Grosseinsatz Morgenröte
Ultraschall-Messern entstehen keine Narben. Wenn anschließend noch lebendes Heilgewebe verwendet wird, sind die operativen Eingriffe sozusagen von einem Tag auf den anderen nicht mehr feststellbar.
Ich sah jedenfalls so aus wie Dr. Hofart. Kein Wunder, daß er etwas fassungslos war. Ich hatte mich in einen attraktiven Mann mit markantem Gesicht verwandelt. Mein neues Aussehen gefiel mir. Da überdies die Schmerzen verschwunden waren, lag auf meinen umgeformten Lippen ein wohlgefälliges Schmunzeln.
»Großartig, Dr. Hofart. Wie wäre es, wenn Sie mir Ihr Gesicht für immer überließen? Ich schenke Ihnen mein Antlitz. Mir gefällt es, wie ein Fernsehstar mit kühner Griechennase und Granatkinn auszusehen. Kohlschwarze Bürstenhaare und himmelblaue Augen müssen auf jedes Mädchenherz wirken. Eine indiskrete Frage: Wie widerstehen Sie nur den Anfechtungen durch die holde Weiblichkeit?«
Er lachte herzhaft über meine Anspielungen. Hoffentlich war er kein Playboy, sonst stand mir noch allerhand bevor, wenn ich meiner Rolle gerecht werden wollte.
Der Arzt lachte unterdrückt. Er schien bereits mehr zu wissen als ich.
»Wie ist das also, Hofart?« fragte ich, nichts Gutes ahnend. »Meine Erfahrungen sind nicht überwältigend.«
»Na ja, eh …!«
»Also doch«, unterbrach ich ihn. In dieser Hinsicht konnte ich mich auf einige Überraschungen gefaßt machen.
»Vielleicht fragen Sie einmal Ihren Chef«, gab er mir den Rat. »Ich glaube, er hat mir in der Hypnose alle Details entlockt.«
»Er hat einmal bei einer Schönheitskonkurrenz für Männer mitgewirkt«, warf der Mediziner mit verdächtig zuckenden Lippen ein. »Das war in Kalifornien. Es ist ein Wunder, daß er weiterhin Scheunings Assistent geblieben ist. Erster Preis, verstehen Sie.«
Ich ließ mich wortlos auf das Bett fallen.
»Pech für Sie«, bedauerte der Physiker schulterzuckend. »Sie hätten sich jemand anders aussuchen sollen. Ich habe Ihrem Chef alles übergeben, was ich an Bildern und Heiratsangeboten gesammelt hatte.«
»Zwei Aktentaschen voll«, fügte der Arzt amüsiert hinzu. »Zur Zeit erscheinen die Mitarbeiterinnen aus Scheunings Team nur in Galagarderobe. Mein Beileid, Major.«
»Es könnte sein, daß Sie sich in der nächsten Minute selbst bedauern«, fuhr ich wütend auf. »Zur Hölle, das hat mir noch gefehlt! Wie soll ich den Damen aus dem Wege gehen, ohne sofort in Verdacht zu geraten? Sind Sie überhaupt schon mal einer schönen Frau aus dem Wege gegangen, Hofart?«
Er schüttelte schuldbewußt den Kopf.
»Wie verhält es sich denn mit Asien?« bohrte ich weiter. »Haben Sie da auch Bekannte? Hier in den Staaten geht es ja noch, aber wenn mir drüben jemand begegnen sollte, der mich kennt und den ich demnach auch kennen muß, so ist der Einsatz gefährdet. Hofart, denken Sie nach! Sie können mich in Teufels Küche bringen. Haben Sie eine bestimmte Vorliebe für Kosenamen? Das muß ich unbedingt wissen. Alles, verstehen Sie! Das ist keine Neugierde, das begreifen Sie hoffentlich. Ein Kernphysiker mit Schönheitschampionat – gibt’s denn so was!«
Hofart zuckte wieder mit den breiten Schultern.
»Mit den Kosenamen haben Sie keine Schwierigkeiten«, erklärte der sympathische Schwerenöter beiläufig abwinkend.
Ich konnte ihm mit dem besten Willen nicht ernsthaft böse sein.
»Wieso? Erklären Sie mir das bitte.«
»Ich bin ein vorsichtiger Mann. Um nicht in Verlegenheit zu kommen, habe ich grundsätzlich nur ›Baby‹ gesagt. Dann kann man sich nie versprechen.«
»Haben Sie Bekannte in Asien?«
»Ja, zwei Damen. Schu-Li habe ich auf dem Physiker-Kongreß in Genf kennengelernt. Nähere Daten können Sie vom General
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