Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Großer-Tiger und Christian

Großer-Tiger und Christian

Titel: Großer-Tiger und Christian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frritz Mühlenweg
Vom Netzwerk:
Geschäftsführer den Esel gesattelt und gezäumt brachte,
     gab es eine kurze Auseinandersetzung, wobei Schlangenfrühling heftig gestikulierte und nicht aufstehen wollte. Endlich ließ
     er sich von dem Geschäftsführer in den Sattel helfen. Er verabschiedete sich von Grünmantel und ritt dem südlichen Talausgang
     entgegen.
    Christian und Großer-Tiger waren furchtbar aufgeregt. Sie blickten gebannt auf Schlangenfrühling, der sorglos den Bach entlang
     trabte. Wo das Wasser versickerte und die letzten Derresbüschel im Kreis wie auf verlorenem Posten standen, wandte sich Schlangenfrühling
     im Sattel und winkte. Vielleicht winkte Grünmantel zurück, aber Christian und Großer-Tiger sahen es nicht. Sie sahen nur Schlangenfrühling.
    Sie merkten auch nicht, dass sich der Punkt auf dem ersten Hügel ein klein wenig hob. Es war nur für einen Augenblick, und
     man sah auch weiter nichts, als dass plötzlich der Esel unter Schlangenfrühling zusammenstürzte. Der Hall des Schusses kam
     erst viel später. Da war Schlangenfrühling schon unter dem Esel hervorgezappelt und lief, was er konnte, nach Fallende-Wand
     zurück. Dabei vergaß er vollends sein wehes Bein, und das war zu verstehen, denn dem ersten Schuss folgten andere. Hall und
     Widerhall brachen sich an den Felsen, aber die Felsen standen und rührten sich nicht.
    »Warum schießt denn die ganze Bande?«, fragte Christian empört.
    »Ich weiß es auch nicht«, antwortete Großer-Tiger, »wahrscheinlich ist Schießen ansteckend.«
    Im Tal hatte sich Grünmantel, wo er stand zu Boden geworfen, aber der flinke Geschäftsführer war in der Höhle verschwunden.
     Als Schlangenfrühling die Sandbank erreichte, verhallten die letzten Schüsse. Er besann sich nicht lange, warf sich neben
     Grünmantel, und beide steckten die Köpfe in den Sand, als ob das was nütze.
    »Wir müssen zurück«, sagte Christian hastig, »gleich werden sie die Köpfe heben und herumschauen, was los ist.«
    »Wenn wir ruhig liegen bleiben«, meinte Großer-Tiger, »werden sie uns für Steine halten.«
    »In der Schwarzen-Stadt«, erinnerte Christian, »hat uns der Uralte-Herr auch bemerkt.«
    Da gab Großer-Tiger nach, und sie krochen zurück, bis sie bei den Stiefeln anlangten, neben denen die Hüte auf dem Kästchen
     lagen.
    »Was jetzt?«, fragte Großer-Tiger und schaute sich um.
    Christian schaute sich auch um, und dann merkten beide, dass sie noch gar nicht auf dem Berggipfel waren, sondern ein Stück
     darunter. Sie sahen auch, dass ein gezackter Grat den Kamm entlanglief, und dass es dort oben ein besseres Versteck gab als
     auf der runden Kuppe, auf der sie gelegen waren. Also packten sie die Stiefel, die Hüte und das Kästchen und machten sich
     auf den Weg. Das letzte Stück legten sie kriechend zurück.
    Oben gab es wenig Platz, aber man konnte sich freier bewegen, wenigstens auf allen vieren. Große und raue Steine bildeten
     eine wilde Schanze, in der es eine Reihe schmaler Durchblicke gab. Man brauchte sich nur dahinter legen, und man sah, was
     drunten in Fallende-Wand passierte.

Fünfzigstes Kapitel, in dem das Schicksal rollt
    Zunächst passierte nichts. Der Geschäftsführer war wieder da; Grünmantel schaute nach der Sonne, aber er sah sie nicht mehr.
     Sie war gerade über die Kante von Fallende-Wand geglitten, und der erste Schatten fiel ins Tal. Schlangenfrühling blickte
     überall herum und fürchtete sich.
    »Schade, dass wir nicht hören können, was sie reden«, sagte Christian.
    »Man kann es sehen«, erwiderte Großer-Tiger, »schau Grünmantel an.«
    Anscheinend befahl er abwechselnd Schlangenfrühling und dem Geschäftsführer, etwas zu unternehmen, aber beide weigerten sich.
     Das hätten sie nicht tun sollen. Augenblicklich hagelte es Maulschellen und Fußtritte, und als das nichts fruchtete, hob Grünmantel
     den Daschior vom Boden auf, den Schlangenfrühling von seinem traurigen Ausflug mitgebracht hatte. Damit verdrosch er den kleinen
     Geschäftsführer ausgiebig. Schlangenfrühling hätte sich gern davongemacht, aber er hatte Angst. Prügel waren eine kleine Sache
     gegen Totgeschossenwerden, und so kriegte er das ihm zugedachte Teil. Als Grünmantel das besorgt hatte, ging er aufrecht,
     und so, als ob er einen Spaziergang mache, zwischen den Felsblöcken querdurch das Tal. Er sprang über den Bach, und Christian und Großer-Tiger konnten ihn nicht mehr sehen.
    »Jetzt geht er zum Wagen«, sagte Großer-Tiger.
    »Vielleicht versucht er,

Weitere Kostenlose Bücher