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Großstadt-Dschungel

Großstadt-Dschungel

Titel: Großstadt-Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mlynowski
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Drinnen schließt sich der Themenpark Abenteuer mit gigantischen, bedrohlich von der Decke hängenden Fledermäusen an, die eine jüngere, weniger reife Ausgabe meiner selbst vermutlich zutiefst verschreckt hätten. Wir kaufen die Karten und stellen uns dann beim Popcorn an. Sam und Marc kaufen Weingummis und zwei Diät-Colas. Langweiler. Im Kino kein Popcorn zu kaufen ist wie zum Baseballspiel zu gehen und keinen Hot Dog zu essen. Warum geht man denn sonst zu einem Baseballspiel?
    „Wir organisieren schon mal die Plätze“, erklärt mir Sam und geht Hand in Hand mit Marc davon. „Ein kleine Tüte Popcorn mit extra Butter, bitte, und einen kleinen Becher Eisorange“, bestelle ich bei dem Mädchen mit gepiercter Augenbraue und wasserstoffblondem Haar.
    „Möchten Sie nicht lieber einen großen Becher, Ma’am? Den können Sie sich umsonst wieder auffüllen lassen.“
    Ma’am? Ma’am?? „Nein, danke.“ Die kleinen sind ja schon riesig.
    „Es kostet nur fünfunddreißig Cent mehr“, sagt das gepiercte Kind.
    „Nun ja … dann.“ Für nur fünfunddreißig Cents extra, warum nicht?
    „Möchten Sie nicht lieber eine große Tüte Popcorn, Ma’am? Das kostet nur fünfundsechzig Cent mehr.“
    „Nein, danke.“
    „Die können Sie sich umsonst auffüllen lassen, Ma’am.“
    Ich bin mir nicht sicher, wann genau ich mir die Tüte wohl wieder voll machen könnte, da der Film in etwa dreißig Sekunden beginnt. Aber umsonst ist umsonst. Ich kann ja gleich nach der Vorstellung noch mal hingehen. Und dann hätte ich morgen einen Snack auf der Arbeit.
    Das gepiercte Mädchen reicht mir zwei aberwitzig große Behälter, wobei in einem ungefähr fünf Liter Orangensaft sind und in dem anderen Popcorn für ein ganzes Regiment.
    Oooh! Saure Drops! Ich liebe saure Drops! „Könnte ich bitte auch eine Tüte von denen haben?“
    „Alles klar, Ma’am. Macht zusammen fünfzehn Dollar
    fünfzig. Fünfzehn fünfzig? Warum kostet mein Naschzeug doppelt so viel wie die Kinokarte?
    Oh-oh. Ich muss aufs Klo. Das ist gut. Wenn ich nämlich jetzt gehe, muss ich vielleicht nicht während der Vorstellung raus. Die Hoffnung wenigstens bleibt. Nur dass ich mich gerade fühle wie ein Kind im Schneeanzug. Wie soll ich schließlich einen Eimer Popcorn, eine Packung saure Drops, fünf Liter Limonade und einen einzelnen Strohhalm in die Kabine manövrieren, ohne alles zu verschütten?
    Die erste Lebensweisheit, die Jeremy mir beigebracht hat, war die, dass ich in einem Kino niemals versuchen sollte, den Strohhalm in den Becher zu drücken, bevor ich mich hingesetzt habe, falls die Chose überschwappt. Hört sich ganz simpel an, aber ich möchte nicht wissen, wie oft ich mit orangefarbenen Streifen aus dem Kino kam, bevor ich Jeremy kennen gelernt hatte.
    Die letzte Lebensweisheit, die er mir beigebracht hat, war die, dass man sich niemals auf einen hinterhältigen, egoistischen Mistkerl einlassen sollte.
    Ich werde durchhalten und gehe nicht aufs Klo.
    Das Kino ist schon dunkel, und auf der Leinwand flimmert die Bitte, das Handy auszuschalten, weil das Klingeln jeden nervt.
    Wie zum Teufel soll ich denn hier irgendwen finden?
    Ich laufe den Gang runter und spähe in die Reihen. Ich komme mir vor, als suchte ich Waldemar.
    Nein.
    Nein.
    Nein.
    Als ich vor der Leinwand ankomme und den Leuten den Blick verstelle, höre ich ihre wütenden Kommentare wie
    „Hey, setz dich gefälligst!“ und „Geh aus dem Bild!“ oder „Was ist denn mit dir los?“ Möge Gott verhüten, dass sie die Werbung verpassen. Wo sind denn Sam und Marc nun? Vermutlich sitzen sie weiter hinten. Ich muss an ihnen vorbeigelaufen sein.
    Sie sitzen nicht weiter hinten. Ich drehe mich um und gehe wieder nach vorne.
    Sam winkt mir aus der ersten Reihe zu. „Tut mir Leid, aber ich habe meine Brille vergessen“, flüstert sie. „Ich hoffe, das stört dich nicht.“
    Ich überlege, ob es unhöflich wäre, mich wie ein normaler Mensch einfach allein in die Mitte des Kinos zu setzen. Was aber, wenn ein potenzieller Begleiter hier ist und mich allein da sitzen sieht und sich denkt, dass ich ein Misanthrop durch und durch bin, der Samstagabend allein im Kino hockt, um Männer aufzugabeln oder um noch nicht mal Männer aufzugabeln, sondern einfach nur, um für ein paar miese Stunden aus der von Katzen belagerten Wohnung zu fliehen? Was dann?
    Ich setze mich neben sie in die erste Reihe, lege meinen Kopf etwa achtzig Grad in den Nacken und versuche es mir gemütlich zu

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