Grosseinsatz Morgenröte
über die dafür erforderlichen Nebenaggregate. Ich war nun in der Lage, zufriedenstellend Auskunft über das Plasma-Triebwerk der ALPHA zu geben. Tief fundiert war mein Wissen allerdings noch nicht, und es erschien mir auch fraglich, ob ich die letzten Feinheiten in den verbleibenden Schulungsstunden noch mitbekam.
Immerhin wußte ich jetzt schon mehr als alle asiatischen Wissenschaftler.
Denken Sie nur nicht, es wäre besonders einfach, das neuartige Triebwerk eines notgelandeten Raumschiffes funktionell zu erfassen! Da ergaben sich Tausende von Fragen, die sich bis in die kleinsten Nebenzweige erstreckten. Wir konnten demnach als sicher voraussetzen, daß man im fernen Tibet noch immer am Anfang stand.
Gleich nach mir betrat der Alte den Raum. Er kam allein. Die schwere Thermo-Rak-Pistole hing im offenen Halfter seiner Dienstkleidung. Sein Gruß wirkte unpersönlich. Er gab sich so, wie man ihn allgemein kannte.
»Setzen Sie sich neben mich, Major«, rief er mir zu.
General Reling verschenkte keine Minute. Sofort nach seinem Erscheinen begann die Vorführung. Während er das Mikrophon der Kommunikationsanlage ergriff, um bei wichtigen Punkten Einwürfe machen zu können, erloschen die Leuchtröhren.
Die Stimme eines Wissenschaftlers klang auf.
»Der Film zeigt in chronologischer Folge den Start der ALPHA, die Landung auf dem Mars, die Exkursionen der neunköpfigen Besatzung und die Heimkehr, soweit sie von den automatischen Bordkameras noch aufgenommen werden konnten. Die Bilder vom Start stammen aus den Geheimarchiven des Space-Departement. Alle anderen Streifen wurden von der Schiffsbesatzung gedreht und bei der Annäherung an die Erde an unsere Raumstationen abgestrahlt. Die Erklärungen stammen teilweise vom Kommandanten der ALPHA, überwiegend jedoch vom automatischen Robot-Bordbuch.«
Unvermittelt begann der Projektor zu arbeiten. Mir war, als stünde ich inmitten der Wüste. Das farbige und dreidimensionale Bild war so hervorragend, daß man sich in die Handlung versetz! fühlte.
Ich sah die schlanke silberglänzende, zweistufige Riesenrakete. Die zweite Stufe unterschied sich erheblich von dem wuchtigen, walzenförmigen Giganten der ersten Stufe, die noch mit einem normalen thermischen Atomtriebwerk ausgerüstet war. Im Vergleich dazu waren die Saturn-Raketen der siebziger Jahre filigranhafte Gebilde.
Auf dem voluminösen Startteil lastete die sechzig Meter lange geschoßförmige ALPHA, deren scharfgepfeilte Tragflächen und aerodynamischen Ruder darauf schließen ließen, daß sie zur Landung auf einem Himmelskörper mit tragender Atmosphäre bestimmt war.
Die erste Stufe war ebenfalls sechzig Meter hoch, nur war sie mit ihrer Zelle von vierzig Meter Durchmesser massiger und kompakter. Optisch paßte sie nicht zum Marsschiff.
Die Daten wurden bekanntgegeben. Startgewicht, Schubleistung beider Triebwerke, Geschwindigkeit bei Brennschluß der Starthilfe-Stufe, Massenverhältnis, spezifischer Impuls, Ausrüstung der ALPHA und was der bedeutsamen Dinge mehr waren.
Die Zahlen interessierten mich nur am Rande, da ich sie bereits auswendig kannte.
Tosen und Brüllen in den Lautsprechern. Hart abruckend schoß der hundertzwanzig Meter hohe Gigant in den strahlendblauen Morgenhimmel der Nevada-Wüste. Auf weißglühenden Gassäulen reitend, verschwand das Schiff im Nichts.
Andere Szenen zeigten neun fast besinnungslose Männer. Die erste Startperiode der Schubstufe war mit schnell ansteigenden Andruckwerten bis zirka fünfzehn g abgelaufen. Man hatte die hinderliche
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