Grosseinsatz Morgenröte
erhalten.«
»Und die zweite Dame?«
»Eine junge Inderin aus Kalkutta. Tana Jajput. Ebenfalls in Genf. Bilder sind vorhanden.«
Ich befragte ihn noch zwei Stunden lang. Anschließend wurde ich zum Chef befohlen.
Da mein Gesicht völlig verändert war, brauchte ich die lästige Dienstmaske nicht mehr zu tragen. Trotzdem wurde dafür gesorgt, daß ich unterwegs keinem Angehörigen der GWA über den Weg lief.
Als ich das Vorzimmer des Alten betrat, hob Miß Miller den Kopf. Sie bewachte das Allerheiligste der GWA und hatte mir eigentlich immer gut gefallen. Natürlich war sie bisher die Kälte und Abwehr in Person gewesen, was sich aber plötzlich änderte.
Ich hatte keine Ahnung, wie sie in Wirklichkeit hieß. Auch sie wußte nicht, daß ich Major HC-9 war. Das gehörte zu unserem großen Versteckspiel vor den eigenen Leuten, obwohl sie hundertprozentig zuverlässig waren.
Sie sah mich an, bis ich fast verlegen wurde. Ihr verträumter Blick trieb mir die Schweißperlen auf die Stirn.
Verflixt, wenn ich mit meinem geliehenen Gesicht überall so wirkte, stand mir noch allerlei bevor. An die üblen Scherze meines Kollegen MA-23 durfte ich dabei gar nicht denken. Dieser Leutnant hatte einen skurrilen Humor, dessen Opfer ich schon häufig geworden war. Zum Glück war der Quälgeist in Kanada geblieben.
Miß Miller sprach nicht mehr, sie hauchte. Ich wurde erst erlöst, als die Stimme des Alten aus dem Lautsprecher dröhnte. Natürlich sah er uns auf einem der zahlreichen Bildschirme. Ich schenkte der passiven Kollegin ein hinreißendes Lächeln, das sie weiter zu verwirren schien. Von da an wußte ich, wie ein attraktiver Mann auf Frauen wirkt. Als GWA-Schatten konnte man die verschiedenartigsten Erfahrungen sammeln.
»Vielleicht erscheinen Sie bald im Filmraum, Major«, rügte mich der Alte über die Sprechanlage. »Öffnen Sie die Tür, Leutnant.«
Miß Miller berührte einen Knopf an der Tischkante. Eine Schiebetür glitt auf. Ich betrat den Lift.
Als der Korb nach unten glitt, ordnete ich erst einmal meine Empfindungen. Ich hatte meine Meinung gründlich geändert. Nun war ich nicht mehr davon begeistert, daß man mir Hofarts Gesicht gegeben hatte.
Ich war der einzige ZBV-Agent im Raum. Sonst sah ich nur Wissenschaftler, die ausschließlich zum großen Team der GWA gehörten. Es waren die fähigsten Köpfe der westlichen Menschheit, die sich hier vor der Projektionsfläche versammelt hatten.
Diese Männer hatten zwölf Tage lang an der Auswertung der Daten gearbeitet, die vom Sender des heimkehrenden Marsschiffes abgestrahlt worden waren.
Normalerweise hätte diese Zeitspanne niemals ausgereicht, um das Forschungsmaterial einwandfrei auszuwerten, geschweige die damit verbundenen Fragen stichhaltig zu lösen.
Es existierte aber ein Maschinengigant, der zu fast hundert Prozent die Arbeit übernommen hatte. Es war das elektronische Supergehirn, das im Turmbau des Hauptquartiers, im sogenannten »Vampirturm«, riesige Säle ausfüllte.
Die Männer sahen sich kaum nach mir um. Sie alle wußten, daß einer der Hauptakteure der beginnenden Handlung den Vorführraum betreten harte.
Was sie aber nicht ahnen konnten, war die Tatsache, daß man mich bisher noch weitgehend im unklaren gelassen hatte. Scheuning hatte mich geschult und examiniert. Er hatte mir keine Erholungspause gegönnt. Schon die Herstellung des spaltfreudigen Kernplasmas zur atomaren Verbrennung in einer überkritischen Reaktor-Brennkammer war ein Lehrstoff, der meine kernphysikalischen Kenntnisse strapaziert hatte.
Dazu kam der komplizierte Aufbau des magnetischen Flaschenfeldes mit der eingehenden Belehrung
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