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Grosser Auftritt fuer Sally

Grosser Auftritt fuer Sally

Titel: Grosser Auftritt fuer Sally Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Berger
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in den Lottbach. Als er sich stolpernd wieder aus dem knietiefen Wasser aufrappelte, sah er so bezaubernd aus wie eine nasse Katze. Die Filzkappe färbte ab und schmale, grüne Rinnsale liefen Robin Hood übers Gesicht. Ein Außerirdischer, nach einer Bruchlandung auf der Erde, könnte nicht schauriger aussehen.
    »Zuletzt habe ich so einen eleganten Sturz bei den Olympischen Spielen gesehen«, bemerkte Kai Jensen trocken und sprang über den kleinen Wall, um Robin Hood zu Hilfe zu kommen. Gott sei Dank war ihm nichts passiert - wenn man davon absah, dass er triefte wie Wäsche, die ohne Schleudergang aus der Waschmaschine kommt. Kai Jensen half dem Chefräuber aus dem Lottbach und kletterte mit ihm die Böschung hinauf.
    Der Sturz hatte für die Außenstehenden ganz lustig ausgesehen, aber Kai Jensen konnte nicht darüber lachen. Das Filmteam kriegt ja einen feinen Eindruck von meinen Schulpferden, dachte er und beschloss den Sprung ins Wasser von Jule wiederholen zu lassen. Die Blamage musste ausgebügelt werden.
    »Zeig mal, wie gut Sally springen kann«, forderte er Jule mit beschwörendem Augenzwinkern auf. Sie hatte ihr »Mäuschen« längst wieder eingefangen.
    »In diesen Stofffetzen?«, fragte Jule zweifelnd. Sie trug noch das Kostüm »mittelalterliches Kind«. Das ging natürlich nicht.
    »Im Stall werden sich ja wohl Stiefel finden lassen«, sagte Herr Jensen. Endlich bekamen die Killerbienen Gelegenheit mitzuhelfen. Seit einer halben Stunde hingen sie wie gestern nutzlos über dem Weidezaun und schmachteten die Schauspieler an. Herr Jensen schickte zwei Killerbienen in den Stall, um für Jule Stiefel und Kappe zu holen.
    Zehn Minuten später saß Jule im Sattel. »Mäuschen« würde mit ihr, ohne Theater zu machen, springen, da war sie sich ganz sicher. Schließlich hatten sie mit Herrn Jensen genau an dieser Stelle wochenlang Springen für den Reiterpass geübt. Trotzdem klopfte Jules Herz bis zum Hals. Immerhin guckte das gesamte Filmteam gespannt zu und die Killerbienen auch.
    Jule trabte mit Sally einmal um die Wiese herum, galoppierte dann an, fand den idealen Punkt zum Abspringen . Die Stute flog mit gestrecktem Körper über den Wall und landete weich im Flussbett. Jule strahlte über das ganze Gesicht. »Super gesprungen, Mäuschen«, flüsterte sie voller Freude.
    Das fand auch Bär Feddersen, der von seinem Regiezelt zusah. »Ein wunderschönes Bild«, seufzte er, »dieser Sprung durch das rote Licht. Ich wollte, das Mädchen wäre achtzehn.« Er sah Kai Jensen gequält an. »Und ich hätte keinen Vertrag mit Robin Hood unterschrieben.« Die letzten Worte flüsterte er fast, denn Robin Hood näherte sich, um zu erfahren, wie Bär Feddersen sich den weiteren Filmablauf vorstellte. »In diesen triefenden Sachen kann ich nicht mehr reiten«, gab der nasse Reiter zu bedenken, »und dieses Kostüm ist vor morgen früh bestimmt nicht...«
    »Ja, schon gut.« Der Regisseur unterbrach ihn fast schroff. »Ein Missgeschick kann jedem mal passieren. Aber was ich Ihnen übel nehme, sind Ihre falschen Angaben in der Kartei. Dass Sie springen können, ist ja wohl leicht übertrieben. Ihretwegen verzögern sich die Dreharbeiten.« Er rundete seine Standpauke mit dem Zusatz ab: »Und schieben Sie es bloß nicht aufs Pferd! Sie haben ja gesehen, dass die Holsteiner Stute den Sprung einwandfrei beherrscht.«
    Wie ein begossener Pudel schlich Robin Hood zum Wohnwagen, um sich trockene Sachen anzuziehen. Selbst von hinten sah er kläglich aus, wie er so gebückt davonkroch, eine grüne Tropfenspur hinter sich herziehend.
    »Nun zerreißen Sie ihn mal nicht«, beschwichtigte Kai Jensen, dem der glücklose Schauspieler plötzlich Leid tat. »Ich sagte ja, das Pferd muss bei solchen Wassersprüngen Vertrauen zum Reiter haben. Wenn Sie mal wieder solche Filme drehen, sollten Sie vorher Fachleute fragen, was überhaupt machbar ist. Ich hätte Ihnen von dieser Szene abgeraten.«
    Der Regisseur wiegte den Kopf. »Wahrscheinlich haben Sie Recht«, gab er zu, »aber bei der Räuberwaffel muss ich mich jetzt an die abgesprochene Fassung halten. Wie ist es - kann ich Ihre Pferde noch einen Tag länger mieten? Wir müssen den Donnerstag dranhängen.«
    Das hatte Kai Jensen schon befürchtet. »Aber nur bis zum Nachmittag«, sagte er. »Die Abendkurse kann ich auf keinen Fall verschieben.« Er machte eine Pause und deutete auf den grau verhangenen Himmel. »Können Sie eigentlich auch bei Regen drehen?«
    »Malen Sie nicht den

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