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Grosser Auftritt fuer Sally

Grosser Auftritt fuer Sally

Titel: Grosser Auftritt fuer Sally Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Berger
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erwachte am Donnerstagmorgen davon, dass schwere Tropfen gegen das Schlafzimmerfenster prasselten. Das Erste, was ihr durch den Kopf schoss, war die Bewachungsaktion für die Kraniche, und das machte sie sofort hellwach. Wenn heute nicht gedreht werden konnte, durfte sie mit zum Erlenmoor. Das hatte ihr Vater gestern Abend versprochen. Conny richtete sich auf und versuchte ein Stück Himmel zu sehen. Dicke Regenwolken, so weit sie gucken konnte. Nicht gerade das Lieblingswetter von Bär Feddersen. Das Filmen konnte er heute vergessen. Gar nicht schlecht, dachte Conny zufrieden. Die Filmpause hatte zwei Vorteile: Erstens gehörte ihr Rocky dann mal wieder ganz allein. Und zweitens konnte sie nachmittags zu den Kranichen! Für einen verregneten Maidonnerstag eigentlich ziemlich gute Aussichten. Nur ärgerlich, dass der gesamte Vormittag durch Schulstunden blockiert war. Womöglich war der Englischlehrer wieder gesund und holte die Klassenarbeit nach? Das wären dann allerdings ziemlich schlechte Aussichten.
    Die Versuchung war groß, das Programm diffuse Oberbauchbeschwerden abzuspulen, das Conny perfekt beherrschte. Dahinter konnte alles stecken - vom verdorbenen Magen bis zum Blinddarm, von Gallensteinen bis zum Schulstress. Kein Arzt würde es wagen, ein Kind mit diffusen Oberbauchbeschwerden in die Schule zu schicken. Den Trick mit den »ungenauen Bauchschmerzen« hatte ihr eine Arzttochter aus ihrer Klasse verraten. Gegen eine angemessene Gebühr, versteht sich. Aber krankfeiern hieß auch: kein Stall, kein Rocky, keine Kraniche.
    Seufzend verwarf Conny den Krankheitsplan und stieg aus dem Bett. Wenn ihr Englischlehrer einen Funken Anstand besaß, würde er nicht schon nach einem Krankheitstag wiederkommen und seine Klasse mit Arbeiten belästigen.
    Connys Lehrer besaß die Fairness zu fehlen.
    Nach Schulschluss goss es weiterhin wie aus Kübeln und auch dann noch, als Conny gegen fünfzehn Uhr zum Reiterhof Birkenhain fuhr. Während sie sich in der Eingangstür aus der Regenjacke pellte, fiel ihr Blick auf einen Zettel am schwarzen Bett: »Die Dreharbeiten werden verschoben. Neuer Termin: Samstag, acht Uhr morgens.« Na also! Conny schlug die nasse Jacke am Eingang zur Reithalle aus und wunderte sich, dass zwei Hindernisse aufgebaut waren. Der Reitunterricht fing doch erst in einer Stunde an? Ob Jule mehr wusste? Ihre Freundin machte sich bereits in Sallys Box zu schaffen.
    »Wer will denn jetzt springen? «, erkundigte sich Conny. Jule hob den Sattel an und ließ ihn vorsichtig auf Sallys Rücken herunter. »Du wirst es nicht glauben.« Sie bückte sich nach dem Sattelgurt, nahm ihn hoch und zog die Lederenden durch die Schnalle. »Robin Hood nimmt Einzelstunden bei Herrn Jensen. Bis Samstag will er sich noch steigern. Immerhin, gute Absichten.«
    »Scheint dein Mäuschen aber gar nicht so zu sehen«, stellte Conny grinsend fest. In der Tat - Sally wirkte verärgert. Die Stute hatte, wie alle Schulpferde, ein untrügliches Gedächtnis dafür, wann der Zeitpunkt für den täglichen Unterricht gekommen war. Und jetzt war er eben noch nicht da. Jule drückte ihr liebevoll einen Kuss auf die breiten, braunen Backen. »Du willst doch berühmt werden, Mäuschen«, sagte sie eindringlich, »dafür muss man mal eine Sonderschicht einlegen.« Sally sah nicht so aus, als wolle sie dringend berühmt werden. Sie fügte sich aber seufzend in ihr Schicksal, als Robin Hood kurz darauf mit Herrn Jensen erschien und Jule sie in die Reithalle führte.
    Conny schlenderte die Stallgasse weiter hinunter. Mit gesenkten Köpfen standen die Pferde in ihren Boxen und knabberten Stroh. Conny war bei ihrem Traberwallach angekommen. Sein Zuhause lag zwischen den Boxen von Nappo, dem Haflinger, und Ole, dem Fjordpferd.
    »Hallo, Rocky, mein Süßer«, sagte Conny. Der schwarze Traber fraß ungerührt weiter. Stattdessen begrüßte Nappo das Mädchen mit freudigem Wiehern.
    Wie elektrisiert schoss Rockys Kopf beim ersten Wieherton hoch. Sofort warf sich der Traber krachend gegen die Trennwand, die Ohren drohend angelegt. »Wag es nicht noch mal, meinem Lieblingsmenschen zuzuwiehern«, warnten Rockys angelegte Ohren, »oder ich zerfetze dir dein rotes Fell, dass dich deine eigene Haflingermutter nicht mehr erkennt.«
    Dann wechselte Rocky zur anderen Seite der Box und donnerte einen Hinterhuf gegen die Holzwand. Das war seine liebenswürdige Art, dem Fjordpferd Ole mitzuteilen, dass für ihn etwas Ähnliches galt. Ole hatte nämlich die

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