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Großer-Tiger und Christian

Großer-Tiger und Christian

Titel: Großer-Tiger und Christian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frritz Mühlenweg
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Großer-Tiger und Christian auf die Decken, und die zwei Soldaten stellten sich vor ihnen auf und verneigten
     sich feierlich. Die Pakete hatten sie vorher neben sich auf den Boden gelegt.
    »Ihr seid unsere befehlenden jüngeren Brüder«, sprach Guter-Gefährte, »und wir verneigen uns vor euch in Dankbarkeit. Ihr
     habt das Rad gedreht, als es Zeit zu drehen war, und ihr habt es festgehalten, als unsere Lebensgeister wankten. Ihr seid
     für uns durch den finsteren Tunnel gegangen, und darum verdient ihr großes Lob vor anderen. Wir bitten euch, die schlechten
     Geschenke, die wir bringen, nicht zu verachten. Hier sind Nudeln und Eier, mit dem Wunsch für langes Leben. Sie sind unschmackhaft,
     und die Kuchen, die wir haben, sind nicht gut zu essen. Nehmt bitte trotzdem vorlieb damit.«
    Als Guter-Gefährte so gesprochen hatte, sprangen Christian und Großer-Tiger schleunigst vom Kang und verneigten sich vor den
     Soldaten.
    Sie nahmen die Pakete und die Tüten in Empfang, und dabei sagte Großer-Tiger: »Wir sind nicht würdig, von euch so dicke Geschenke
     zu erhalten.«
    »Wir verdienen eure Aufmerksamkeit nicht«, sagte Christian.
    Dann setzten sich alle miteinander auf den Kang, lachten und schwatzten, und die Soldaten erzählten, dass in den Morgenstunden
     eine zweite Lokomotive in den Tunnel gefahren kam und sie geholt hatte. Der General war selbst an der Station gewesen, als
     der Zug einlief, und er hatte sie beide zum Unteroffizierbefördert. »Wir wünschen zehntausendfaches Glück«, sagten Christian und Großer-Tiger.
    Darauf öffneten sie die Tüten, die die Unteroffiziere Guter-Gefährte und Gelber-Pfeil mitgebracht hatten. Alle aßen von den
     Salzmandeln und Erdnüssen und von den gelben und roten Bonbons, die darin waren.
    »Wir müssen jetzt gehen«, sagte Gelber-Pfeil.
    »Morgen oder übermorgen müssen wir Peking erobern«, sagte Guter-Gefährte.
    »Dürfen wir dabei sein?«, fragte Christian.
    »Ich glaube nicht«, erwiderte Gelber-Pfeil zögernd. »Der General hat gesagt, es würde viel geschossen werden. Die Soldaten
     Tschang-Tzo-Lins haben neues Silbergeld bekommen, und nun haben sie wieder mehr Mut als vorher.«
    »Wir wohnen bei der alten Sternwarte«, sagte Großer-Tiger. »Wenn ihr nach Peking kommt, geht bitte zu meiner Heimstätte. Tretet
     vor meinen Vater und sprecht: ›Großer-Tiger, Euer gehorsamer Sohn, sendet Grüße und Wünsche für Wohlergehen. Er wird bald
     nach Hause kommen.‹«
    »Geht auch zu meinem Vater«, bat Christian, »aber ihr müsst sprechen: ›Dein Sohn Christian ist nicht ungezogen. Er kann nichts
     dafür, dass er jetzt weit fort ist; er wollte nur einen Drachen steigen lassen. Und die alte Ama kann auch nichts dafür, und
     überhaupt kann niemand etwas dafür. Es ist eben so gekommen.‹«
    »Wir werden alles bestellen«, versprach Guter-Gefährte, »ihr seid artige Menschen.«
    Gelber-Pfeil sagte: »Lebt wohl! Wir wünschen zahlreiche Glückssterne.«

Siebentes Kapitel, in dem Christian und Großer-Tiger Geheimkuriere werden
    Im Hof stand der General und sprach mit Glück. Christian und Großer-Tiger saßen auf dem Rand des Waschkübels unter dem Vordach.
     Sie aßen abwechselnd einen Mohnkuchen und dannein Bonbon und dann wieder einen Mohnkuchen. Die Sonne schien warm, die Tauben gurrten, und Christian hätte gern gewusst,
     was der General mit Glück redete. Aber dafür war die Entfernung zu groß.
    »Hörst du, was Glück sagt?«, fragte Großer-Tiger.
    »Ich höre es nicht«, sagte Christian.
    »Aber man sieht es; jedes Mal, wenn er den Mund auftut, sagt er: ›Eurer Exzellenz Befehl!‹ und weiter sagt er nichts.«
    »Vielleicht hat er nicht mehr gelernt.«
    »Soldaten dürfen nicht mehr sagen«, behauptete Großer-Tiger; »sie sagen: ›Eurer Exzellenz Befehl‹, oder: ›Jawohl, Herr General‹,
     oder so was. Früher war das anders, und jetzt ist es so.«
    »Wann war früher?«, fragte Christian.
    »Als die Kaiserin auf dem Drachenthron saß, war früher. Aber jetzt ist Früher seit langem vorüber. Du und ich waren nicht
     mehr dabei.«
    »Ach so«, sagte Christian, und dann aß er wieder ein Bonbon, und Großer-Tiger aß auch eines.
    »Gut oder schlecht?«, fragte auf einmal eine raue Stimme, und als sie sich umblickten, stand ein Mann hinter dem Waschkübel.
     Er trug eine runde gestickte Mütze, wie selbst Großer-Tiger noch nie eine gesehen hatte.
    »Was macht ihr hier?«, fragte der Mann, und er versuchte freundlich auszusehen. Seine

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