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Großreinemachen - Einer muss ja wohl mal aufraeumen

Großreinemachen - Einer muss ja wohl mal aufraeumen

Titel: Großreinemachen - Einer muss ja wohl mal aufraeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Wissen
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homosexuelle Welt ist nämlich meistens eines: Ein riesengroßer blauer Misthaufen!
    Hä? Blau?! Jo, blau. Blau wie die Hintergrundfarbe von Deutschlands größten Internetportalen für Männer, die Männer lieben: Gayroyal und Gayromeo – oft liebevoll als schwule Einwohnermeldeämter bezeichnet. Jeder, der was auf sich hält – und hey! Zeig mir eine Schwuppe, die das nicht tut! – hat mindestens ein Profil auf einer oder beiden dieser Seiten … und gibt darauf alles .
    Und wenn ich alles schreibe, dann meine ich alles : Kein Körperteil, das nicht in Makroaufnahme per Foto gezeigt wird. Was einem da an Geschlechtsteilen, Hintern und Brustwarzen unverpackt entgegen strahlt – jau, Mann traut sich was…
    Beim Betrachten all dieser Bilder (Wie schon erwähnt: Wie ein Verkehrsunfall, man muss hinsehen!) stelle ich mir allerdings immer die Frage: Wie fühlen sich all die besten Freundinnen oder auch TV-Stars – „Büdde, büdde, ein Foto! Ooooh, kreisch, dankeeeee!!!!“ – zwischen all den Pimmeln und Ärschen, zwischen denen sie auf den Fotos, die ihr schwuler Freund oder Fan ungefragt ins Profil gestellt hat, hervor lächeln???
    Nun, jedenfalls bin ich irgendwie auf diese blauen Seiten angewiesen, wenn ich denn jemand gleichgesinnten kennenlernen will. Denn früh – so man denn mit 28 von früh reden kann … danke, liebe Kirche (s.o.) – habe ich gemerkt, dass die sogenannte Szene nicht mein Ding ist. Mann! Ist das ein Schaulaufen! Beim Betreten einer schwulen Kneipe bekommt man gleich ein Gefühl dafür, wie sich eine Blondine mit 90-60-90 fühlen muss, wenn sie an eine r Baustelle vorbei geht. (Oje … schon wieder so ein Bauarbeiter-Klischee! Wie kommt mir das nur alles in den Sinn? Ob denn doch was Wahres dran ist?)
    Da wird jedenfalls geglotzt auf Schwanz komm raus, dass er eine wahre Pracht ist … äh, ES , nicht er – ES eine wahre Pracht ist. Uih, Bilder im Kopf, ne? Jo, ich auch … hmmm, legger – aber lassen wir das.
    Jedenfalls muss sich das keiner antun, sich da so begaffen zu lassen. Mann hat schließlich seinen Stolz. Ich würde mich ja auch nicht vor der Klum zum Affen machen.
    Und so ging ich in der ersten Zeit den klassischen Weg: die Kontaktanzeige. Kennse? Nun ja, sollten sie unter 40 sein, dann wohl nicht…
    Da dachte man sich also einen originellen Text für eine Anzeige aus, die man in einem Stadtmagazin oder im Lokalanzeiger oder auch in einem regelrechten Anzeigenblatt postierte (Nee, nix posten – postieren tat man damals noch! Sind ja hier nicht bei fratzebuch !). Da bekam das Inserat dann eine Chiffrenummer, damals nahm man es noch ernst mit dem Datenschutz und Adressen, Telefonnummern und dergleichen blieben tatsächlich geheim (Herr Schäuble, das müssen Sie doch eigentlich auch noch kennen. Oder waren Sie auch damals schon zu senil, um das mitzubekommen?).
    Der große Nachteil dieses Chiffre-Systems war , dass jetzt die Warterei los ging. Denn nun mussten etwaige Interessenten erst einmal ihre Antwort verfassen, dann den Brief mit der Chiffrenummer versehen in einen Umschlag stecken, diesen dann in einen weiteren, an den Verlag adressierten, Umschlag geben und alles abschicken. Womit dann dank der bis heute phänomenal konstant mies gebliebenen Postlaufzeiten schon mal die ersten zehn bis vierzehn Tage vergangen wären …
    Noch mal genau so lang sammelte der Verlag dann alle drei Zuschriften, die es auf meine Annonce gab, bevor er sie an mich weiter leitete. Man konnte also nicht so richtig sicher sein, ob die Bewerber um die Stelle des nächsten Lovers noch lebten, wenn man ihr Kuvert mit dem Foto öffnete.
    Manchmal hab ich mir dann auch regelrecht gewünscht, sie würden nicht mehr unter uns  weilen …
    Himmelsakramentnochamol! Was Menschen sich trauen! So viele Monster hatte ich echt nicht auf dem Planeten vermutet. Puh, war das schrecklich, was da aus den Umschlägen purzelte…
    Das war nur mit dem Mut der Verzweiflung zu erklären, dass diese Kerle sich trauten, mir so was zu senden. Ich hab grad ein Flashback … sorry, ich muss eben mal … wuuuh, hoffentlich schaff ich’s bis zum Klo …
    Spannungsaufbau … Hat er es geschafft? … Lesen Sie weiter auf der nächsten Seite!

Bin zurück. Gut gegangen. Glück gehabt.
    Bilder, geht jetzt aus meinem Kopf!
     
    Gut, mit zwei nicht ganz so Verunstalteten hab ich mich dann auch getroffen…
    Der erste hatte ein ganz nettes Gesicht. Aber leider war es damals eben noch nicht üblich, gleich Aktfotos zu schicken

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