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Großer-Tiger und Christian

Großer-Tiger und Christian

Titel: Großer-Tiger und Christian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frritz Mühlenweg
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die Achseln und nannte mit festem Händedruck einen schamlosen
     Preis. Er ging auch nur ganz wenig herunter.
    Als die Hände sich trennten, griff Herr Ping nach dem Rechenbrett und notierte die bisher erzielten Preise durch Verschieben
     einiger Kugeln. Er machte es aber so rasch, und er deckte auch gleich den Rockzipfel darüber, dass selbst Großer-Tiger nichts
     ablesen konnte. Das war Herr Ping seinen Kunden schuldig.
    Nacheinander kaufte Naidang einen Kochkessel, einen Ziegel Tee, etwas Salz, einige Pfund Bohnennudeln, Knoblauch, Hammelfett
     und ein kleines Wasserfass, das Christian und Großer-Tiger füllten.
    Dann wurde abgewogen und aufgepackt. Ungemach belud das Lastkamel. Er verteilte den Proviant in zwei Säcke und obendrauf hing
     er auf die eine Seite das Kochgestell und den Kessel; auf die andere Seite kam das Wasserfass.
    »Wir reisen«, sagte Glück.
    Naidang nickte, und während Glück die Sattelriemen nachzog, nahm er Ungemach beiseite.
    »Ich habe zwei Pferde von dir bekommen«, sagte Naidang.
    »Davon ist mir nichts bekannt«, widersprach Ungemach, »die Pferde gehören nicht mir.«
    »Man muss diese Sache richtig betrachten«, setzte ihm Naidang auseinander, »der Amban von Sutschou will euch totschießen lassen.
     Soll ich ihm da zur Belohnung zwei Pferde geben, noch dazu wo eines ein Passgänger ist? Es wäre gegen jedes Herkommen«, sagte
     Naidang, »es wäre sogar ein Unrecht.«
    Ungemach trat erschrocken einen Schritt zurück und sagte, er wolle kein Unrecht begehen.
    »Ich auch nicht«, erklärte Naidang befriedigt, »so was würde mich zeitlebens betrüben. Deshalb habe ich gestern deine Pferde
     einem Mann verkauft, der sie heute nach Ning-Shia mitnimmt. Ning-Shia ist weit.«
    »Meine Pferde sind es aber nicht«, erinnerte Ungemach dem es wieder ängstlich wurde, »ich glaube, ich sprach schon davon.«
    »Hammaguä!«, rief Naidang, »die Pferde sind verkauft und bezahlt, und du sollst wissen, dass ich mit dem Geld euern Proviant
     bezahle. Es bleibt aber ein Rest, und hier ist er. Mach schnell«, drängte Naidang, und er schob Ungemach ein Päckchen in die
     Hand, das schwer war und in einem blauen Tuchfetzen steckte. Auch war es fest verschnürt und verknotet.
    Ungemach steckte es mit leichten Gewissensbissen ein, aber darum scherte sich Naidang nicht. Er trat zu Herrn Ping, der unter
     der Jurtentür stand und dem Aufbruch zuschaute.
    »Ein Weilchen bleibe ich noch bei dir«, versprach Naidang.
    Herr Ping lächelte sauersüß, und dann trat Glück vor. Großer-Tiger und Christian stellten sich mit Ungemach hinter ihn in
     eine Reihe. Sie verneigten sich, hoben die Fäuste zur Stirn, und Glück sprach: »Des Schicksals Befehl heißt uns gehen. Wir
     wissen nicht, wohin er uns führt, doch überall werden wir deiner himmelhohen Güte gedenken. Du sollst alle Tage leicht und
     gut in Frieden verbringen«, fügte Glück mongolisch hinzu, und er bot Naidang einen ganz neuen, hauchdünnen Haddak mit eingewebten
     Glückszeichen auf den ausgebreiteten Händen zum Abschied. Er hatte ihn, während Naidang mit Ungemach sprach, geschwind dem
     Herrn Ping unter Hinweis auf den großen Einkauf abgepresst.
    Naidang nahm den Haddak entgegen, und Herr Ping rief bewundernd: »Oh!, was für ein selten schönes Stück.«
    Dann brachte Ungemach die Kamele, und als alle aufgesessen waren, ritt Glück voraus.
    »Sä Jabonah!«, riefen Naidang und Herr Ping.
    »Sä Sotjenah!«, riefen Christian und Großer-Tiger.
    Der Pudel kannte sich nicht aus; er lief ein Stück mit den Reitern, dann kehrte er um und blieb bellend vor Naidang stehen.
     »Hund komm her!«, rief Christian und drehte sich im Sattel um. »Fort mit dir!«, rief Naidang. Aber der Pudel machte kleine
     und große Sprünge, schnappte nach dem Mantel und wollte durchaus nicht ohne Naidang sein.
    »Hund, komm her!«, rief Großer-Tiger.
    »Es gibt keine Hilfe«, murmelte Naidang und griff nach dem Daschior. Aber auch das half nichts. Endlich brachte Herr Ping,
     was man brauchte. Er besaß ein ledernes Halsband, mit dem er seinen ruppigen Hund des Nachts neben dem Vorratsstapel an eine
     Kette band. Dieses Halsband brachte er: »Es kostet einen Silberbatzen«, sagte Herr Ping.
    »Darüber werden wir uns später unterhalten«, knurrte Naidang, »gib her.«
    So kriegte der Pudel ein Halsband, Naidang machte einen Strick daran, und Christian und Großer-Tiger kehrten noch einmal um.
     Da kam ihnen Naidang entgegen, und als sie zusammentrafen, waren

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