräftig zugedrückt, daß sämtliche Energie aus Moohers mächtigen Gliedmaßen herausströmte; zitternd spürte er etwas Warmes, das an seinen Beinen herabrann, als er sich entleerte. Als er etwas sagen wollte, drang nur ein schwaches Krächzen aus seinem Mund.
»Es ist Zeit für die Heia«, sagte der Penner und drückte noch fester zu. Spence Mooher kippte bewußtlos um.
Mit dem lauten Platschen vieler überdimensionaler Füße eilten die Kobolde zur schlaffen Gestalt Moe Stricklands, der zwar wach war, aber heftige Schmerzen hatte. Jeremiah-Dickerchen hob Moes blutenden Kopf an und sagte: »Das ist der Typ, von dem wir dir erzählt haben. Der aus dem Müllcontainer.«
Skink bückte sich und sagte: »Schön, Sie kennenzulernen, Onkel Ely. Ich glaube, Ihre Freunde sollten Sie lieber zum Tierarzt bringen.«
Charles Chelsea probierte sein Glück an der Tür von Francis Kingsburys Büro und fand sie verschlossen. Er klopfte leise, erhielt aber keine Antwort.
»Ich weiß, daß er da
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