Grosseinsatz Morgenröte
Sie war in einigen schmucklosen Betongebäuden untergebracht, auf denen Radartaster-Antennen kreisten.
Die Anlage war inmitten der düsteren, jedoch prachtvollen Berge der kanadischen Rocky Mountains erbaut worden. Direkt unter mir schäumte der Saskatchewan nordwärts, um dann weiter oben nach Osten abzubiegen.
Westlich von meiner Position, geborgen zwischen gigantischen Bergketten und schneebedeckten Gipfeln, mußte der kanadische Jasper-National-Park liegen. Die beiden höchsten Erhebungen des Mt. Hooker und Mt. Columbia waren nicht zu übersehen.
Dort lag mein eigentliches Ziel; aber ich hatte noch keine Ahnung, welche Aufgabe sich damit verband. Der GWA-Chef war wieder sehr geheimnisvoll gewesen. Nach meinen Erfahrungen war das ein schlechtes Vorzeichen.
Vor acht Stunden hatte ich noch in meinem Büro gesessen. Plötzlich war der Marschbefehl eingetroffen. Vier-Sterne-General Arnold G. Reling hatte ich nur zwei Minuten lang gesehen, aber die kurze Begegnung hatte mir viel verraten!
Er rauchte nur dann Zigarren, wenn er in den Ministerien Washingtons eine Pleite erlebt hatte. Diesmal hatte er sogar eine schwarze Brasil zerbissen!
Knapp und abweisend hatte er mir den Kode bekanntgegeben. Ich sollte den Kontrollpunkt Saskatchewan Nord, PQ-Zirkel Oscar, anfliegen und dort warten.
Außer dieser Andeutung wußte ich nur aus streng geheimen Informationen, daß in den Bergen nahe dem Naturschutzgebiet ein großes Werk zur Entwicklung und Fertigung völlig neuartiger Atomtriebwerke für die militärische Luft- und Raumfahrt liegen sollte. Wo das aber genau war, hatte man mir nicht gesagt.
Der Alte war zwei Stunden vor mir abgeflogen. Sein schneller Jagdbomber mußte ihn in einer knappen halben Stunde nach Kanada gebracht haben.
Ich schreckte aus meinen Gedanken auf, als ich von einer harten Druckwelle erfaßt wurde. Die alte BE-C-2518 drehte sich mit aufheulender Rotorturbine derart schnell um ihre Hochachse, daß ich fluchend auf den Kontaktschalter der Robotsteuerung schlug. Damit bekam ich die Hände frei. Die Maschine wurde präzise aufgefangen.
Ehe ich mich umsehen konnte, machten sich die physikalischen Nachwirkungen des vorbeigerasten Ato-Raumjägers bereits bemerkbar. Es waren relativ langsame Schallwellen, die mich wie mit Titanenfäusten erfaßten. Die in das entstandene Vakuum zurückstürzenden Luftmassen drohten meinen Schrauber zu zerreißen.
Es donnerte so heftig, daß ich verzweifelt den Mund aufriß, um einen Druckausgleich zu erzielen.
Wahrscheinlich hatte ich einige wenig liebenswürdige Worte in das Mikrophon geschrien, denn fast im gleichen Augenblick tauchte auf meiner Bildfläche das Gesicht eines jungen Leutnants der kanadischen Raumabwehr auf. Seine Belustigung war nicht zu übersehen.
Seine Zähne schimmerten hinter der geschlossenen Kunststoffscheibe des Druckhelmes. Mit der vom Gelenkhandschuh verhüllten rechten Hand tippte er lässig an die Stelle, wo unter dem Polsterwulst des Helmes seine Stirn sein mußte.
»Hallo, sind Sie der ältere Herr aus Washington? Freut mich!«
Was man als Spezialagent ZBV der Geheimen-Wissenschaftlichen-Abwehr nicht alles erleben kann!
Sein riskantes Flugmanöver dicht über meiner wenig widerstandsfähigen Maschine hatte ich schon als Provokation empfunden. Der »ältere Herr« brachte mich jetzt in Weißglut, da ich natürlich zu spät an meine Kopfmaske dachte. Danach glich ich tatsächlich einem älteren Herrn mit grauen Haaren und pergamentähnlicher Haut. Es war nun einmal nicht zu umgehen, daß GWA-Schatten im Einsatz niemals ihr
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