Großer-Tiger und Christian
Schutzwände hinaus. Das eiserne Fass, von dem Dämbit gesprochen hatte, war auch da. Es stand auf seinem Platz hinter
dem Führerhaus. Grünmantel probierte das Gewicht einiger Kanister, bis er den richtigen fand. Dann gab er ihn dem wartenden
Schlangenfrühling, der damit zum Tank ging. Es fehlte aber nur ganz wenig Benzin, und Schlangenfrühling reichte den Kanister
bald zurück.
»Pass auf«, sagte Großer-Tiger, »jetzt muss er Wasser nachfüllen.«
Richtig gab ihm Grünmantel einen Eimer, aber diesmal ging Schlangenfrühling nicht gleich zum Bach, wie Grünmantel es haben
wollte. Er öffnete den Kühler, tunkte den Zeigefinger hinein und hielt ihn Grünmantel unter die Nase. Da erst war Grünmantel
zufrieden und ließ es bei dem nassen Finger bewenden. Er nahm die Werkzeuge, die er sich ausgesucht hatte, schloss die Wagentür
und sprang über den Bach. Unbefangen, als ob nie ein Schuss gefallen wäre, schritt er zwischen den Felsblöcken durch. Trotzdem
gelang es ihm nicht, sein Selbstvertrauen auf Schlangenfrühling zu übertragen, der mit Schaufelund Spitzhacke folgte und ängstliche Seitenblicke zum Talausgang warf.
»Fertig?«, rief ihnen der Geschäftsführer entgegen, und Christian und Großer-Tiger konnten es hören. Es war aber auch das
einzige Wort, das sie zu hören kriegten. Grünmantel antwortete nicht. Er war der Vorgesetzte.
»Was denkst du über diese Sache«, fragte Christian leise.
»Warte zwei Augenblicke«, antwortete Großer-Tiger, »vielleicht erfahren wir mehr.«
Sie schauten nach unten, aber der Dicke saß wieder allein am Feuer und warf ein paar Hölzchen hinein. Grünmantel war mit Schlangenfrühling
in die Höhle gegangen. Es dauerte jedoch nur wenige Augenblicke, da kam Schlangenfrühling mit einem Armvoll Baumwolle. Er
warf sie dem Geschäftsführer vor die Füße. Vielleicht sagte er auch etwas, aber mehr als »Da hast du deine Arbeit« war es
sicher nicht, denn Schlangenfrühling verschwand wieder in der Höhle. Bald kam er mit noch mehr Baumwolle zurück.
Der Dicke fing an, einen losen Strick zu drehen, und Schlangenfrühling schaute eine Zeitlang zu, ob er es recht mache.
Dann griff er nach der Spitzhacke. Er begann einen kleinen Graben aufzuhacken, den er nach dem Bach zu fortsetzte. Wenn er
eine Strecke weit gehackt und mit der Schaufel gegraben hatte, trat er den Graben mit kleinen Schrittchen fest, immer hin
und her.
Er war noch nicht weit mit der Arbeit gediehen, als Grünmantel aus der Höhle kam und ihm die Spitzhacke abverlangte. So hatte
Schlangenfrühling nur noch die Schaufel, und das Graben ging langsamer. Dafür hörte man aus der Höhle dumpfe Schläge, und
wenn sie schwiegen, ertönte das spitze metallische Hämmern, mit dem ein Meißel ins Gestein getrieben wird.
»Kwi-Schan«, flüsterte Großer-Tiger, »ich möchte etwas wissen.«
»Sie wollen Fallende-Wand sprengen«, antwortete Christian.
»Das schon«, sagte Großer-Tiger, »aber wozu?«
»Wenn wir«, setzte ihm Christian auseinander, »jetzt zu Kao-Scheng sagen: ›Heute Nacht wird Fallende-Wand von neuem einstürzen‹,
was, glaubst du, wird er tun?«
»Er wird mit seinen fünf Männern davonreiten, da gibt es keine Hilfe.«
»Deshalb«, sagte Christian, »will Grünmantel sprengen. Der Donner schafft Verwirrung, und in der Verwirrung wird er fortfahren.
Der Wagen steht drüben weit genug weg. Du siehst, bis wohin die Felsbrocken das letzte Mal gefallen sind. Über dem Bachrand
liegt keiner.«
»Jetzt ist alles klar«, sagte Großer-Tiger, »und wir gehen.«
»Es pressiert«, sagte Christian. Sie schauten noch einmal in die Tiefe. Der Dicke war aufgestanden, er trug einen Baumwollpack
unter dem Arm, und während er den fertigen Strick in den Graben legte, drehte er emsig weiter.
»Nachher gießen sie Benzin darüber«, sagte Christian, »und wenn sie beim Wagen sind und der Motor läuft, zünden sie an.« Er
schwieg, und Großer-Tiger sah ihn bekümmert an. »Was tun wir«, fragte er. »Können wir was tun?«
»Wir wollen es Dampignak sagen«, schlug Christian vor, »er führt den Befehl. Es wäre vermessen, ihm vorzugreifen.«
»Bolna«, sagte Großer-Tiger und begann zurückzukriechen. Christian kroch auch rückwärts, aber bald stand er auf, und miteinander
liefen sie, so schnell es ging, zu den Pferden. Atemlos langten sie bei Kao-Scheng an.
»Wozu die Eile?«, fragte Kao-Scheng verwundert, »in der Eile sind Fehler.«
»Grünmantel will
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