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Großer-Tiger und Christian

Großer-Tiger und Christian

Titel: Großer-Tiger und Christian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frritz Mühlenweg
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fortzufahren«, sagte Christian.
    »Horch!«
    Allein man hörte nichts. Grünmantel kam nach einer Weile wieder. In der einen Hand trug er das Gewehr Schlangenfrühlings,
     in der andern einen Benzinkanister.
    Er sprang nicht mehr über den Bach, dafür war er zu schwer beladen. Als er auf der Sandbank anlangte, beeilte sich der Geschäftsführer,
     ihm den Kanister abzunehmen. Er trug ihn in die Höhle, und Schlangenfrühling lehnte das Gewehr gegen die Felswand. Dann kam
     er wieder.
    Bald erschien auch der Geschäftsführer, und beide stellten sich einträchtig neben Grünmantel. Grünmantel schien seinen Zuhörern
     einen Plan zu entwickeln. Er deutete geradeaus, dann wieder zurück, er hob beide Hände über den Kopf und ballte sie zu Fäusten,
     er ließ die Fäuste niederfahren, dass Schlangenfrühling erschrocken einen Schritt beiseite trat, und nachher stand er wie
     ein Feldherr da, gegen dessen Anordnungen keine Einwände möglich sind. Schlangenfrühling und der Geschäftsführer machten auch
     keine. Grünmantel sah den einen an und dann den andern, und beide nickten ergeben.
    »Vielleicht«, sagte Christian plötzlich, »sollte einer von uns beiden auf die andere Seite.«
    »Es sind nur noch zwei Stunden bis Sonnenuntergang«, warnte Großer-Tiger.
    »Das reicht.«
    »So geh, Kwi-Schan. Es ist das erste Mal, dass ich nicht bei dir sein kann.«
    »Das Los soll entscheiden«, schlug Christian vor und nahm einen Stein in die Hand. »Du musst rechts oder links sagen, und
     wer den Stein hat, darf gehen.«
    »Bleibt beisammen«, sagte Dampignak, der hinter ihnen lag und lächelte. Christian fuhr herum, und Großer Tiger starrte ihn
     aus aufgerissenen Augen an.
    »Wir haben aber aufgepasst«, sagte Christian.
    »Ihr seid lautlos wie ein Geist«, sagte Großer-Tiger.
    »Wo wollt ihr denn hin?«, fragte Dampignak.
    »Wir möchten sehen, wo der Wagen steht«, sagte Christian.
    »Sie haben was vor«, sagte Großer-Tiger, »vielleicht sieht man von drüben, was es ist.«
    »So geht«, sagte Dampignak, »und folgt meiner Spur; ich bin nirgends über Steine gegangen. In einer halben Stunde seid ihr
     bei Kao-Scheng. Nehmt Pferde. Ihr könnt den rückwärtigen Hang von Fallende-Wand hinaufreiten, bis ihr über der Felswand seid.
     Kao-Scheng soll euch führen. Bleibt aber weit genug vom Abgrund weg.«
    »Wir hören und gehorchen«, riefen Großer-Tiger und Christian.
    Rasch schlüpften sie in die Stiefel und setzten die Hüte auf. Dabei sahen sie, dass Dampignak Filzschuhe anhatte.
    »Ich habe sie von Kao-Scheng geborgt«, erklärte der Uralte-Herr, »sonst hätte ich euch schwerlich überraschen können. Filzschuhe
     taugen besser zum Bergsteigen.«
    »Da steht das Kästchen«, erwähnte Christian eilig, und dann liefen sie schon bergab.
    Dampignaks Spur kam vom Süden her. Er hatte den Weg sorgfältig gewählt und die Steinkare vermieden, die vom Gipfel auf einen
     Bergrücken stürzten, wo sie wie ein See zusammenflossen. Hier hörten die Schwierigkeiten auf. Statt der zahllosen Schluchten
     und Falten auf der Nordseite gab es bloß den Bergrücken, der breit ausladend ins Tal führte. Dampignaks Spur ging mitten drüber
     hin, und unten sahen Christian und Großer-Tiger von weitem die Pferde und Kao-Scheng, der mit einem seiner Leute am Feuer
     saß. Der blaue Rauch stieg steil in den blauen Himmel. »Kao-Scheng kennt sich aus«, sagte Christian, als sie näher kamen.
    »Dafür ist er ein Grenzhauptmann«, sagte Großer-Tiger.
    Es schien, als ob der Bach, der hinter Fallende-Wand versickerte, hier wieder zutage trat. Kleine Tümpel glänzten in der Sonne,
     und gelbes Derresgras stand in wirren Büscheln ängstlich um die Wasserstelle. Die Pferde fanden ein dürftiges Futter.
    »Tee trinken!«, rief Kao-Scheng, als er Großer-Tiger und Christiankommen sah, und er stampfte ihnen in den Reiterstiefeln Dampignaks entgegen.
    »Vorher müssen wir dies und das tun«, widersprach Großer-Tiger, und er erklärte ihm, weshalb sie kamen. Allein Kao-Scheng
     blieb unerschüttert. »Tee trinken«, sagte er, »ist auch eine wichtige Sache. Wir wollen das eine tun und das andere nicht
     lassen.«
    Also schickte er den Mann, den er bei sich hatte, nach den Pferden, und bis sie geholt und gesattelt waren, verging eine Viertelstunde
     mit Teetrinken.
    »Hat Kasim den Esel totgeschossen?«, fragte Großer-Tiger.
    »Nicht wahr?«, rief Kao-Scheng begeistert, »es war ein Meisterschuss. Kasim ist wie Ju-Tzu, der Bogenschütze, und

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